Kapitel 2

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Ich beobachtete die Erstklässler und musste unwillkürlich Lächeln. Vor paar Tagen waren die vier Neulinge dazugekommen: Hinata, Yamaguchi, Tsukishima und Kageyama. Das war mein Start in mein letztes Schuljahr auf der Karasuno-Oberschule und in diesem Jahr wurde Daichi Kapitän. Ich hatte mich sehr gefreut, da ich sein Stellvertreter wurde. Seit der Mittelschule spielten wir zusammen Volleyball und Asahi war nun unser Ass, auch wenn er damals und heute eine Memme ist. Kiyoko unterstützte uns liebevoll als Managerin und es war alles perfekt. Unser Libero, Nishinoya, ist einfach spitze und sein Kumpel Tanaka raubte mir oft den letzten Nerv. Ich hatte einfach unglaublich viel Spaß und an dem Tag stand ein Trainingsspiel gegen unsere Mädchenmannschaft an. Kohana hatte es geschafft Kapitänin zu werden und dazu war sie in der Top 5 in Japan der weiblichen Zuspieler! Ich beneidete sie sehr, da ich mein Stammplatz verlor und kaum mein Team unterstützen konnte.

„Ko-san!" Tanaka und Noya rannten mit voller Geschwindigkeit auf das Mädchen zu, die gerade erst mit ihrem Team in die Halle trat. „Abstand!", deren Ass und Libero hielten die Chaoten davon ab, ihren Zuspieler zu schädigen. „Jungs, beruhigt euch!", Ennoshita packte beiden an ihrem Kragen und zog sie vom Trupp weg. „Na, seid ihr bereit?", ich trat zu dem Team, um sie zu begrüßen und alle schienen gutgelaunt. Kohana dagegen wirkte perplex und starrte durchgehend Kageyama und Hinata an. „Neue?" Ich konnte nun nicht wirklich ihren Gesichtsausdruck deuten, etwas zwischen Ich-mag-die und Jetzt-schon-kein-Bock-auf-neue. „Wer sind die den?", Hinata sprach genau das aus, was viele hier dachten.

Noya sprang freudig wie ein Flummi durch die Halle und klärte die Unwissenden auf: „Also die braunhaarige da ist Kohana Tominaga und sie ist der Kapitän! Wir spielen gleich gegen die. Die blonde neben ihr ist der Libero Yui und die mit den kurzen Haaren ist das Ass Mei. Ah und Ko-san ist in den Top 5 der besten Zuspielerinnen Japans!" Der kleine schien sehr stolz auf seine Freunde zu sein. Ich bin es ja auch. Der Rest ihres Teams müsste schon langsam eintreffen, da ich schon zwei Angreiferinnen bei Daichi sah. „Ich stelle euch mal die Erstklässler vor. Shoyo Hinata ist zwar klein, kann aber sehr hoch springen, weshalb er Mittelblocker ist. Tobio Kageyama ist der neue Zuspieler. Der zu großgeratene ist Kei Tsukishima und der kleinere daneben ist Tadashi Yamaguchi und beide sind Mittelblocker.", sagte ich mit freudiger Miene und auch Kohana schien nun begeisterter. „Ein neuer Zuspieler! Ich will später eine Vorlage von dir sehen!" Wenn es darum geht, ist sie immer Feuer und Flamme. Aber es tut schon weh, weil Kageyama meinen Posten bekam und dazu ihre Aufmerksamkeit. Es war seit Jahren unser Ding, die Zuspieler zu sein. Wir waren die Zuspieler.

Ich war komplett fertig. Es war unnormal anstrengend gegen die Mädchen zu spielen. Nicht verwunderlich, da sie oft bei den Nationalen spielten und echt weit kamen. „Tobio, du hast Talent, aber nicht mehr. Du hast kein Gefühl für das Team, hingegen Suga eine zentrale Verbindung für jeden Spieler darstellt. Ein Setter verbindet jede Komponente eines Teams und schafft ein perfekte Vorlage für die Angreifer und das musst du lernen. Du hast den Unterschied von deinem und Sugas Spiel gesehen und nun lerne dein Team kennen, denn ein Setter muss sowas wissen. Es ist viel verlangt alle zu mögen, aber du musst ihre Stärken kennen. Nimm dir wirklich ein Beispiel an Suga, das mache ich auch. Er ist ein fabelhafter Zuspieler." Kohanas Worte ließen mein Herz höherschlagen. Sie hatte mich gelobt! Blitzartig schoss Blut in mein Kopf als ich sah, wie Tanaka und Noya mit einem wissenden Blick ihren Augenbrauchen wackelten. Idioten!

„Tanaka! Noya!", Daichi drückte ihre Köpfe zu Boden und Asahi lenkte panisch Kohana davon ab, Fragen zu stellen. Zum Glück brachte Kiyoko sie auf ein anderes Thema. Ich konnte ihr nicht nach langjähriger Freundschaft meine Liebe gestehen. Es war ein zu großes Risiko. Jeder kannte sie und ich hatte Angst sie zu verlieren. Unsere Teams unterhielten sich angeregt über die verschiedensten Sachen, auch über die letzten Nationalen, aber mein Kopf konnte nicht folgen. Meine Aufmerksamkeit galt einer einzigen wunderschönen Blume.

Alle waren fertig und gingen langsam ihren Weg nach Hause, doch ich wartete noch immer am Tor der Schule. Kohana gehörte zu der Sorte von Menschen die zehn Minuten zu früh auftauchten oder dreißig Minuten länger brauchten. Was dazwischen gab es nicht. Das störte mich nicht mehr, immerhin kannte ich sie seit dem Kindergarten und diese Fassette machte sie irgendwie nahbarer. Man soll mich nicht falsch verstehen, ich liebe sie aus vollem Herzen, doch sie schien wie die Sonne unendlich weit weg, obwohl man ihre Wärme spürte. Ko-san war wirklich gut im Volleyball, sie war beliebt und fröhlich, einfach eine freie Blume. Ich konnte es einfach nicht verstehen, wieso sie genau mich beachtete, aber diese Kleinigkeiten ließen mich sie mehr verstehen. Ihre Unpünktlichkeit, ihr Temperament und auch ihre chaotische Seite.

„Koshi!" Sie sprang mir in die Arme und sofort stieg ihr Duft in meine Nase. Ich konnte es einfach nicht beschreiben und ich konnte auch nicht in Worte fassen, wie elektrisierend ihre Berührungen waren. „Du sahst so nachdenklich aus. Alles gut?" Wieder hatte sie mich wie ein offenes Buch gelesen. „Ja, mir geht es fabelhaft, kleine." Ihr Blick schien erleichtert und ich musste schmunzeln. Sie machte sich Sorgen um mich. Wie immer hackte sie sich bei mir ein und wir gingen in Richtung unserer Häuser. Das waren Dinge, bei denen ich mir gewünscht hatte, dass sie sich niemals ändern sollten.

„Du, Suga." Mein Blick wanderte zu meiner besten Freundin und wieder machte sich ein Glücksgefühl in mir breit. Am liebsten hätte ich in die Welt geschrien, dass dieses Mädchen meine beste Freundin ist. Sie blieb stehen und nahm meine Hände in ihre. Ihr intensiver Blick ließ mich wie gefesselt dastehen. „Sei nicht traurig darüber, dass dein Posten weg ist. Ich will nicht, dass du traurig bist. Ich hasse Veränderungen, aber nur weil du kein Stammspieler mehr bist, heißt es nicht, dass wir uns entfernen. Wir waren immer zusammen die Zuspieler und das bleibt auch so. Ich gebe nach und nach mein Posten an Aimi ab. Sie ist erste und auch Zuspielerin. Ich werde dir immer folgen und hab keine Angst vor der Zukunft, denn ich werde deine Hand niemals loslassen, versprochen!"

Ich war geschockt, darüber dass sie ihr Posten langsam abgabt. Dafür gab es doch eigentlich kein Grund, dachte ich. Aber ihr Versprechen ließ eine Flut von Liebe in meinem Inneren los und ich konnte nicht anders, als diese kleine Blume in den Arm zu schließen. Mein ganzer Körper kribbelte als sie die Umarmung erwiderte und ich mein Gesicht in ihren Haaren vergrub.

„Versprochen."

Die kleine, zerbrechliche BlumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt