Die kleine, zerbrechliche Blume

Kapitel 13

Wo war sie nur? In der Sporthalle war sie nicht und auf dem Hof fand ich sie auch nicht. Asahi, Daichi und Kiyoko sind schon zu mir gegangen. Wir wollten zu fünft in meinen Geburtstag „reinfeiern". Wir haben eigentlich nur gebacken, gekocht, Tee getrunken und Filme geschaut. Keiner von uns trank Alkohol und sonst waren wir nicht so keine Fans von Partys. Ich wollte ganz ruhig in meinen achtzehnten Geburtstag reingehen. Kohana war schon achtzehn und an ihrem Geburtstag hatten wir ein Lagerfeuer gemacht und die Nacht genossen. Es war nun siebzehn Uhr und ich konnte sie einfach nicht finden!

Doch dann öffnete ich die Tür zum Schuldach und sah wie Kohana in die Weite blickte. Ihre Haare wehten im Wind. Sie trug unsere Uniform aus dem schwarzen Rock, dem cremefarbenen Pullover, dem weißen Hemd und der roten Schleife. Ich trat langsam auf sie zu und dann ertönte ihre Stimme: „Würdet du mich vergessen, Koshi?" Ich stand wie festgefroren da und betrachtete das Mädchen. „Wird das alles ein Ende nehmen?" Ich lehnte mich an den Zaun und sah ihr Seitenprofil. Ihre Augen sahen so träumerisch aus und auf ihren Lippen lag ein kleines Lächeln. „Ich könnte dich niemals vergessen und es wird kein Ende nehmen. Es ist ein ewiger Kreislauf", antwortete ich ihr und ihr Blick wanderte zu mir. Das ist die komplette Wahrheit. Es ist ein Kreislauf.

Ich nahm ihre Hände in meine und blickte ihr in die Augen. „Du bist ein großer Teil meines Herzens und ich könnte dich niemals vergessen oder verlassen." Ich schnipste ihr Gegen die Stirn und sagte: „Hinfort mit den negativen Gedanken!" Und sofort lachte sie unbeschwert. Sie nahm ihre Tasche und wir liefen zusammen raus aus der Schule. Es machte mich einfach verrückt ihre Hand zu halten und zu wissen, dass sie bei mir war. 'Liebe' heißt den Wunsch zu hegen, der Person die Unendlichkeit zu schenken. Und 'zusammen sein' bedeutet die Unendlichkeit zu leben. Dieses Mädchen gab mir das Gefühl, dass nur wir beide auf dieser Welt existierten. Ich liebe sie bis heute.

„Was ist dein größter Wunsch?", wollte sie von mir wissen und ich hatte sofort eine Antwort darauf. Zuerst dachte ich an sie, aber es gab noch etwas. „Ich würde liebend gern, dass dieses Jahr niemals endet. Mein Team macht mich so unglaublich glücklich, ich verbringe Zeit mit meinen Freunden und kann dich nahezu jeden Tag sehen. Nach dem Abschluss ist das alles vorbei." Und davor hatte ich berechtigt Angst. Ich wollte sie nicht verlassen, aber ich wusste nicht, was sie beruflich machen wollte, jedoch musste ich mich auf eine Uni bewerben. Ich wollte nie eine Spaltung unserer Wege. „Ich hab das gefragt, um dich Lachen zu sehen und nicht damit du traurig in die Luft starrst!" Tominaga klopfte auf mein Kopf und widerholte meine Worte von vorhin: „Hinfort mit den negativen Gedanken!"

Wir kamen nach kurzer Zeit bei mir Zuhause an und fanden unsere drei Freunde in der Küche vor. „Ich hab Rezepte rausgesucht. Wir können Mapo Tofu machen und dann ein Kuchen backen", bat Kiyoko an und wir bereiteten alles vor. Katsu wollte die ganze Zeit den Kuchenteig essen und Asahi verbrannte sich fast am Herd. Daichi hatte Paprikagewürze mit Zimt verwechselt. Es war ein reinstes Chaos, aber es hatte mir so unglaublich viel Spaß gemacht.

Hätte ich Kohana nie getroffen, wäre ich nie in der Mittelschule zum Volleyballclub gegangen und wäre nie mit Asahi, Daichi und Kiyoko befreundet. Dieses Mädchen beeinflusste so viel in meinem Leben. „Alles gut zum Geburtstag!" Daichi umarmte mich und Asahi reichte mir ein Geschenk. Kiyoko hielt den Kuchen mit den Kerzen vor mich, damit ich es auspusten konnte. „Mach das Geschenk auf, Koshi!" Ich öffnete die Box und fand ein Volleyball vor. „Jeder aus unserem und Kohanas Team haben unterschrieben. Takeda und Ukai auch", sagte Daichi und mir kamen die Tränen. Wenn einer von denen im Nationalteam spielt, ist der Ball echt viel Wert! Ich wurde daraufhin angewiesen mich auf das Sofa zu setzen, ehe ich die restlichen Geschenke bekam.

Im Wohnzimmer war ein weißer Laken gespannt und Kiyoko saß an einem Laptop und wartete das alle bereit waren. „Willkommen zu meiner Präsentation über Sugawara Koshi!", begann Kohana zu reden. Hinter ihr wurde eine PowerPoint angezeigt und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Sie hatten einen Vortrag geplant!

„Sugawara Koshi ist ein Schüler auf der Karasuno-Oberschule und der Vize-Kapitän des Jungenvolleyballteams. Er ist ein fabelhafter Zuspieler und er kümmert sich sehr gut um sein Team. Wir fangen mit dem ersten Punkt 'Fakten' an." Die nächste Folie zeigte einige Bilder und Kohana deutete nacheinander auf sie.
„Er mag super scharfes Mapo Tofu, was viele in diesem Raum nicht verstehen können. Er lernte in der Mittelschule Volleyball lieben und unter seinem linken Auge hat er ein Muttermal, welches sehr besonders ist. Sein Spitzname im Team ist Sugamama, aber er mag es mehr, wenn man ihn Senpai nennt!" Bei diesem Punkt wurde ich rot. Das stimmte gar nicht!

„Punkt zwei! Das haben wir alle zusammengemacht. Zehn Gründe wieso Koshi der beste Mensch auf der Welt ist!" Wieder kamen mir die Tränen, doch diesmal konnte ich sie nicht zurückhalten. Ich hatte die besten Freunde auf der ganzen Welt. „Punkt eins egal was ist, Suga ist da und hilft einen. Er baut einen wieder auf und das ohne etwas zu Vordern. Dazu hat Asahi eine Geschichte", sie übergab Asahi das Wort der freudig sich vorne hinstellte. „Zweites Jahr der Mittelschule hockte ich nach der Schule auf dem Flur und weinte vor mich hin. Plötzlich kamst du um die Ecke und das erste was du machtest, war mich auf die Beine zu ziehen. Dann hast du mich zum Club gezerrt und hast mir ein Ball zugespielt. Mein Mut kehrte zurück und ich schmetterte den Ball mit meiner ganzen Trauer auf die andere Seite der Halle. Und bis heute schlage ich am liebsten deine Bälle."

„Grund Nummer zwei ist deine gute Laune. Du kommst in den Raum und sofort strahlt man über beide Ohren..." Sie erzählten so viele tolle Sachen. Ich lachte, weinte, schrie und freute mich an diesem Abend. Ich bin so glücklich euch kennengelernt zu haben.

„Happy Birthday, Suga!"