Legolas saß an seinem Tisch und schaute auf das Buch, welches Erynon ihm unter die Nase hielt. Er hatte heute mit dem Unterricht angefangen und als erstes sollte er lernen, zu lesen. Erynon hatte begonnen, ihm einzelne Buchstaben und ihre Bedeutung zu erklären, also sollte er sie nachschreiben und lesen lernen. Tatsächlich hatte der junge Elb Freude daran. Es war eine willkommene Ablenkung, da er sich auf die Aufgabe konzentrieren musste und er war wissbegierig. So lernte er schnell und Erynon hatte kaum Stress, sondern konnte entspannt mit Legolas arbeiten.
Aber trotz allem wollte er den jungen Elb nicht überfordern und lernte mit ihm nur in den Morgenstunden und wiederholte abends das Gelernte. In der Zwischenzeit konnte Legolas spielen.
Aber eigentlich hätte er lieber weiter gemacht. Er wusste ja nicht, was er sonst machen sollte, wo weder sein Vater noch Erynon Zeit für ihn hatten. Seine Mutter fehlte ihm sehr. Es war nicht bloß sie als Person, die fehlte, sondern auch die vielen Stunden, die sie gemeinsam verbracht hatten.
Jeden Abend schaute er erwartungsvoll zur Tür, in der Hoffnung, dass sie doch noch kam. Aber das tat sie nie. Und auch wenn er wusste, dass er sie einmal wiedersehen würde, kam es ihm nicht schnell genug. Sein Vater hatte gesagt, dass sie auf ihn wartete, aber das er erst in vielen Jahren dorthin gehen würde. Er konnte sich diese Zeit kaum vorstellen. Wie lange war das? Doppelt so lang als sein Leben? Nein, das war viel zu lang. So lange könnte er nicht warten. Aber wie lange dann? Niemand wollte es ihm sagen und er fühlte sich alleine gelassen. Seine Mutter hätte es ihm gesagt, wenn sie gekonnt hätte, aber sie war ja nicht hier.
Aber so musste er sich dennoch beschäftigen, also wollte er mit seinem Bogen trainieren. Sein Vater hatte ihm gezeigt wie es ging und nun wollte er besser werden. Er wollte seinen Vater stolz machen. Aber dazu brauchte er Hilfe, denn er brauchte die Tipps von erfahrenen Bogenschützen. Also nahm er sich Pfeil und Bogen und zog los. Er wollte Alagos besuchen. Der Wachposten hatte bestimmt Zeit übrig, um mit ihm zu üben. Es passierte ja ohnehin nichts im Wald.
Als er an den Wachen am Ausgang vorbeikam nickten sie ihm zu. „Wo geht ihr hin, Legolas?", fragte einer der Wachen. „Ich gehe trainieren. Mit Alagos. Aber Ada darf es nicht wissen, ich will ihn überraschen, wenn ich besser geworden bin", sagte Legolas. Die Wachen tauschten einen kurzen Blick, bevor sie Legolas Platz machten. „Aber kommt vor Sonnenuntergang wieder", warnten sie ihn. Er wusste selbst, dass er nachts nicht draußen sein durfte. Nachts wurde es gefährlich, das hatten ihm alle gesagt.
Er war schnell bei dem Baum, in dessen Wipfeln Alagos saß. Legolas klopfte gegen die Rinde und rief nach Alagos. Kaum einen Moment später ließ er ein Seil hinunter, an dem er Legolas nach oben zog. Mit gerunzelter Stirn sah er den jungen Elben an. „Was machst du hier?", fragte er. „ich wollte üben", sagte er und hielt seine Waffe hoch. „Aber das kannst du doch nicht hier." „Wieso nicht?" In dem Baum war ein Haus aus Geflecht, welches um den Stamm lag. So konnte man ein paar Schritte gehen und sich setzen oder hinlegen, wenn man wollte.
Aber Legolas wollte jetzt Bogenschießen. „Hier ist kein Platz und ich habe keine Zeit für dich", sagte Alagos. Niemand hatte Zeit für ihn. Er verzog das Gesicht und schmollte. „Niemand hat Zeit für mich! Das ist so gemein!", rief er. Der andere Elb sah ihn mitleidig an. „Na schön, du kannst bleiben. Für eine Weile", seufzte er. Jubelnd sprang Legolas auf.
„Wohin kann ich zielen?", fragte er. „Auf andere Bäume. Aber sieh zu, dass du sie triffst, ich will nicht durch den ganzen Wald laufen und deine Pfeile suchen." „Mach ich!" Entschlossen lief Legolas über die Platte und suchte sich einen Baum im passenden Abstand. Dann spannte er und rief sich ins Gedächtnis, was sein Vater ihm beigebracht hatte. Handhaltung. Beide Augen offen. Spannung aufbauen. Ruhig bleiben.
Er schoss und der Pfeil flog gegen den Baum, blieb aber nicht stecken sondern fiel zu Boden. Enttäuscht sah Legolas dem fallenden Pfeil hinterher. Alagos fing an zu lachen. „Ich sehe, du hast noch einiges vor dir." „Was soll ich denn besser machen?", fragte Legolas ärgerlich. Er wollte nicht ausgelacht werden. „Du brauchst lediglich etwas Übung. Deine Arme sind noch nicht so stark und können die nötige Spannung noch nicht aufbauen. Das kommt mit der Übung und dem Alter."
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The Stars in your heart (Thranduil Legolas ff)
FanfictionThranduils, Orophers Sohn, ist der König des Düsterwaldes und lebt mit seiner Frau Melleth und seinem Sohn Legolas in seinen Unterirdischen Hallen. Sein Leben scheint einen erfüllten Lauf zu nehmen, doch dann wird er von einem Schicksalsschlag getro...