Kapitel 13

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Mit schnellen Schritten liefen die Elben durch die vielen Gänge des Palastes. Ihre Hände waren voll bepackt und ihr Blickfeld versperrt, aber das störte sie wenig, denn sie kannten den Weg blind. Alles wurde nach draußen getragen. Die Brücke schien noch nie so voller gewesen und strahlte im Licht der Nachmittagssonne hell. Weiße Blüten waren dort angebracht und ein Pfad aus Lichtern und weißen Blumen in den Bäumen zeigte den Weg zum Begräbnis an. Und später wieder den Rückweg.

Noch waren keine Gäste eingetroffen, denn es wurde noch viel vorbereitet. Eine kleine Höhle, nicht besonders groß, lag in der Nähe der Begräbnisstätte. Dort lag die Leiche nun. Gesäubert, in ein weißen Kleid gehüllt, mit Blumen in der Hand, die im Mondlicht silbern und im Tageslicht golden schimmerten. Ihre Haut war schon sehr weiß, man konnte nicht übersehen, dass sie längst tot war.

Die Zeit wurde knapp und immer schneller arbeiten die Elben, wollten fertig werden, damit sie der Zeremonie mit voller Aufmerksamkeit und Hingabe beiwohnen konnten. So sank die Sonne tiefer und alles war fertig. Der Elb Erynon erklärte sich dazu bereit, den König und seinen Sohn zu holen. Er wusste, dass es nicht einfach werden würde, also war es seine Aufgabe.

Bald hatte er die Gemächer erreicht und klopfte gegen Legolas' Zimmertür. „Herein", sagte die Stimme des Königs und Erynon betrat den Raum. Dort stand der König, groß, doch nicht mehr so stolz wie einst. Er hielt sich nicht mehr so gerade, wie er es immer getan hatte und sein Blick war voller Trauer, nicht die kalte Maske, die er sonst trug.

„Es ist Zeit." Mehr brauchte er nicht zu sagen, Thranduil verstand es. Er nickte seinem Sohn zu und nahm ihn bei der Hand. Sie hatten sich noch frisch gemacht, damit sie wenigstens ordentlich aussahen. Aber die Trauer auf ihren Gesichtern konnten sie nicht verdecken. Langsam gingen sie durch den Palast. Nie zuvor war Thranduil dieser Weg so lange vorgekommen. Nie so zäh und unerträglich.

Aber das hörte auf, als sie die Brücke betraten. Das Licht der Abendsonne schien warm und Blüten, weiß wie Schnee zeigten ihnen den Weg. Legolas lief nach wie vor schweigend an seiner Hand, doch jetzt zogen sie auf einem kleinen Pfad durch den Wald. Er beruhigte Thranduil. Ließ ihn wieder durchatmen und fast schon entspannen. Aber ganz konnte er die Anspannung natürlich nicht fortwischen.

Bald tauchten zwischen den Bäumen helle Lichter auf. Sie betraten eine Lichtung, die schon voll von Elben war, die der Beerdigung der Königin beiwohnten. Viele von ihnen trugen verschleierte, dunkle Kleidung. Sie wichen zurück und machten dem König und seinem Sohn den Weg frei. Ihr Blick fiel auf einen kleinen Altar aus Stein. Darauf stand ein Sarg aus Buchenholz und schien in der untergehenden Sonne zu leuchten.

Langsam ging Thranduil darauf zu und vergaß alles andere um ihn herum. Die Elben neben ihm, der Wald um ihn herum und sei Sohn an seiner Hand. Er kam näher und warf einen Blick in den Sarg. Dort lag sie, wie aus Stein. Ihre Haut weiß und kalt. Ihre Körper in ein Kleid aus weißer Seide gehüllt. Ihre Haare, dunkel wie Ebenholz und in weichen Wellen fließend, breitete sich um ihren Kopf. Eine Schönheit noch im Tod.

„Nana..." Ein leises Flüstern, das Thranduil in die reale Welt zurück brachte. Legolas neben ihm konnte kaum über den Rand sehen, doch es genügte, um seine Mutter zu sehen. Nun war es auch für ihn wahrhaftig. Nicht bloß Worte, sondern auch ein Bild, eine Berührung. Seine kleine Hand fasste die Hand seiner Mutter, so kalt und steif. Er zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt, dabei war es die Kälte, die ihn erschreckte.

„Ihr Geist hat sie verlassen", sagte eine Stimme. Thranduil hob den Kopf und sah einen Elben vor sich stehen. Ein Elb, der schon viele Leute sterben sah und wohl stärker an die Valar glaubte als die meisten Waldelben. Der König nickte langsam. „Verzaget nicht, ihr habt sie nicht für immer verloren." Er trat einen Schritt zurück und zog Legolas behutsam mit sich. Sie stellten sich in die erste Reihe, dort, wo sie hingehörten.

The Stars in your heart (Thranduil Legolas ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt