Dieser Tag blieb Thranduil als einer der schönsten in seiner Erinnerung. Er zeigte seinem Sohn unter den lichten Blättern des Waldes, wie man einen Bogen baute. Legolas hatte großen Spaß und so hatte auch Thranduil eine schöne Zeit. Er hatte nie so viel Zeit am Stück mit seinem Sohn verbracht. Einen ganzen Tag lang. Normalerweise hatten ihn die Pflichten des Königs immer beschäftigt und kaum Zeit für seine Familie gelassen, auch wenn er sich so oft wie möglich welche genommen hatte. Vor allem Melleth wegen, da sie ihm immer vorgehalten hatte, seinen Sohn zu vernachlässigen. Sie hatte damit wohl recht gehabt. Wie mit so vielen Dingen.
Sie hatten die Bögen fertig gebaut und sich dann an die Pfeile gemacht. Dafür, dass Legolas noch jung und unerfahren war, hatte er einen sehr guten Bogen gefertigt. Thranduil wusste jetzt schon, dass der Bogen einmal seine bevorzugte Waffe sein würde. Er selbst zog das Schwert vor, das wie ein verlängerter, kalter und tödlicher Arm war.
Doch jetzt dämmerte es bereits und Legolas meldete sich zu Wort, dass er Hunger hatte. Natürlich, er musste etwas essen. Er war ein junger Elb, gestern noch ein Elbie, wie es Thranduil schien.
„Na komm, dann lass uns zurück gehen“, schlug Thranduil vor und Legolas nickte fröhlich. Sie gingen los, in Richtung Palast. „Aber morgen können wir doch auch damit Schießen, oder? Ich will lernen, mit einem Bogen zu schießen!“ Legolas sah ihn mit leuchtenden Augen an.
„Möglicherweise. Aber ich kann noch nichts Genaues sagen.“ Enttäuscht starrte Legolas seinen Vater mit bohrendem Blick an, in der Hoffnung, dass es etwas ändern würde, und blieb stehen. „Das ist unfair!“ „Zügle dich, Legolas. Und ich habe nicht gesagt, dass ich es dir überhaupt nicht zeigen werde. Nur weiß ich nicht, ob ich morgen dazu Zeit habe“, erklärte der Elbenkönig und sah seinen Sohn streng an. „Na gut. Hauptsache du zeigst es mir.“ Schon strahlte er wieder und hüpfte den Waldweg entlang.
„Das werde ich, Versprochen.“ Legolas strahlte ihn an. „Gut. Dann können wir doch jetzt etwas essen, oder?“ „Das ist Ziel unseres Weges.“ Der Eingang der großen Höhle tauchte zwischen den Ästen auf und leuchtete im Licht der Untergehenden Sonne. Alles war in Rotorange getaucht. Legolas rannte lachend mit seinem Bogen und dem Köcher über der Schulter zum Fluss, der dicht unter der Brücke daher floss. „Sieh mal, Ada! Das Wasser ist rot!“, rief er und beugte sich über den Rand der Brücke.
Rasch lief Thranduil zu Legolas und stellte sich hinter ihn. Eigentlich wollte er aufpassen, dass Legolas nicht hinein fiel, aber dann zog das gefärbte Wasser seinen Blick auf sich. Es erinnerte ihn an eine Schlacht, bei der viele Elben und Menschen gestorben waren. Ein Fluss war ganz in der Nähe geflossen und als das Blut der vielen Leichen hinein floss, hatte sich das Wasser ähnlich rot gefärbt wie hier im Licht der Sonne. Es war etwas ganz anderes, und die Farbe war deutlich schwächer als damals, aber Thranduil konnte nicht verhindern, dass Übelkeit in ihm aufstieg. Er war vielleicht ein starker König, aber selbst der stärkste Krieger leidet unter den Folgen des Krieges und dem Schrecken des Todes, die sich in seinem Kopf festsetzten.
„Wir gehen“, sagte Thranduil knapp, als er endlich seinen Blick von dem rasch dahinfließenden Wasser wenden kann. Er nahm Legolas Hand und zog ihn mit zum Tor. „Ada? Was ist los? Ich fand der Fluss sieht lustig aus.“ „Mag sein. Aber ich mag es nicht.“ „Warum?“, fragte Legolas weiter, ließ sich aber glücklicherweise widerstandslos durch das große Tor ziehen. „Es ist so. Akzeptiere es. Ich werde dir vielleicht ein anderes mal davon erzählen.“ „Das sagst du immer“, grummelte Legolas leise, doch natürlich verstand Thranduil es. Aber er antwortete nicht.
Sie liefen eine Weile schweigend. Legolas balancierte auf einer dünneren Wurzel, die sich durch die Höhle zog und lief fröhlich durch die verschlungenen Gänge. Bald kam eine der Küchen näher, die zwischen zwei Felswänden verborgen lag, klein und gemütlich, und Thranduil brachte Legolas dorthin. Ein schwacher Luftzug strich durch die Küche und deutete einen versteckten Ausgang zur Außenwelt an.
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The Stars in your heart (Thranduil Legolas ff)
FanfictionThranduils, Orophers Sohn, ist der König des Düsterwaldes und lebt mit seiner Frau Melleth und seinem Sohn Legolas in seinen Unterirdischen Hallen. Sein Leben scheint einen erfüllten Lauf zu nehmen, doch dann wird er von einem Schicksalsschlag getro...