Die nächste Tage vergingen wie Jahre. Thranduil saß in seinem Gemach. Er ließ sich alle königlichen Arbeiten zu sich bringen. Sprechstunden gab es keine mehr und er wollte er sonst niemanden sehen. Er aß nicht, er schlief nicht, er arbeite nicht. Er machte schlichtweg nichts. Stunde für Stunde saß er in seinem Zimmer. Er wusste nicht, wie viel Zeit verging. Er wusste nicht einmal, ob es Tag oder Nacht war. Er saß nur da. Eigentlich wollte er arbeiten, denn er musste seinen königlichen Pflichten nachgehen. Aber er saß nur da.
Er dachte an Melleth, dachte an ihre Worte, dachte an ihre schönsten Tage, dachte an ihre wunderschönen blauen Augen, dachte an die Berührung ihrer Hand, dachte an ihre erste Begegnung und ihre letzte. Immer und immer wieder an diesen letzten Augenblick. Der Schmerz fraß sich immer tiefer in ihn hinein.
Es gab nichts, was er fühlte, außer diesem Schmerz. Keinen Hunger, keine Müdigkeit, keine Liebe, kein gar nichts. So verharrte er. Es kam ihm vor, als säße er schon seit Jahren hier, und wer weiß, vielleicht tat er das ja auch.
Das einzige was er tat, war ab und zu etwas Wasser trinken, denn würde er das nicht tun, wäre er wohl vertrocknet. Jedenfalls fühlte es sich so an. Alles Wasser in seinem Körper verweinte er in die unerträgliche Stille um ihn herum. Und jedes Mal, wenn scheinbar nichts mehr da war, fing er wieder an zu weinen. Aber nicht einmal das Brennen seiner Augen störte ihn, er bemerkte es fast gar nicht, zu tief war der Schmerz in seinem Herzen.
Es gab nichts, was ihn ablenken konnte, all seine Gedanken waren von Melleth eingenommen. Nur ab und an waren Bedienstete an der Tür, die ihn aus seiner Starre lösten, aber er schickte sie jedes Mal fort. Es ging ihm viel zu schlecht, um mit irgendjemandem zu sprechen.
„Mein Herr, möchtet ihr etwas speisen?“
„Mein König, euer Sohn möchte euch sehen.“
„Mein Herr, ich habe dringende Nachricht.“
„König Thranduil, ihr möchtete wirklich nichts speisen?“
„Herr, Euer Sohn Legolas verlangt nach euch.“
„Mein Herr, ihr solltet wirklich nach eurem Sohn sehen.“
„Euer Hoheit, soll ich nicht mal nach dem Rechten sehen?“
„Mein König, es ist dringend.“
„Legolas braucht euch, Herr. Wollt ihr ihn nicht sehen?“
„Ada?“
Thranduil blinzelte. Eine neue Stimme hatte ihn aus seiner Trance geweckt. „Ada? Bist du da?“ Die Stimme war hoch und weinerlich. Legolas. „Geh fort, ich habe keine Zeit“, sagte Thranduil. Seine Stimme war rau. Er hatte selten gesprochen, kaum getrunken, nicht geschlafen, geschweige denn gegessen. Nur geweint hatte er.
„Bitte. Ada.“ Legolas weinte, da war sich Thranduil nun sicher. Er zögerte. Sollte er Legolas wegschicken? Wie er auch jeden anderen wegschickte? Konnte er seinen Sohn einfach weinend vor der Tür stehen lassen? „Einen Moment, mein Sohn.“, rief Thranduil.
Er wischte sich über die Augen. Atmete drei mal tief durch. Dann stand er auf und öffnete die Tür. Vor ihm stand der kleine Legolas. Er trug seine blauen Schlafkleider und im Arm hielt er ein Hirschkuscheltier. Seine schulterlangen Haare waren zerzaust und das Wasser in seinen Augen drohte jeden Moment herauszukullern.
Kaum hatte Thranduil die Tür geöffnet, lief Legolas mit tappsigen Schritten auf ihn zu und klammerte sich an seine Beine. Er weinte. „Ada...“
Thranduil erstarrte. Er dachte nicht nach, als er sich hin hockte und Legolas in die Arme nahm. Auch nicht, als er ihm über den Kopf strich und beruhigende Worte sprach. „Schhh...ganz ruhig, Legolas. Ich bin ja da, Ada ist da. Alles ist gut.“ Legolas kuschelte sich in seine Arme und weinte. Sein Schluchzten drang tief in Thranduils Herz. Es erinnerte ihn daran, dass es noch jemanden gab, den er liebte. Er hatte völlig vergessen, wie es sich anfühlte zu lieben. Er kannte nur noch Schmerzen.
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The Stars in your heart (Thranduil Legolas ff)
FanfictionThranduils, Orophers Sohn, ist der König des Düsterwaldes und lebt mit seiner Frau Melleth und seinem Sohn Legolas in seinen Unterirdischen Hallen. Sein Leben scheint einen erfüllten Lauf zu nehmen, doch dann wird er von einem Schicksalsschlag getro...