1. Alyssa - Rosewood

5.8K 137 2
                                    

Ich ging durch die Straßen meiner Heimat. Rosewood ist eine kleine Stadt besiedelt von hauptsächlich Menschen, fern abseits der Zivilisation. Es war ein Rückzugsort, ein Versteck vor den Werwölfen. Werwölfe die vor fast schon 8 Jahren die Menschheit besiegte und die Herrschaft übernahm, nach einem langen Unterdrückungskampf durch die Menschen. Zu dieser Zeit war auch meine Familie gestorben. Anfangs herrschte Chaos, da jedes Rudel soviel Land wie möglich für sich beanspruchen wollte und daher viele Kämpfe ausbrachen. Zum Schluss gingen die Mächtigsten und seltensten Wölfe hin und übernahmen die Macht übers ganze Reich. Die Shadows. Eine zum Aussterben verdonnerte Rasse, weil es keine weiblichen Vertreter dieser Art mehr gab, wieso weiß keiner so genau. Doch eine letzte weibliche Shadow gab es sehr wohl: Mich. Und das war mein großes Geheimnis. Ich war die letzte weibliche Shadow-Wölfin die es noch gab. Deshalb versteckte ich mich hier fernab von allen Wölfen. Wenn einer herausfand wer ich wirklich war, hätte es mein Ende als Zuchtvieh bedeuten! Ich hatte mich mit 16 Jahren zum ersten Mal verwandelt. Seitdem nahm ich regelmäßig Silberkraut, eine Pflanze die die wölfische Seite in mir unterdrückte. 

Seit meinem 16 Geburtstag hatte ich mich kein einziges Mal mehr verwandelt. Ich wollte gar nicht wissen was das Silberkraut mit meiner inneren Wölfin Runa anstellte, mit der ich bis jetzt nur einmal gesprochen hatte. Silberkraut blockierte jeglichen Kontakt zum inneren Wolf, so konnte ich sie weder hören noch fühlen. Geschweige denn das ich mich verwandeln könnte. Die Unterbrechung der Bindung zu der inneren Wölfin durch Silberkraut tat höllisch weh. Vollmond war immer am schlimmsten von allen. Wenn der Einfluss der Mondkraft mich am meisten zu einer Verwandlung bewegen wollte. Jetzt momentan roch ich nach einem Menschen der Kontakt zu Wölfen gehabt hatte oder wie ein Mischling. So konnte niemand auf dieser Straße verdacht schöpfen. Ich erzählte allen immer das ich ein Mensch war, sogar meiner Pflegefamilie die mich aufgenommen hatte nachdem Tod meiner Eltern, weil das Leben eines Mischlings noch schlimmer war als das eines Menschen. 

Als die Menschen noch vom Alphakönig Daniel und nicht seinem Sohn Cyrian beherrscht wurden, versklavte er die Menschen. Er nahm ihnen alles weg und machte sie alle zu Dienern oder Kämpfern die zur Belustigung des Volkes kämpfen sollten. Mischlinge hingegen waren halb Wölfe halb Menschen und wurden deshalb von beiden Gesellschaften nicht akzeptiert und verspottet. Bei Wölfen wurden Mischlinge die neugeboren waren, fast immer sofort getötet und auch Menschen verstießen sie, denn damals waren Mischlingskinder häufig ein Ohmen des Leids. Sie wurden gezeugt in dem Wölfe sich an menschlichen Frauen vergingen und vergewaltigten ohne das diese es wollten. Meine beste Freundin, die Tochter meiner Pflegemutter und ihre jüngeren Geschwister waren Mischlinge. Ihr Vater hatte sie nach der Geburt seiner beiden Söhne verlassen, da das Gespött aus seinem Rudel er würde einen Menschen lieben, zu viel für ihn geworden war. Doch obwohl ihre Kinder halb Werwesen waren und Violetta (ihre Mutter) eine einsame Mutter ohne Hilfe war, zog sie ihre Kinder auf und adoptierte mich sogar noch 4 Jahre später. Ich war damals gerade erst 11 und frisch elternlos. Violetta war nicht reich und besaß nicht viel, doch trotzdem bot sie mir ein Platz zum Leben an und wenn ich ehrlich war, ohne sie wäre ich bestimmt gestorben!

Ich ging in die Apotheke in der Violetta arbeitete, die auch gleichzeitig unser Haus war. Laila (meine beste Freundin) und ich machten beide eine Ausbildung zu Heilerinnen, wobei Laila im Nachteil war, denn sie musste immer im Lager üben. Niemand wollte Sachen von einem Mischling kaufen, das solle Unglück bringen glaubten die Einwohner, weshalb Laila immer im Lager war, abwog und verpackte. Um auch so rausgehen zu können nahm Laila Silberkraut, woher sie das hatte weiß ich nicht, jedenfalls besorgte sie mir immer welches mit. Denn sie war die einzige der ich gesagt hatte ich wäre auch ein Mischling. Sie hatte zwar immer Angst, weil ich so große Portionen Silberkraut zu mir nahm, aber sie brachte es mir trotzdem.

"Suchst du Laila?", fragte mich Violetta, die hinter den Tresen ihres Landes stand.

Ich nickte.

"Sie ist im Lager glaube ich. Könntest du mir bitte den Gnieswurz geben, Liebes?", fragte sie.

Ich reichte ihr ein kleines Gefäß und ging dann in Richtung Lager. Schon von weitem konnte ich ein seltsames Geräusch hören was mich dazu veranlasste, besorgt schneller zu gehen.

Als ich dann sah was sich mir für ein Bild bot, musste ich willkürlich grinsen. Laila lag quer auf mehreren Säcken mit Leintüchern drauf und schnarchte ganz laut. Um sie herum lagen leere Bierflaschen.

"Laila, Laila! Wach auf.", ich schüttelte sie ein bisschen.

Müde öffnete sie die Augen und sah sich orientierungslos um, bis sie mich entdeckte.

"Alyssa.", nuschelte sie. "Wieviel Uhr is'es?"

Verschlafen rieb sie sich die Augen und war kurz davor erneut einzupennen.

"Halb vier am Nachmittag, du Penntüte!", lachte ich.

"Los steh auf, bevor du wieder ins Koma fällst!", neckte ich sie.

"Haha.", kam als Antwort.

Doch richtete sich meine Freundin auf und rieb sich den restlichen Schlaf aus den Augen.

"Jetzt erzähl mal. Wie kam es zu das da?", fragte ich und zeigte auf die Bierflaschen.

Sofort wurde meine Freundin ernst und schaute zu Boden.

"Ich war heute im Dorf. Ohne Silberkraut im Blut.", begann sie leise zu erzählen.

Die Sorge um meine Freundin wurde immer größer. Sie hatte schon häufiger Probleme mit ein paar jungen Wölfen gehabt und das schlimme war ich konnte ihr nicht helfen. Die Wolfswachen wollten das natürlich auch nicht tun, dafür fanden sie die Hänseleien viel zu Lustig.

"Haben sie dir wehgetan?", fragte ich sauer, dass ich nicht da gewesen war.

"Sie haben mir eine Ohrfeige gegeben und einer hat meine Handgelenke sehr grob festgehalten. Und einer...einer...er hat...mir ins...Gesicht gespuckt!", begann Laila zu weinen.

Kein Wunder das sie sich mit einer Menge an Alkohol die einen normalen Mensch tötet, betrunken hat. Sie war eine sehr sensible Person, die mit solchen Situationen nicht umgehen konnte. Deswegen verteidigte ich sie normalerweise vor solchen Situationen. Doch heute war sie ohne mich gegangen.



~~~~~~~~~~~

Überarbeitet: 11.05.23

Die Mate des AlphakönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt