Kapitel 15

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Der nächste Morgen kam viel zu schnell, vor allem weil Thranduil sich nun Melleths Mutter stellen musste. Anoriell. Wie sollte er ich ihr gegenüber verhalten? Er musste sich vor ihr verantworten, denn er hatte Melleth sterben lassen, obwohl er sie hätte beschützten müssen. Das war seine Pflicht als ihr Ehemann. Auch wenn Anoriell gestern nicht so gewirkt hatte, als ob sie in irgend einer Weise wütend war oder ihm die Schuld gab.

Legolas wachte auf. „Guten Morgen, mein Sohn." „Guten Morgen, Ada." Auch wenn er lange geschlafen hatte klang Legolas erschöpft. „Wie geht es dir?" Er zuckte nur mit den Achseln. „Lass uns etwas essen gehen, in Ordnung?" Legolas nickte wieder. Thranduil hatte das Gefühl, dass Legolas sich von ihm entfernte. Nicht nur von ihm, sondern von allem um ihn herum. Er konnte es ihm nicht verübeln, aber es bereitete ihm trotzdem Sorgen. Wenn er in seiner eigenen Welt mit seinen eigenen Gedanken blieb, würde er irgendwann davon driften in einen Zustand, der dem Tod sehr Nahe war.

Er legte Legolas ein neues Gewand an und richtete seine Haare, bevor sie die Gemächer verließen und durch die langen engen Gänge in die Küche gingen. Saenis war bereits dort, als ob sie geahnt hätte, dass sie auftauchen würden, und machte essen. „Guten Morgen, mein Herr, Prinz Legolas." Sie lächelte. „ich habe ein Mahl vorbereitet, wenn ihr etwas zu euch nehmen wollt." „Für Legolas bitte. Ich esse nichts." Bevor jemand protestieren konnte, verließ er den Raum und machte sich auf den Weg zu Anoriell.

Er klopfte an ihre Tür und hoffte, dass sie nicht da wäre oder noch am schlafen. Hauptsache sie würde die Tür nicht öffnen. Aber sein Wunsch wurde nicht erfüllt. Nach einem Moment öffnete sich die Tür und Anoriell stand vor ihm. Er konnte sehen, dass sie diese Nacht geweint hatte und er fühlte sich noch schuldiger. Anoriell war eine starke Elbin und sie so verletzlich zu sehen, setzte auch Thranduil zu.

„Ich hoffe ich störe euch nicht." Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ganz und gar nicht. Ihr seid immer willkommen. Kommt doch herein." Er trat ein und und setzte sich auf den Platz, den Anoriell ihm anbot. „Wie geht es euch?", fragte sie. Thranduil hatte diese Frage nicht erwartet, vor allem, weil er zu ihr gekommen war und nicht anders herum. „Es ging mir schon besser." Er wusste das diese Aussage im Grunde nichts sagte, aber er war nicht hier, um sein Herz auszuschütten. „Wie lange wollt ihr bleiben? Ich weiß ihr hattet eine lange Reise hinter euch und wollt euch sicher erst einmal ausruhen." Sie nickte. „Das würde ich gerne. Ich habe das Gefühl, hier bin ich ihr näher als an jedem anderem Ort."

Thranduil dachte an einige Plätze, an denen er mit Melleth oft gewesen war. Er würde sie für eine lange Zeit wohl nicht besuchen können. An diesen Orten wäre die Erinnerung stark und präsent und noch zu schmerzhaft für ihn. Aber er konnte verstehen, was Anoriell meinte. Als sein Vater gestorben war, hatte er auch irgendwann Orte aufgesucht, die er mit ihm verband. Vor allem, wenn er als König unsicher gewesen war und nicht gewusst hatte, wie er weiter machen sollte. Es hatte ihm geholfen.

„Und ich würde Legolas gerne kennen lernen", sagte Anoriell und schaute ihn erwartungsvoll an, „Ich würde sehr gerne Zeit mit ihm verbringen." Thranduil nickte. Er hielt das auch für eine gute Idee. Auch wenn Anoriell bald wieder gehen würde und sie sich für eine lange Zeit nicht sehen würden, so war es Thranduil doch Recht, dass Legolas eine weitere Bezugsperson haben würde. „Ich denke, das wird ihn auch freuen." Anoriell lächelte. „Möchtet ihr heute Abend vielleicht mit uns speisen?" Vermutlich war es besser, wenn Thranduil am Anfang selbst dabei war. Sie war für Legolas eine Fremde und er war bestimmt nicht in bester Laune. „Das würde ich gerne, vielen Dank für das Angebot." „Falls ihr irgendetwas braucht, müsst ihr einfach fragen, ganz egal wen." „Danke." „Nun gut..." Er erhob sich und wollte schon den Raum verlassen, aber Anoriell hielt ihn zurück. „Ihr wart dort, als sie starb."

The Stars in your heart (Thranduil Legolas ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt