17. Alyssa

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Wir liefen in das Soldatenlager was sozusagen um die Stadt gebaut worden war. Ganz an der Spitze stand Cyrians Heerführerzelt. An dem lief ich vorbei, auf die offene Wiese zu. Begleitet wurde ich von Melanie, Lucien, Tara, Zayne und ein Dutzend Soldaten. Jane war bei den Zelten geblieben, auf Luc Wunsch und Laila und Violetta hatte ich gar nicht erst mitgenommen. Ich trug Leggins uns ein kurzen Pullover über den ich noch einen Lederbrustpanzer hatte, um mich wenigstens ein bisschen zu schützen, mehr hatte ich nicht machen wollen. Außer denen die ich kannte, ließ ich keinen in meine Nähe, heißt die Soldaten umkreisten uns in Wolfsform, um jederzeit eingreifen zu können. Ich trug eine neutrale Miene, damit mir die Hybrides keine Emotionen ablesen konnten, da sie ja Kreaturen waren, die Gehirn besaßen. Trotzdem konnte ich nicht meinen ganzen Schock verbergen, als ich sie sah, mit einer kleinen Timeless Armee hinter sich und einen übel blutenden Cyrian in ihrer Mitte. Er war halb bewusstlos und wurde von zwei Daimonen über den Boden geschleift. Am liebsten hätte ich geschrien, das sie vorsichtig sein sollen, doch ich wusste das sie mich absichtlich provozieren wollten, also blieb ich still. Als uns noch gute 10m trennten, blieb ich stehen. Die Hybrides sahen sehr Menschlich aus. Die meisten hatten eine Vollkommende Menschliche Gestalt und beobachteten das ganze Geschehen. Einige hatten einzelne Körperteile in Wolfsform. Das einzig positive an Hybrides war, das sie vielleicht einen inneren Wolf besaßen, jedoch keinen äußerlichen. Ihre verschmolzenen Wolfsrassen gab es nicht, deshalb konnten sie auch nicht ihre Gestalt annehmen.

Plötzlich trat ein schwarzhaariger Mann vor. Er war recht blass und dunkle Augenringe zeugten von großer Erschöpfung, doch obwohl er recht schwach wirkte, hielt er sich aufrecht und lächelte mich mit strahlend weißen Zähnen an.

"Du bist also die Lunakönigin. Die zukünftige Lunakönigin!", sagte er.

Ich reagierte nicht. Ich sagte weder ja noch nein, was sein Grinsen größer werden ließ.

"Besonders gesprächig bist du ja nicht gerade, kleine Wölfin!" Er weiß es!, schoss es mir durch den Kopf.

Trotz der Angst gelang es mir meine Fassung zu bewahren. Du hast dich entschlossen, das Cyrian es wert ist, das du dein Geheimnis verrätst und in Bedrängnis gerätst!, sagte ich mir mahnend in Gedanken und verweilte weiterhin stumm. Kurz glaubte ich einen gewissen Stolz aus dem Lächeln des Mannes mir gegenüber zu erkennen, doch das musste ich mir eingebildet haben, warum sollte mir ein solches Monster ein stolzes Lächeln schenken?!

"Nun wie du siehst, haben wir deinen Mate gefangen und du brauchst gar nicht erst so zu tun, als würde dir das nicht ausmachen. Jeder kennt die Mate-Verbindungsgeschichten!", er lachte.

Wütend rutschte mir ein Zähnefletschen raus. "Natürlich ist er mir nicht unwichtig. Was willst du?!"

"Sieh an, sie redet!" Einige Hybrides lachten.

"Alyssandra, so ist doch dein Name oder?" Ich nickte. "Ich möchte dich! Bzw. dein Wissen. Über das Versteck, du weißt welches!"

Oh shit, woher wusste er davon? "Ich weiß nicht wovon du redest."

Meine Stimme klang selbst für mich seltsam monoton.

"Ach ja, vielleicht sollte ich dann genaueres erklären, zum Beispiel, den Zusammenhang zwischen dir und und diesem Versteck, der in deinen Genen liegt und in der Tatsache das du ausgewä-.."

"Na schön, du hast gewonnen, du brauchst es nicht zu erklären!" Nicht das diese Männlichen Shadows, die gerade Wölfe mit Supergehör waren, erfuhren wo die Weiblichen Shadows waren.

Besser sie wussten nicht einmal das es sie überhaupt gab.

"Was willst du von ihnen und wer zur Hölle bist du überhaupt?!", wollte ich wissen, ohne große Hoffnung auf eine Antwort, doch zu meinem Überraschen antwortete er mit einem Lachen.

"Oh verzeih bitte die Unhöflichkeit, ich bin Arion. Und was ich will wirst du noch erfahren. Also, hast du dich entschieden? Du oder dein kleiner Mate!" Verdammt!

Mir war klar das ich Cyrian nicht sterben lassen würde, doch ich konnte doch nicht meine letzten weiblichen Artgenossen verraten, die völlig ahnungslos waren. Moment...ahnungslos. Eigentlich war ich das ja auch. Ich hatte keinen Plan wo diese Höhle und der angrenzende Wald war und ich bezweifelte das ihn Arion kannte. Aber wenn doch? Was machte ich dann? Würden sie uns dann alle töten und somit ihre einzigen etwas ernstzunehmenden Feinde ausrotten?

"Alyssa..!", hustete plötzlich Cyrian. "Nicht!!!"

Eindringlich sah er mir in die Augen, eher ihn einer der Daimonenwachen zu Boden schubsten.

"Alyssa, so schwer es mir fällt das zu sagen, aber er hat Recht. Du darfst sie nicht verraten! Sie sind zu wichtig und die letzte Rettung! Du musst...du musst ihn hier lassen!", stimmte auch Mel zu.

Ich schluckte hart. "Denkt jeder von euch so?"

Ich wand meinen Blick ab und sah zu Zayne und Luc.

Zayne sah mich traurig an. "Cyrian ist mein Bruder, aber wir können es nicht riskieren. Ich oder Kyle werden Alpha werden und der Kampf würde weitergehen! Doch mit ihnen gäbe es Hoffnung auf den Sieg!"

"Es ist die beste Möglichkeit, auch wenn sie keiner bestreiten will. Es liegt jetzt bei dir Alyssa, Zeit festzustellen ob du wirklich eine Lunakönigin bist!", sagte auch Luc obwohl er mich nicht ansah.

Und da verstand ich. Er verstand mich! Da er als einziger hier eine Mate hatte, verstand er meinen Schmerz und er verstand meine Entscheidung.

"Alyssandra, jetzt sag es mir endlich. Du hast deine Entscheidung eh schon getroffen, alles andere wäre schlichtweg unmöglich!", sagte Arion genervt.

Ich wand mich zu ihm und sagte so leise, das nur seine verbesserten Hybridohren mich hörten: "Versprichst du, das der Kampf aufhört und Cyrian nichts passiert?"

"Jaja, versprech' ich!" Ich sah noch ein letztes Mal zu meinen Freunden und Tränen stiegen in meine Augen.

"ICH WERDE MIT DIR GEHEN!", rief ich und eher mich einer Aufhalten konnte, rannt ich bereits los. 

Ich rannte zu Cyrian und half ihm hoch. Ich stützte ihn und ging mit ihm in Richtung der anderen, aber der Mitte jedoch musste er alleine weitergehen. Fest packte er mich am Arm, Panik in den Augen.

"Nein Alyssa, du darfst nicht gehen! Bitte, du darfst das nicht tun!", flüsterte.

Tränen rannten mir das Gesicht runter. 

"Es tut mir so unendlich leid Cyrian, aber du bist mein Mate und ich liebe dich, deshalb würde ich mich immer für dich und gegen die anderen entscheiden!", schluchzte ich.

"Bitte bleib bei mir!", flehte Cyrian, doch traurig, aber bestimmt machte ich mich los von ihm.

Es war das schwerste was ich je getan hatte. Langsam schüttelte ich den Kopf.

"Das geht nicht, Deal ist Deal! Ich muss mitgehen!", flüsterte ich.

Schließlich hatte auch ich ein Ehrgefühl, davon abgesehen, das Cyrian gerade echt leichte Beute darbot. Ich hoffte nur er hielt sich auch an sein Wort.

"Leb Wohl Cyrian und vergiss niemals, ich liebe dich. Pass bitte auf meine Schwester auf. Sag ihr wie sehr ich sie liebe und das ich sie niemals verlassen werde! Denn mein Herz wir ewig nach euch suchen!" Und dann wand ich mich ab.

Von meinem Freund. Meinem Mate. Meinem König.

Von meiner Liebe!

Ich sah nicht zurück, denn ich wusste mein Herz würde dadurch brechen. Ich kam zu Arion und er ließ mir sofort die Hände fesseln und eine Augenbinde anlegen. Dann wurde ich auf einen Karren verfrachtet und ich spürte wie wir uns entfernten. Es war echt laut, trotzdem meinte ich manchmal in dem Stimmengewirr Arion Befehle rufen zuhören. 

Ununterbrochen flossen mir Tränen übers Gesicht, allerdings blieb ich stumm, denn ich wollte nicht das einer meinen Schmerz sah. Ich wollte ihn niemand zeigen oder irgendeinem von ihnen bewusst machen, wie sehr ich Cyrian wirklich lieben gelernt hatte in den letzten Wochen. Ich fühlte wie sich die Erschöpfung und Müdigkeit langsam bemerkbar machte und sank langsam in einen traumlosen und trotzdem unruhigen Schlaf.

Die Mate des AlphakönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt