XXXII. I am who I want to be

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"Ich bin froh, dass Jinhyeon heute ihre Predigt gehalten hat", lächelte Felix, als wir wenig später zusammen um einen kleinen Tisch herum saßen. Auf diesem war 'Mensch ärgere dich nicht' aufgebaut worden, wir hatten vor, dieses kleine Spiel zu spielen und aufmerksam lauschte ich dem blonden Jungen. Nach der Predigt hatten wir noch irgendwelche chrsitlichen Lieder gesungen, die ich mehr oder weniger enthusiastisch mitgesungen hatte. Ehrlich gesagt hatte ich kaum gesungen, all das hier wirkte so befremdlich auf mich. Ich konnte mich mit dieser Religion einfach nicht identifizieren.

"Ja, das stimmt. Sie hat viel Mut heute bewiesen", stimmte Chan ihm zu, während er seine grünen Spielfiguren aufstellte. Woojin und ich waren bereits fertig und warteten ab, bis Felix die roten Figuren herausgenommen hatte und diese als seine platzierte.

"Erinnert euch mal an die letzten Versuche, bei denen sie dann doch noch abgesagt hat oder sich krank melden musste, weil es ihr nicht gut ging", sagte er etwas nachdenklich. "Sie ist kein Flutlicht, sondern nur eine kleine Glühbirne, aber ihre Gedanken sind wirklich schön gewesen. So bedeutend und weise gewählt."

Mein Blick fiel auf Felix. Obgleich es mich noch immer schmerzte, dass er offenbar nicht einen Funken Interesse an mir verspürte, konnte ich dem Drang, ihn verträumt zu betrachten, nicht widerstehen. Wenn er so sprach, begann er, eine magische Aura um sich zu ziehen, die mich faszinierte. Ich konnte nicht verleugnen, dass er etwas Besonderes war und ich fragte mich, ob ich der Einzige war, der seinem Charme so sehr verfiel.

"Das ist wahr. Sie hat ein großes Talent für das Wählen ihrer Worte", lächelte Chan. Augenblicklich vertiefte sich Felix' Lächeln, was mich für einen Moment verwunderte, doch ich schwieg. Woojin drängte uns, dass wir endlich würfeln und das Spiel beginnen sollten, woraufhin die anderen beiden lachend nickten und abwechselnd würfelten.

Woojin hatte per Glück die höchste Zahl gewürfelt, somit durfte er starten. Ich beobachtete stumm das Spielgeschehen, lauschte eher, anstatt selbst etwas zu sagen. Noch fühlte ich mich hier nicht wohl. Das war nicht meine Familie hier, ich war nach wie vor fremd und neu. So freundlich die Menschen hier auch waren, ich verhielt mich sehr ruhig und beobachtete eher. Ich bezweifelte, dass ich jemals erneut hierher kommen würde, demnach hatte ich nicht die Intention, mich mit irgendjemandem anzufreunden.

Felix und seine Freunde genügten mir als Gesprächspartner.

"Was hast du von der Predigt gehalten, Changbinie-Hyung?", wollte Felix auf einmal wissen und schaute neugierig zu mir. Für einen Moment war ich zu perplex, ich hatte mit dieser Frage nicht gerechnet - ich hatte mit gar nichts ehrlich gesagt gerechnet -, aber ich wusste, dass er eine Antwort wollte. Sie schien ihm wichtig zu sein, wie alles hier.

"Sie war cool. Also, keine Ahnung, ich denke schon, dass sie echt gut war, aber ich kann mich mit dem Thema halt nicht so sehr identifizieren", erklärte ich ihnen, versuchte es so zu formulieren, dass sie sich nicht angegriffen fühlten. Chan und Woojin warfen sich sogleich vielsagende Blicke zu, als hätten sie mit dieser Antwort gerechnet, Felix hingegen lächelte mich euphorisch an.

"Ach, das ist kein Problem. Wir alle hier sind tolerant, wenn du dich dieser Religion nicht angehörig fühlst oder nicht gläubig bist, ist das natürlich in Ordnung! Mir geht es eher um die Worte, die sie zum Thema Selbstliebe sagte. Da kannst du sicherlich auch zustimmen, nicht wahr? 'Liebe dich, wie du bist, denn du bist perfekt gemacht'. Das ist ein schöner Satz, den ich schon immer hoch angepriesen habe. Er sagt nämlich aus, dass jeder noch so kleine Fehler, der an dir bemängelt werden könnte, nicht schlimm ist, weil er ein Teil von dir ist und du nicht für ihn verantwortlich bist. Er macht dich aus, wie alle deine Charakterzüge. Deswegen ist es für uns auch so wichtig, tolerant zu sein, denn jeder ist einzigartig und gut so, wie er ist."

Felix' Worte, die gerade zu aus ihm heraussprudelten, machten mich perplex und mit großen Augen hörte ich ihm zu. Ich verstand nicht so recht, wieso er das so betonte, befürchtete er etwa, dass ich mit Selbsthass zu kämpfen hatte? Oder hatte er selbst früher damit zu kämpfen gehabt? Was auch immer es war, ich verstand es nicht so recht, aber dennoch verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln. Er steckte mich wahrlich mit seinem Enthusiasmus an.

"Felix, konzentrier dich mehr aufs Spiel, du bist dran. Ihr könnt später weiterreden", seufzte Woojin nun und schnippste dem Jüngeren gegen die Stirn. Sogleich gab dieser einen schmollenden Laut von sich und seufzte leise. Mir hingegen schenkte er einen entschuldigenden Blick.

"Ist ja gut", murmelte er etwas beleidigt und würfelte dann. Ich beobachtete es schweigend, ehe mein Blick zu Chan glitt, um seine Reaktion zu mustern. Dieser wirkte etwas nachdenklich, seine Augen ruhten auf Felix und es schien ihn etwas zu beschäftigen, doch er sprach es nicht aus. Hatte er etwa verstanden, worauf Felix angespielt hatte?

Tonlos seufzend schüttelte ich möglichst unauffällig meinen Kopf. Ich sollte aufhören, mir so viele Gedanken zu machen, das würde mir nicht beim Verstehen helfen. Außerdem würde ich nach diesem Abend ohnehin etwas Abstand zu Felix nehmen, um meine Gefühle für ihn zu vergessen. Es hatte keinen Sinn, an ihnen festzuhalten, solange er nichts für mich empfand, also war es aktuell auch nicht meine Aufgabe, mich um ihn zu kümmern. So egoistisch es klang, aber mein eigenes Wohl hatte Vorrang, denn ansonsten würde ich ihm schlecht helfen können.

Aus diesem Grund schob ich Felix' Worte in meinem Kopf einfach zur Seite und konzentrierte mich stattdessen voll und ganz auf das Spiel.

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Ich will ja nicht sagen, dass ich das Kapitel schon seit drei Tagen fertig hatte-
Aber hey, hier ist eure tägliche Portion Changlix to go :3
~Cookie

In Love with a Christian ★ ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt