XXXXVII. I am sorry

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Ich haderte mit mir selbst.

Felix' Haus war nicht weit von mir entfernt, ich müsste nur die Straße heruntergehen. Allerdings wusste ich nicht, ob seine Eltern zuhause waren und befürchtete, dass es ihn in Schwierigkeiten bringen könnte, wenn ich auftauchte. Ich wollte nicht ihr Bild von mir zerstören, immerhin sahen sie mich als einen guten, unterstützenden Freund. Verunsichert schaute ich auf mein Handy, bis ich schließlich tief durchatmete und seine Nummer wählte. Ein Spaziergang war vermutlich besser geeignet für dieses Gespräch. Dann konnten uns keine Ohren gefährlich werden, die nichts von unser Beziehung mitkriegen durften.

Aufgeregt ließ ich mein Handy klingeln, presste es fest an mein Ohr, als würde mein Leben davon abhängen. Nebenbei betrachtete ich die Sonne, die bereits tief am Horizont hing und sich langsam in ihren Schlaf begab. Mein Herz klopfte schneller, bis mich eine warme Sommerbrise unwehte und mir frischen Sauerstoff schenkte. Und dann hörte ich bereits Felix' tiefe Stimme.

"Ja?"

"Felix!", rief ich erleichtert. Meine freie Hand wanderte direkt in meine Haare, an denen ich unruhig zog, und ich fing an, auf der Stelle auf- und abzulaufen. "Ich... stehe mehr oder weniger vor deinem Haus und wollte fragen, ob du herauskommst, damit wir... na ja, damit wir reden können."

Es folgte keine Antwort, was meine Nervosität bestärkte.

"Ich möchte mich entschuldigen, Felix."

"Okay", sagte er dann endlich. Erleichtert atmete ich durch und bewegte mich auf sein Haus zu. Meine Beine waren weich wie Pudding, gerade sogar noch schlimmer als bei meinem Liebesgeständnis. Auch mein Puls hatte sich mindestens verdreifacht, weshalb ich tief versuchte Luft zu holen, innerlich alles verfluchend. Wieso auch nur hatte ich so wenig nachgedacht, als wir zuletzt miteinander gesprochen hatten?

"Ich warte draußen auf dich", brachte ich gerade so noch heraus. Eine weitere Antwort erhielt ich nicht, bis auf das Piepsen meines Handys. Leise seufzte ich auf, riss mich aber zusammen und blieb vor seinem Grundstück stehen. Die Sekunden vergingen und es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis ich auf einmal im Fenster das Gesicht von Mrs Lee erkannte. Sie strahlte mich sogleich fröhlich an und winkte mir, was ich unsicher lächelnd erwiderte. Im nächsten Moment kam Felix bereits nach draußen und schloss hinter sich die Tür. Rasch verabschiedete ich mich mit einem Winken von seiner Mutter und deutete ihm dann an, dass er mir folgen sollte.

Felix ging neben mir her. Zwar wirkte er distanziert und angespannt, jedoch war etwas anderes nicht zu erwarten gewesen. Ich hingegen versuchte tief Luft zu holen und starrte für einen Moment noch geradeaus, ehe ich zu ihm sah. Mit meinen Fingern spielend suchte ich nach den richtigen Worten, die mir natürlich genau jetzt entfallen waren und sprach dann einfach darauf los. [Weil das ja schon beim letzten Mal so gut geklappt hat, nh?]

"Es tut mir leid, Felix. Es tut mir leid, dass ich dir Zweifel einreden wollte und nicht einfach für dich da gewesen bin, so, wie ich es eigentlich hätte sein sollen. Du hattest absolut recht darin, von mir Unterstützung zu erhoffen und ich habe mich wie ein Arschloch verhalten", brach es kurzerhand aus mir heraus. Frustriert presste ich meine Lippen aufeinander und wandte wieder den Blick ab, beobachtete den Jüngeren bloß aus dem Augenwinkel.

"Ich hätte wissen müssen, wie wichtig dir der Glaube ist und dass du dich nicht so leicht erschüttern lässt. Allerdings hab ich mich davon leiten lassen, es selbst nicht zu verstehen und wollte dich... irgendwie auf meine Seite ziehen. Das war ein Fehler. Das weiß ich. Immerhin liebe ich dich für alle deine Seiten, auch für deine Leidenschaft gegenüber deiner Religion. Ich hab nicht das Recht dazu, da reinzureden", fügte ich seufzend hinzu. Ich ließ meinen Kopf hängen und starrte auf den Gehweg, wusste einfach nicht, was ich fühlen oder denken sollte. Doch dann ergriff Felix meine Hand und drückte sie sanft. Er zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich und mit großen Augen schaute ich zu ihm, spürte, wie meine Erwartungen und Hoffnungen bei seinem engelsgleichen Lächeln direkt stiegen.

"Ist schon okay, Hyung, ich vergebe dir", sagte er warmherzig. Wieder drückte er meine Hand und ich spürte, wie mein Herz einen Freudesprung machte. "Ich hätte im Kopf behalten sollen, dass du nicht gläubig bist und mein blindes Vertrauen nicht verstehen kannst. Das ist ja auch okay, immerhin respektierst du meinen Glauben dennoch. Und... deine Worte sind ja durch Sorge entstanden. Du hast Angst um mich und möchtest nicht, dass es mir schlecht geht. Ich... ich hätte nicht so wütend reagieren sollen. Aber ich wusste mir nicht mehr zu helfen und war zu sehr durch den Wind. Tut mir leid, dass ich das so grausam rausgelassen habe."

Dieses Mal war es Felix, der leise seufzte und meinen Blick mied. Doch durch seine Worte hatte sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen gebildet und hastig schüttelte ich meinen Kopf, trat vor ihn und zog ihn in meine Arme. Ganz gleich, was er gerade von sich dachte, ich ließ nicht zu, dass sich Negativität in seinen Kopf einfraß. Mein unschuldiges Baby sollte nicht noch mehr leiden müssen.

"Es ist okay, Baby. Ich bin dir nicht böse. Irgendwie hab ich diese Worte ja gebraucht", erwiderte ich direkt. Vorsichtig legte Felix seine Arme um mich, ehe er sich bereits fest an mich krallte und seinen schmächtigen Körper an meinen presste.

"Verzeihst du mir?", hauchte er leise, voller Angst und Sorge. Ich nahm an, dass diese Worte sehr wichtig für ihn waren, also nickte ich nicht nur, sondern sprach sie auch leise aus: "Ja, Lixie... ich verzeihe dir."
Es war so komisch, das auszusprechen, allerdings fühlte es sich überraschend gut an. Ich konnte spüren, wie die Anspannung aus Felix' Körper wich. Eine tiefe Wärme breitete sich von meinem Herzen aus und ich drückte ihn mehr an mich heran, überglücklich darüber, dass wir uns wieder vertragen hatten. Danach löste ich mich wieder und hielt ihm meine Hand hin. Felix zögerte nicht eine Sekunde und ergriff sie, lächelte mich ebenso erleichtert und dankbar an. Seine tristen Augen begannen wieder zu glänzen und ich konnte nicht anders, als mich vorzubeugen und ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen zu drücken.

"Ich liebe dich so sehr", wisperte ich ihm zu, sodass lediglich er mich hören konnte. Seine Wangen nahmen sogleich einen rötlichen Ton an, verlegen schaute er zur Seite. Er war so unfassbar bezaubernd, mein wunderschöner Engel.

"Ich liebe dich auch", antwortete er mir dann leise. Sanft drückte er meine Hand. Gemeinsam drehten wir uns wieder um und gingen weiter die Straße entlang, steuerten ein Café an, in denen wir ab und zu Kuchen essen waren. Jetzt war alles wieder gut, unser Streit war beseitigt. Wenngleich ich mir sicher war, dass wir nochmal über dieses Thema reden mussten, aber das war okay. Das nächste Mal würden wir uns nicht von Emotionen allein leiten lassen.

Endlich waren es wieder wir beide gegen den Rest der Welt.

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Und siehe einer an, sie haben sich wieder vertragen. uwu
I think this is one of the healthiest relationships I've ever wrote, lmao-
Und wir sind schon fast am Ende. Absolut insane, ey.
~Cookie

In Love with a Christian ★ ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt