Kapitel 16

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Sie kam wirklich eine Woche lang nicht. Sota erzählte meinen Eltern eigentlich immer, was mit ihr los war, damit meine Mutter nach ihr sehen konnte. Sie arbeitete in der Nähe im Kindergarten, wodurch sie das immer übernahm. Kohanas Vater arbeitete in Sendai in einer Firma mit meinem Vater, wodurch die beiden oft nicht da waren. Meine Mutter kümmerte sich immer so liebevoll um sie, doch Sota gab diesmal nichts preis. Klar, sie erzählte mir paar ihrer Beschwerden, jedoch hatte sie sowas öfters in der Mittelschule und ging dennoch mit Elan in die Schule, wodurch das für mich seltsam wirkte. Wir schrieben zwar jeden Tag und telefonierten, allerdings war dies nicht dasselbe.

In der Schule war es echt langweilig. Zwar hielten mich die Erstklässler auf Trapp und wir trainierten sogar mit dem Mädchenteam, aber dennoch fehlte sie. Die Drittklässlerinnen, Yui und Mei, übernahmen vollkommen die Kapitänrolle, so als wäre sie nie da gewesen oder so als hätten sie es schon öfters getan. Yuki wirkte für mich sehr pessimistisch, als ich sagte, dass sie bald wieder da sein würde. Ich hatte einfach das Gefühl, dass jeder besser bescheid wusste als ich. Obwohl ich sie so sehr liebte und ihr Kindheitsfreund war. Die neue im Team, Chizuru, übernahm irgendwie die fröhliche und motivierende Art von Kohana, damit niemand ein unterschied merkte. Es war einfach grauenhaft und abartig, denn jeder versuchte diese Lücke auszufüllen, so als würde sie nie wieder kommen! Das hat mich abnormal wütend gemacht.

„Suga, hast du mir zugehört?" Meine Aufmerksamkeit glitt wieder zu unserem Telefonat. „Nein, tut mir leid. Was hast du gesagt?" Ich hörte ein beleidigtes Schnauben und musste dadurch unwillkürlich Lächeln. Wahrscheinlich bockte sie in diesem Moment und plusterte ihre Wangen auf, wie ein kleines Kind. Dieses Verhalten hatte Katsu kopiert und das brachte mich immer wieder zum Lachen. „Ich hab gesagt, dass ich Montag wiederkomme. Aber mir geht es jetzt schon wieder sehr gut und mir ist langweilig. Kann ich zu dir rüberkommen?" Mein Herz schlug wieder schneller und Glücksgefühle machten sich in mir breit. Ich konnte sie wieder sehen! „Klar", war meine Antwort, doch ich hörte schon das Klingeln. „Ich stand schon vor der Tür", lachte sie und legte auf. Hätte mich auch gewundert, wenn sie wirklich auf eine Antwort gewartet hätte.

Ich öffnete die Tür und sah Kohana in einem grünen Pyjama vor mir. Sie hatte sich nicht mal die Mühe gemacht sich anders anzuziehen. Sie trat, wie immer, einfach ein und ging erstmal ins Zimmer meines Bruders. Nur um ihn zu erschrecken und ihm zu sagen, wie er in der Oberschule verzweifeln wird. „Hör auf mir Angst zu machen! Wenn du dein Abschluss schaffst, schafft es jeder!", brüllte der kleine grauhaarige Junge und das Mädchen fing an nervös zu lachen. „Ich werde es definitiv nicht schaffen!" Ohne weitere Worte gingen wir in mein Zimmer, wo sie verstört auf die ganzen Blätter blinkte. „Sag mir bitte, du hast keine Hausaufgaben gemacht."

„Du kennst mich. Ich lerne halt viel und gern, weil es mich beruhigt." Es war nichts Schweres, weshalb ich damit abschaltete und dazu war ich produktiv. Sie murmelte irgendwas wie „Krank, einfach nur krank", ehe sie in mein Bett fiel. Sie war echt nur gekommen, um nichts zu tun. „Erzähl mir, was ihr alles in der Schule gemacht habt", bat sie mich und ich fing, während ich aufräumte, an zu reden:

„Montag war nichts Besonderes. Wir hatten nur ein Mathetest ausgewertet und in Biologie hat sich unser Lehrer durchgehend über politische Themen beschwert. Dienstags hatte ich Training und Hinata schaffte mit Kageyama so ein guten Schnellangriff! Dazu hab ich mit Noya und Asahi trainiert. Langsam glaube ich unser Lappen verliert die Angst vor Blocks. Ach ja, Blocks... Tsukishima nimmt es immer noch nicht ernst. Wir hatten am Donnerstag mit deinem Team trainiert und du hattest Recht. Chizuru ist eine echt gute Spielerin. Vielleicht bisschen zu laut, aber von dieser Sorte haben wir auch welche..." Ich erzählte so viele unnötige Kleinigkeiten bis ich zu ihr sah. Sie beobachtete ihre Hand so interessiert, ich dachte kurz das sie mir nicht zuhörte. „Hast du mich vermisst?" Ihre Stimme war so ruhig und schwach. Du hattest doch versprochen zu 101% wieder gesund zu werden, Kohana.

Ich hob langsam ein Kissen auf und schmetterte es mit voller Wucht gegen sie. „Natürlich! Was fragst du sowas? Wir gehen seit dem Kindergarten immer in dieselbe Klasse, da ist es echt la-..." Ich konnte nicht aussprechen denn sie warf das Kissen mit voller Kraft gegen mich. Das alles eskalierte echt schnell, wodurch mein Zimmer im Chaos endete. Es war echt schön wieder wie in der Grundschule über die dümmsten Witze und Aktionen zu lachen. Es tat einfach so gut und ich hatte die Vergänglichkeit in diesem Moment vollständig vergessen. In diesen paar Stunden lebte ich wie sie im hier und jetzt. Ich genoss jeden Moment und sah die Welt durch Tominagas Augen. Es war so farbenfroh.

„Manchmal bist du so ein ordentlicher und pflichtbewusster Mensch, aber in Wirklichkeit bist du so ein Chaot! Wie Tanaka und Noya!" Ich ließ mich kichernd neben sie nieder. Ja, sie hatte Recht. Ich war echt chaotisch.

„Koshi", Ich drehte mich zu ihr um, „Ich hab mich für eine Zukunft entschieden!" Meine Augen weiteten sich. Kohana lag auf meinem Bett und blickte mit einem großen Grinsen zur die Decke. Ich legte meine Hand auf ihre Stirn, um zu schauen ob sie doch noch Fieber hatte. „Ey, ich bin nicht krank!" Sie nahm meine Hand von ihrer Stirn weg und richtete sich auf. „Du hast mir unsere gemeinsamen Erinnerungen näher gebracht und ich wäre liebend gerne eine Grundschullehrerin. Denn ich will ihnen Hoffnung auf den Weg geben! Ich will ihnen zeigen, was sie für Möglichkeiten haben! Ja, ich könnte Volleyball weiter spielen, jedoch will ich anderen Chancen ermöglichen!" Ja, sie wäre eine echt gute Lehrerin gewesen. Sie wollte immer andere glücklich machen und das hätte sie auch geschafft. „Ich dachte du willst dich nicht auf eine Zukunft festschreiben?"

„Tu ich nicht! Die Zukunft kann noch geschrieben werden, das war nur eine Idee. Wenn es gut klappt, werde ich es schaffen! Aber Koshi ich würde gern wissen, ob wir uns morgen am Teich im Park treffen könnten? Ich will dir etwas dann zeigen", sagte sie und ich nickte nur zur Bestätigung. Sie wollte mir an dem Ort etwas zeigen, an dem wir unser Date hatten. „Ich muss jetzt nach Hause, sonst macht sich mein Vater sorgen!", rief sie als sie die Uhrzeit erblickte. Sie küsste mich auf die Wange und stürmte aus dem Haus. Mein Gesicht glühte und ich dachte, ich sterbe an einem Kurzschluss im Gehirn. Sie tat immer unüberlegte Dinge, dabei dachte sie nie, wie andere reagieren könnten. Sie war halt ein Freigeist und ich liebte diese stürmische Art von ihr.

Die kleine, zerbrechliche BlumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt