19: Hilfe.

821 62 25
                                    


Ich wache auf, weil Jakobs Hälfte des Bettes, auf der er geschlafen hat, obwohl zwei Betten im Raum stehen, leer ist. Ich fahre mit der flachen Hand über das zerknitterte Bettlaken. Es ist kalt. Es gibt außer den Falten keine Anzeichen, dass hier je jemand gelegen hat.

Müde setze ich mich auf und schaue auf den Wecker, der auf dem Nachtkästchen steht. 03:18. Wo sollte er um diese Uhrzeit sein?

Langsam strecke ich meine Füße aus dem Bett, stelle sie auf den Boden und stehe auf. Der Teppich der im ganzen Hotelzimmer liegt, auf dem ich gestern noch gelegen bin, weil er so weich war, fühlt sich kalt und starr an.

Ich tapse zu dem großen Fenster und öffne es, betrete den Balkon. Schwüle, salzige Luft strömt mir entgegen und ich vergesse für einen kurzen Moment zu atmen.

Meine Arme lehnen sich auf das Balkongeländer und ich atme mit geschlossenen Augen tief durch. Das Meer rauscht, achtet nicht auf die Nachtruhe. Manchmal wünschte ich, ich wäre das Meer. Es kann kommen und gehen wann es will, kann tun und lassen was es will.

Ich öffne die Augen. Das Meer ist schwarz. Schwarz, genau wie der Himmel, aber die Sterne sehe ich trotzdem.

Mit einem Mal höre ich ein Stöhnen aus dem Badezimmer. Und es ist ganz sicher nicht Jakob.

Meine Füße gehen wir von selbst zur Badezimmertür. Das Stöhnen wird lauter, schneller, meine Hand umschließt die Türklinke, traut sich nicht sie zu öffnen.

Ich gebe mir einen Ruck und öffne die Tür mit Schwung, bereue es sofort.

In der Dusche steht Jakob, aber er ist nicht alleine. Eine junge Frau steht an ihn gepresst unter dem Duschkopf und ich erkenne die Rezeptionistin aus Cairns.

Nackt. Sie sind nackt. Beide. Aneinander. Küsse. Wasser. Dusche. Stöhnen. Geknutsche. Nackt!

"Oh Gott." Entfährt es mir und die Köpfe der beiden drehen sich zu mir, grinsen hämisch.

"Louisa!" Jakob lässt von der blonden Frau mit den perfekten Brüsten und dem Pfirsich-Hintern ab und kommt zu mir. Der Druck in meiner Lunge wird stärker, ich hole tief Luft, aber es kommt nichts an.

Ich fange an schnell zu atmen, um wenigstens etwas Luft zu bekommen. Mir wird schwindelig. "Gut, dass du da bist." Sagt Jakob und hört nicht auf zu grinsen.

"Dann kann ich dir zeigen worauf ich wirklich stehe!" Er zeigt auf das blonde Flittchen, das aussieht wie eine Sanduhr mit einem perfekten Gesicht.

Ich gehe einen Schritt nach hinten. Jakob lacht. Er lacht mich aus. Er ist nackt und lacht mich aus. Und ich weiß nicht was ich tun soll

Er geht wieder in die Dusche und küsst sie so, wie er es einst bei mir getan hat.

Mir wird schwindelig, ich halte mich am Türrahmen fest. Meine Sicht verschwimmt und ich bin mir sicher, dass es Tränen sind, denn, ja verdammt, ich bin in Jakob verliebt. Das war ich die ganze Zeit. Und ich dachte, er wäre es auch.

Ich torkle auf den Balkon und Kralle mich an einem der Plastikstühle fest.

Im nächsten Moment bekomme ich keine Luft mehr und mir wird schwarz vor Augen.

***

Jakob

Ein kaltes aber nasses Bein tritt mich in die Seite. Dann noch eins. Und noch eins und ich falle aus dem Bett. Verwirrt blicke ich auf den Wecker. 04:27.

Ich stehe auf und gehe zu Lou's Betthälfte. Ihr Gesicht ist nass, verschwitzt, ihre erdbeerblonden Haare kleben an Hals und Kopf und sie ist gleichzeitig rot und blass. Ihre Beine treten um sich.

𝐴𝑢𝑓 𝑀𝑖𝑐ℎ 𝑊𝑎𝑟𝑡𝑒𝑛 𝐷𝑖𝑒 𝑆𝑡𝑒𝑟𝑛𝑒 ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt