Legolas spannte seinen Bogen, zielte und schoss. Der Pfeil verfehlte sein Ziel nicht. Er traf die Zielscheibe, perfekt in die Mitte. Er hatte bisher noch nie so gut getroffen. Sofort war er stolz auf sich und drehte sich zu seinem Vater um. Doch zu seiner Enttäuschung musste er feststellen, dass er gar nicht hingesehen hatte. Stattdessen redete er mit einer Wache. Legolas schaute sich um, doch scheinbar hatte keiner gesehen, was er geschafft hatte. Wieso waren sie alle hier, wenn niemand sah, was er tat? Wozu übte er denn dann? Wenn ihn niemand sah, konnte er niemandem zeigen, wie gut er geworden war.
Wütend legte er seinen Bogen auf den Boden und setzte sich daneben. Er brauchte gar nicht erst üben, wenn es doch sowieso nichts brachte. Da konnte er genauso gut hier sitzen bleiben und nichts tun. Er würde ja sehen, wann jemand bemerken würde, dass er nichts mehr tat.
„Legolas, was machst du da?", fragte Thranduil von hinten. „Ich sitze." Er seufzte leise. „Und wieso sitzt du?" „Weil ich keine Lust mehr habe." Thranduil trat neben Legolas. „Du solltest weiter üben. Deine Fähigkeiten sind noch lange nicht da, wo sie sein sollten." „Dann guck doch!", rief Legolas wütend. Sein Vater sagte das, ohne zu wissen, wie gut er getroffen hatte.
„Oh. Wie ich sehe, hast du dieses Mal sehr gut getroffen." „Was heißt denn dieses Mal?", fragte er sofort. Wusste sein Vater, dass er zum ersten Mal die Mitte getroffen hatte? „Hast du das schon oft geschafft?", fragte Thranduil und zog eine Augenbraue hoch. „Nein", murmelte Legolas. Tatsächlich entsprang Thranduils Lippen ein kleines Lächeln. Die letzten Tage hatte er Legolas meistens nur tadelnd angesehen. Ein Lächeln von ihm war eher selten.
„Dann gibt es kein Grund zu sitzen, oder? Solltest du nicht viel eher neuen Mut bekommen haben?" „Aber es hat doch keiner gesehen", gab Legolas zu. Das Lächeln auf dem Gesicht seines Vaters wurde noch etwas breiter. „Aber du tust doch nicht für uns. Du solltest es für dich selbst tun. Damit du einmal ein großartiger Schütze wirst." Legolas dachte kurz darüber nach. Aber er fand, es machte keinen Sinn. Er wusste immer noch nicht, was er davon hatte, wenn niemand sah, was er tat. „Aber dann musst du das doch sehen." „Und ich werde es sehen, wenn du besser wirst. Aber es kann nicht immer jemand neben dir stehen, und alles sehen, was du tust." „Du kannst ja wenigstens gucken, wenn es gut ist", sagte Legolas und verschränkte seine kleinen Arme.
„Und woher soll ich vorher wissen, wann du gut bist?", fragte Thranduil. Darauf wusste Legolas auch keine Antwort. Er zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Weißt du das nicht?" „Nein. Ich kann vieles, aber ich kann nicht in die Zukunft sehen." Doch Legolas zuckte nur wieder mit den Achseln. „Wie wäre es, wenn du jetzt aufstehst und weiter machst?", fragte Thranduil und streckte ihm seine Hand entgegen. Legolas nickte und ergriff seine Hand, damit er ihm aufhalf.
Er hob seine Bogen auf, entschlossen weiter zu machen. „Ich kann dir nicht immer zusehen, aber wenn du immer weiter machst, werde ich sehen können, wie du dich verbesserst. In Ordnung?" Legolas nickte. „Und wenn du besonders gut bist, kannst du mich vielleicht damit überraschen", sagte Thranduil liebevoll. Das weckte sofort den Ehrgeiz in Legolas. „Das werde ich bestimmt machen!", rief er. „Guckst du denn jetzt auch noch zu?", fragte er hoffnungsvoll.
„Ein paar Minuten kann ich erübrigen." Entschlossen lief Legolas los, um seinen Pfeil aus der Zielscheibe zu ziehen. Er wollte noch einmal so gut treffen, bevor sein Vater wieder fort war. Vielleicht konnte er ihn heute schon überraschen. Noch einmal so eine perfekten Schuss schaffen. Er stellte sich in seine Position und zielte.
Er schoss einige Pfeile ab, aber keiner traf das Ziel so, wie er es gerne gewollt hätte. Doch sie waren nicht schlecht und als Thranduil ankündigte zu gehen, schoss er einen letzten Pfeil ab, der perfekt in die Mitte traf. „Hast du das gesehen?", rief er begeistert. „Und ob! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, das war wirklich sehr gut", lobte Thranduil ihn und sah tatsächlich beeindruckt aus. Legolas jubelte triumphierend auf. Er hatte seinen Vater beeindruckt! Er hatte geschafft, was er hatte erreichen wollen.
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The Stars in your heart (Thranduil Legolas ff)
FanfictionThranduils, Orophers Sohn, ist der König des Düsterwaldes und lebt mit seiner Frau Melleth und seinem Sohn Legolas in seinen Unterirdischen Hallen. Sein Leben scheint einen erfüllten Lauf zu nehmen, doch dann wird er von einem Schicksalsschlag getro...