Thranduil stieß sein Schwert in den Magen eines Orks. Röchelnd ging er zu Boden, aber Thranduil beachtete ihn nicht weiter. Noch bevor er auf dem Boden aufschlug köpfte der König des Düsterwaldes einen weiteren Ork. Er hob seinen Kopf und sah über das Schlachtfeld. Es war übersät von hässlichen verkrüppelten Orks, aber seine Elben waren zahlreicher. Sie würden diese Schlacht gewinnen. Zufrieden parierte er einen Schlag und tötete gleich zwei Orks in einer Umdrehung.
Er wirbelte über das Schlachtfeld und schwang sein Schwert mit all seinem Hass, den er gegen die Orks hegte. In jedem Schlag steckte seine Wut. So wurde er zu einer tödlichen Maschine, die all ihre Gegner niedermetzelte und nicht zu stoppen war.
Und bald schon gab es weniger Widerstand. Die Orkmeute ging zurück. Triumphierend hielt Thranduil inne. Ließ seinen Blick erneut über die Kämpfenden schweifen. Eine Bewegung ging durch die Orks und kaum einen Moment später begannen sie zu fliehen. In alle Himmelrichtungen rannten sie, schreiend und humpelnd und hofften dem Tod zu entkommen.
Zufrieden beobachtete er dieses Schauspiel. Viele entkamen nicht. Seine Elben mussten nur ihr Schwert ausstrecken und ein flüchtender Ork lief ihnen sofort in die Klingen. Und diejenigen, die es doch schafften zu entkommen wurden von seinen Bogenschützen erledigt. Auf hohen Felsspitzen standen sie, verteilt um das Feld und verfehlten ihr Ziel nicht.
Er blieb noch einige Zeit stehen, bis er nur noch die Köpfe seiner Elben sehen konnte. Mit langsam Schritten ging er voran. Es gab Tote. Natürlich gab es Tote. Aber hauptsächlich waren es Orks. Ab und zu glitzerte eine goldene Rüstung durch den Dreck und Thranduil bedauerte jeden einzelnen seiner gefallenen Brüder. Ihnen wurde ein unsterbliches Leben geschenkt und sie sollten es gänzlich auskosten, nicht sterben. Und doch hatten sie keine andere Wahl, als zu kämpfen um zu leben.
„Mein Herr Thranduil, wir haben alle Orks verjagt.“ Der Elbenkönig drehte sich zu dem Elben hinter ihm um. Er trug die gleiche goldene Rüstung wie alle seine Krieger. Thranduil alleine trug eine metallene, silberne Rüstung, die aus den anderen hervor stach.
„Gut. Gut. Sucht nach Verletzten. Bringt alle, die ihr finden könnt zu den Zelten. Und zählt die Toten“, wies Thranduil ihn an, „Die Verletzten haben oberste Priorität.“ Er durfte nicht noch mehr Krieger verlieren. Jedes Leben, für das es noch Hoffnung gab, musste gerettet werden. Deswegen hatte er seine Heilerinnen in Zelten nahe der Schlacht untergebracht. So konnten sie sich so schnell wie möglich um die Elben kümmern.
Der Elb nickte und machte sich auf den Weg. Er rief seinen Offizieren die Befehle des Königs zu und schnell begannen alle Elben, die noch unverletzt waren, nach Überlebenden zu suchen, die aus eigener Kraft nicht aufstehen konnten.
Thranduil selber machte sich auch auf den Weg zu den Zelten. Dort gab es eine Elbin, zu der er gehen musste. Er selber hatte keine Verletzungen, nicht einmal einen Kratzer. Aber er musste mit ihr sprechen. Also bahnte er sich einen Weg durch die Toten. Er musste auf den Boden sehen, um nicht aus versehen auf einen gefallenen Artgenossen zu treten, auch wenn er es eigentlich nicht sehen wollte. Kein König wollte die Toten sehen, die seinem Befehl folgend ihr Ende gefunden hatten.
Auf einmal machte sich ein ungutes Gefühl in Thranduil breit. Dieses lästige kleine Grauen, dass einen packt, wenn man sich um seine Lieben sorgt. Nein, nein, dachte Thranduil nur und versuchte sich selber zu beruhigen. Seiner Familie ging es gut. Sein Sohn war sicher im Heim und seine Frau gehörte zu den Heilerinnen. Sie waren sicher.
Dennoch beschleunigte er seinen Schritt, konnte kaum schnell genug am Zelt ankommen. Panik überfiel ihn, er wollte schneller und schneller laufen. Er bemerkte nicht einmal, dass er über die Leichen lief, die er vorher noch hatte vermeiden wollen. Leichen von Orks und von Elben, seinem Volk.
Das Zelt kam in Sicht und sofort wusste Thranduil, sein Gefühl war nicht unberechtigt. Heilerinnen knieten über einer Gestalt. Ein paar andere standen mit Verletzungen um das kaputte Zelt herum. Thranduil hielt nur nach einem Gesicht Ausschau, fand es aber nicht. Nein, nein, nein, nein, nein! Er war unfähig etwas anderes zu denken. Immer und immer wieder das Selbe. Seine Angst war zu groß um einem vernünftigen Gedanken Platz zu machen. Eine Elbin sah ihn und er wusste es. Ihre Augen sprachen Bände: Es tut mir so leid.
„Fort, fort mit euch. Ich will sie sehen!“, rief er hysterisch. Seine Stimme klang viel zu hoch. Die Elbinnen stoben wie Fliegen auseinander. Keiner von ihnen sah ihren König an. Und dort lag sie. Ihr dunkles Haar lag wie ein Kranz um ihren Kopf. Sie sah friedlich aus, als würde sie sich nur ausruhen, aber ein gefährlich roter Fleck auf ihrer Brust und ihr viel zu blasses Gesicht sagten etwas anderes.
Thranduils Beine gaben nach. Das konnte nicht sein, niemals. Es durfte nicht sein. Wieso sollte so etwas schreckliches passieren?
„Meine Sonne, komm zu mir. Sag wie geht es dir?“, fragte sie mit dünner Stimme. Wie konnte sie ihn so etwas fragen? Er kroch zu ihr. Sie kam ihm so unwirklich vor. Seine Hand zitterte, als er sie nach ihrer Wange ausstreckte. „Mein Herz, mein ein und alles...“ Seine Stimme versagte. Er wollte ihr Lachen hören. Wollte, dass sie verkündete, wir lustig es doch war, wenn er auf ihre Scherze herein fiel. „Es ist Zeit für mich zu gehen. Die Valar rufen mich nun.“ Sie hatte Mühe zu sprechen.
„Schhh...schone dich, du musst dich ausruhen.“ Es musste noch Hoffnung geben. Es musste einfach. Sie würde nicht sterben, ausgeschlossen. „Ich werde gehen, das weißt du. Also lass mich gehen.“ Sie flüsterte nur noch. Ein Hauch im Wind, der nur viel zu schnell ungehört verwehte.
„Niemals, nein. Ich lasse dich nicht gehen, ich lasse nicht zu dass sie dich mir wegnehmen, nein!!“, er schrie die Worte schon fast heraus. Als ob die Valar ihn hören könnten und seine Geliebte verschonen würden. Er würde alles dafür geben, wenn Melleth nur leben könnte. „Schhhhh...Seit still....Sie können dich nicht hören. Und ich möchte, dass du mir zuhörst.“ Ihre Augen waren ernst. Er sah keinen Schmerz darin. Thranduil hatte nicht die Kraft zu antworten, zu widersprechen. Nicht mehr. Er strich nur mit zitternder Hand über ihre Wangen, die glühten.
„Ich liebe dich. Du bist alles, was sich je wollte. Ich habe jede Sekunde genossen und bereue nichts...“ „HÖR AUF!“, unterbrach er sie. Er wollte keine Abschiedsworte, „Das kannst du mir später erzählen, Melleth, du musst dich schonen.“ „Nein...das kann ich nicht...“, sie nahm tief und röchelnd Luft, „Ich danke den Valar für jeden Moment meines Lebens.....Es war wunderbar....Sag meinem...geliebten Sohn....dass ich bei ihm bin...für immer...“
„Das kannst du ihm....ihm selber sagen“, flüsterte Thranduil. Tränen versperrten ihm die Sicht und er blinzelte die hartnäckig weg. Er würde nicht zulassen dass sie starb. Nicht jetzt, nicht hier. Er brauchte sie so sehr. Sein Sohn brauchte sie. „Pass...auf ihn auf....Legolas...braucht dich....Geliebter.......Gûren*....“ Sie lächelte und zwischen ihren perfekten Lippen bildete sich ein dunkelroter Schlitz.
„Ich liebe dich so sehr...Du kannst mich hier nicht alleine lassen, bitte. Bleib bei mir, Bereth nîn**“ Thranduils Stimme versagte. Er legte seine Hand in ihre, sie war kalt, so kalt. Wie konnte ihr Körper heiß und gleichzeitig kalt sein? „Thranduil...Ich....liebe...dich...“ Ihre Worte waren kaum zu erahnen, ein Hauch von Wörtern. Er wusste mal ob er selber sie überhaupt gehört hatte oder sich alles nur einbildete. Sie drückte ein letztes Mal seine Hand und dann war alles vorbei.
Ihre strahlenden wunderschönen Augen verblassten. Sie verloren ihren Glanz, den Thranduil so liebte und wurden glasig. Nicht mehr als das. Bloß ihre Augen, die wie Kerzen erloschen. Aber es war mehr, als es je hätte sein können. Ihre Seele verblasste. Verließ den Körper und hinterließ nichts als eine dumpfe Leere.
Thranduil flüsterte ihren Namen, aber aus seinem Mund kamen keine Worte. Seine ganze Welt erstarb. Sie war fort gegangen und mit ihrem Licht hatte sie auch seines mitgenommen. Nie zuvor hatte er solch eines Schmerz gespürt, der tief in sein Herz drang, seinen ganzen Körper füllte, bis es nichts mehr sonst gab. Alles und jeden verdrängte und zu viel wurde um es zu ertragen. Bittere Tränen rannen aus Thranduils Augen. Und er verlor sich in seinem Schmerz.
*mein Herz
**meine Königin/Ehegattin
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The Stars in your heart (Thranduil Legolas ff)
FanfictionThranduils, Orophers Sohn, ist der König des Düsterwaldes und lebt mit seiner Frau Melleth und seinem Sohn Legolas in seinen Unterirdischen Hallen. Sein Leben scheint einen erfüllten Lauf zu nehmen, doch dann wird er von einem Schicksalsschlag getro...