Kapitel 8

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„Legolas was machst du denn da oben?“, fragte Thranduil und versteckte die Panik in seiner Stimme erfolgreich. „Ich will den Ast holen. Du hast gesagt er ist gut. Also können wir ihn doch nehmen.“ „Nein. Nein, so meinte ich das nicht. Komm bitte herunter.“ Nervös lief Thranduil unter dem Baum hin und her wie eine Raubkatze, die ihre Beute bewacht. „Aber du brachst doch auch einen Bogen.“ „Du kannst den Ast überhaupt nicht abschneiden. Komm herunter und wir werden einen anderen finden.“

Er musste Legolas von diesem Baum herunter bekommen! Er durfte sich jetzt nicht weigern, wie er es sonst gerne tat. Dann würde Thranduil seine Nerven komplett verlieren. „Na gut“, brummte Legolas leise, aber Thranduils Elbenohren verstanden es trotzdem. Er atmete innerlich auf. Er kam herunter, gut. Jetzt musste er nur noch sicher auf dem Boden ankommen.

Vorsichtig begann Legolas den Baum hinunter zu klettern, aber er war sehr langsam und unsicher. Wie konnte er seinem Sohn bloß helfen? Er kam sich so nutzlos vor. Er sah, wie Legolas mit dem Fuß nach einem Ast tastete, den er nicht erreichen konnte. „Etwas weiter links! Setzte deinen Fuß weiter nach links!“, rief er automatisch. Legolas gehorchte und fasste auf dem besagten Ast Fuß.

Dennoch kam Thranduil sich nutzlos vor. Er konnte nicht untätig bleiben! Und Anweisungen schreien würde auch auf langer Sicht nicht helfen. Legolas musste nur einem den Fuß an eine falsche Stelle setzte oder eine Anweisung falsch verstehen. Natürlich, er konnte den Baum hinauf klettern, Legolas auf halben Weg anpassen und helfen. Ja, das konnte er tun.

Er begann also nach oben zu klettern, während Legolas weiter kletterte, seinem Vater entgegen, ohne zu wissen, dass dieser hinauf kletterte. Der junge Elb tat sich schwer mit dem Abstieg. Er erwies sich als wesentlich schwieriger, als der Aufstieg, denn jetzt konnte er kaum erkennen, was unter seinen Füßen war. Wie sollte er da wissen, wo er seinen Fuß hinsetzen konnte? Wieso hatte er das überhaupt gemacht? Er hätte doch auf Ada warten können! Er warf einen unsicheren Blick nach unten, in der Hoffnung, dass es nicht mehr weit war. Aber es schien noch tausend Meter nach unten zu gehen und Legolas bekam es bei diesem Anblick mit der Angst zu tun.

Seinen Ada konnte er auch nicht sehen. Aber wo war er? Hatte er ihn alleine gelassen? Legolas fühlte sich so alleine in den hohen Bäumen. Wo war Ada? Und wo war Nana? Sie konnte ihm doch sonst immer helfen. Er saß in der Falle. Er konnte nicht hinunter klettern, aber es war so hoch. Und alles schien zu schwanken. Er würde sicher sterben, wenn er jetzt versuchte, weiter zu klettern und fiele. Tränen stahlen sich in die Augen des jungen Elben. Die Verzweiflung machte sich breit. Ada war verschwunden und er konnte nicht hinunter klettern!

„Legolas! Mein Sohn, komm weiter!“, rief da eine vertraute Stimme. „ADA!“, rief Legolas erleichtert. Hastig blinzelte er die Tränen weg. Ada war noch da. „Hilf mir!“, rief er verzweifelt. „Ich komme schon! Halte dich fest und ich helfe dir.“ Legolas klammerte sich am Baum fest. Alles schien wackelig und schwankte ihm Wind. Niemals könnte er alleine nach unten auf den sicheren Waldboden kommen. Er wagte einen weiteren Blick nach unten, aber er sah nur den weit entfernten, schwankenden Waldboden. Nein, das wollte er nicht sehen, niemals. Er kniff seine Augen zusammen und schon schien er sich etwas sicherer. Das Schwindelgefühl ließ etwas nach, aber nur ein kleines bisschen. Den Baum würde er auch nicht loslassen. Ja, so konnte er überleben. Er würde nicht in die Tiefe stürzen, wenn er sich gut festhielt. Aber Ada musste kommen. Er würde kommen. Er würde ihn retten.

„Legolas, ich bin jetzt bei dir“, sagte Ada unter ihm. Aber er war unter ihm. Wie sollte er ihn denn dann ansehen? „Ada, was soll ich machen?“, fragt er unsicher, weil er es nicht wusste. „Ich bin hier. Bei dir. Sie mich einfach an.“ Vorsichtig öffnete Legolas die Augen. Ada war nur ein kleines Stück unter ihm. Mit einer Hand hielt er sich fest, die andere hielt er Legolas entgegen. Er schien Legolas mal wieder wie ein Held. So einfach hielt er sich fest, so schnell war er hier, so liebevoll lächelte er Legolas an, ohne auch nur eine Spur von Angst. Nein, Ada hatte niemals Angst.

The Stars in your heart (Thranduil Legolas ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt