Kapitel 17

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Thranduil wurde von der fröhlichen Stimme seines Sohnes geweckt. „Ada! Steh auf, Ada! Wach auf!", rief der junge Prinz und lief ganz ungefragt in das Schlafgemach seines Vaters. Nachdem sein Vater ihm nicht geantwortet hatte, hatte er beschlossen, nach zu sehen und hatte ihn schlafend vorgefunden. Dabei musste er gerade heute früh wach sein! Anoriell wollte zu Legolas' Leidwesen heute abreisen und wollte in der frühen Morgenstunde aufbrechen.

Thranduil blinzelte in das helle Licht seines Zimmers und fühlte sich etwas desorientiert. Seine Hand griff ganz automatisch zu seiner rechten Seite um wie jedes Mal einen kalten leeren Platz vorzufinden und schmerzlich daran erinnert zu werden, dass er nun alleine in diesem Bett schlief. „Ada! Komm schon, steh auf", quengelte Legolas wieder. Er stand jetzt am Bett und zog an der Decke. Thranduil setzte sich auf und wurde richtig wach. „Legolas, was tust du hier? Ich kann mich nicht entsinnen dich herein gelassen zu haben." Er warf seinem Sohn einen strengen Blick zu.

Legolas zuckte mit den Schultern. „Ich musste dich wecken. Anoriell will gleich abreisen." Natürlich, er erinnerte sich wieder. Es war ihm peinlich, dass er genau an diesem Tag verschlafen hatte. „Sicher. Ich stehe auf. Aber dieses Mal bleibt es eine Ausnahme, dass du ungefragt meine Gemächer betrittst, verstehen wir uns da?", fragte er Legolas. Sein Sohn nickte, aber Thranduil bezweifelte, dass er wirklich daran glaubte. „Geh nur in deine Gemächer. Ich werde dich dort abholen." Legolas nickte wieder und lief nach draußen. Er hatte seinen luftigen, springenden Gang noch nicht zurück erlangt. Ein Gewicht lag noch immer auf seinen Schultern, ein Schatten, der die Fröhlichkeit in Grenzen hielt.

Thranduil stand schwerfällig auf und sein Blick fiel auf Melleths Kommode. Sie sah so unscheinbar aus. Geschlossen konnte man nur erahnen, welche Schätze darin verborgen lagen. Aber Thranduil wollte sie nicht öffnen, wenn es nicht nötig war. Es war, als ob Erinnerungen darin gefangen wären, die er nach draußen in die Welt entschwinden ließe, wenn die Türen öffnete. Er musste die Erinnerungen bewahren und von der Zeit unberührt lassen, falls er oder - viel wahrscheinlicher – Legolas einmal vergessen würde.

Er kleidete sich angemessen, aber das tat er schon die ganzen letzten Tage. Fast wie früher. Teure Gewänder, schwere Ringe, nur die Krone ließ er meistens stehen, wo sie war. In diesem Palast musste er niemanden an seine Stellung erinnern und mit der Krone fühlte er die erdrückende Last der Verantwortung umso mehr. Er war noch nicht bereit, sie ständig zu tragen. Heute setzte er sie dennoch auf, da er Anoriell vermutlich an den Toren verabschieden würde und damit für alle sichtbar war.

Dann ging er los und holte Legolas aus seinen Gemächern ab. Erynon war bei Legolas und las ihm aus einem Buch vor. Vermutlich um den jungen Elb zu beruhigen und die Zeit tot zu schlagen. Er räusperte sich, als er das Zimmer betrat und sofort schauten beide Elben auf. Erynon klappte das Buch zu und stand auf, um sich zu verneigen. „Mein Herr Thranduil." „Ich wünsche einen schönen guten Morgen, Erynon. Begleitet ihr uns um Anoriell zu verabschieden?" „Wenn ihr erlaubt." Thranduil nickte. Legolas stand nun auch auf und lief zu seinem Vater um nach seiner Hand zu greifen.

Thranduil traf diese Geste überraschend. Er konnte sich nicht entsinnen, wann Legolas einfach so nach seiner Hand gegriffen hatte. Aber er konnte es einfach nicht über sich bringen, seine Hand los zu lassen. Also ging er mit seinem Sohn an der Hand durch die Gänge. Erynon ging hinter ihnen um den gebührenden Abstand zu wahren.

„Wird Anoriell uns nochmal besuchen?", fragte Legolas. „Mit Sicherheit." „Wann?" Diese Frage konnte Thranduil nicht beantworten und er wollte seinem Sohn keine leeren Versprechen geben. Nicht noch einmal. Es war schon schlimm genug gewesen, ihn wegen Melleth zu belügen. „Ich weiß es nicht." „Warum nicht?" „Weil sie sich nicht dazu geäußert hast. Du musst sie selbst fragen, wenn du eine Antwort möchtest." „Das werde ich." Vermutlich hatte Thranduil damit Anoriell in Verlegenheit gebracht, aber das war immer noch besser als eine Lüge.

The Stars in your heart (Thranduil Legolas ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt