7: Lachen.

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Einen Tag später steht Jakob wieder vor meiner Tür und grinst. Unter seinem Arm klemmt eine Rolle Papier welche bedruckt ist aber da sie noch zusammengerollt ist kann ich nicht erkennen was drauf gedruckt ist.

"Was hast du da?" Frage ich deshalb und deute auf die Rolle. "Siehst du schon noch." Ist seine knappe Antwort mit welcher er mein Zimmer betritt und die Rolle auf den Boden fallen lässt.

Er setzt sich auf den Teppich vor meinem Bett und rollt das Papier endlich auf.

"Hey das kenn ich! Das ist Australien!" Rufe ich verwundert und setze mich neben ihn. "Exakt." Meint er und legt ein paar Bücher an die Ecken der Karte damit sie sich nicht wieder einrollt.

"Und was hast du jetzt damit vor?" Frage ich immernoch etwas verwirrt. "Na unsere Reise planen."

Er erkennt wohl meinen Blick. "Dein größter Traum ist Australien zu sehen und meine Aufgabe ist es nun deinen Traum zu erfüllen!"

"Wer hat gesagt, dass du mir den Traum erfüllen musst?" Frage ich grinsend. "Na ich." Meint er trocken und hält mir einen roten Edding hin. "Der erste Punkt unserer Reise?"

Ich fange an zu lächeln, als ich bemerke, dass er es ernst meint, und ergreife den Filzer.

Fest umschlossen halte ich ihn in meiner Hand, als wäre es ein Schlüssel zu einer Tür in ein neues Leben. Vielleicht wird es das ja sogar. Zwar kein längeres aber ein neues, lustigeres, schöneres Leben.

Wild fliegen meine Augen über die Karte und können sich kaum entscheiden welche Stadt zuerst eingekreist wird, da, wie ich finde, Australien viel zu viele tolle Städte hat.

Ich bin so vertieft in meiner 'Arbeit', dass ich gar nicht bemerke, dass Jakob mich belustigt anlächelt.

Erst als unsere Arme sich berühren und ich zusammen zucke, da eine Art Stromschlag durch meinen Arm und dann meinen Körper fährt, schaue ich wieder zu ihm.

Doch ich gehe gar nicht erst drauf ein sondern beuge mich nur grinsend über die Karte, stütze mich mit einem Arm ab und mache einen Kreis ziemlich weit oben von Australien.

Interessiert beugt er sich auch vor und schaut auf den Kreis.

"Cairns also." Meint er lächelnd und nimmt meinen Laptop vom Bett, nachdem er sich wieder normal hingesetzt hat.

Auch ich setze mich wieder auf den Teppich und nehme ihm den Laptop aus der Hand. Schnell öffne ich ihn, gebe mein Passwort ein und öffne den Browser.

Meine Hände fliegen nur so über die Tastatur als sie "Cairns" in den Suchverlauf eingeben.

Ich klicke auf Maps und sofort wird mir Cairns angezeigt.

"Hey super! Da gibt's einen Flughafen!" Freut sich Jakob und holt einen Block, sowie einen Stift von meinem Schreibtisch bevor er etwas raufkritzelt.

Ich erhasche einen kurzen Blick auf den Block als er sich wieder neben mich setzt:
-Cairns:
1.Flughafen

"Dann leihen wir uns da ein Auto aus und fahren zu einem Hotel." Meint er grinsend und schreibt noch 2. Rent a Car auf.

Lächelnd schaue ich ihn an. "Du meinst das wirklich ernst, oder?" "Natürlich mein ich das ernst, Lou! Wir werden nach Australien fliegen! Das verspreche ich dir!"

"Und wenn meine oder deine Eltern nein sagen?" Fragend blicke ich in seine Augen. Er lächelt und geht mit dem Gesicht nah an meines. "Dann darfst du dir aussuchen ob wir es lassen oder ohne Erlaubnis fliegen."

Röte schießt mir in die Wangen als ich seinen warmen Atem in meinem Gesicht spüre. Ohne die Erlaubnis meiner Eltern?

Normalerweise hätte ich Nein gesagt. Nein zu Australien und womöglich Nein zu Jakob. Es könnte viel zu viel schief laufen. Ich könnte im Flugzeug sterben oder sonst irgendwo. Es könnte in so vielerlei Hinsicht katastrophal schieflaufen, doch "normalerweise" liegt hinter mir. Das nein sagen, das war Louisa. Jetzt bin ich Lou. Und Lou ist anders. Lou sagt, ja.

Also lächle ich ihn leicht an bevor ich hauche: "Mit oder ohne Erlaubnis."

Breit grinsend setzt er sich wieder normal hin was eine unbekannte Welle von Trauer in mir auslöst. Was ist das für eine Gefühl? Und wieso empfinde ich es?

Du wolltest, dass er dich küsst, Louisa! Surrt meine innere Stimme und bringt mich dazu meine Denkweise in Frage zu stellen. Hat die Stimme recht? Ich meine das ist doch absurd! Ich kenne jakob seit noch nicht einmal zwei Wochen!

Und schon bist du verliebt! Surrt sie weiter und bringt mich fast dazu meinen Kopf gegen den Boden zu donnern, da mich die Stimme extrem nervt.

Heimlich fahre ich mit meinem Finger über meine Nasenspitze, da ich seinen Atem dort am meisten gespürt habe. Dieses Gefühl verteilt Wehmut in mir und mir wird klar, dass ich wirklich wollte, dass er mich küsst. Aber sowas kann ich nicht von ihm erwarten. Ein Mädchen welches er überhaupt nicht kennt zu küssen, mit dem Wissen, dass es in der nöchsten Sekunde vielleicht gar nicht mehr lebt.

"Jakob?" Frage ich leise weswegen er interessiert seinen Kopf zu mir dreht. "Warum machst du das alles für mich? Ich mein du kennst mich gar nicht richtig... wir kennen uns gar nicht richtig!"

"Findest du? Ich weiß, dass du 17 bist, 1,67 Meter groß bist, Dein Vater eigentlich aus Italien kommt, deine Lieblingsfarbe grün wegen der Hoffnung ist, dein Lieblingsfilm Titanic ist weil er beschreibt, dass alles enden kann selbst wenn alles dagegen spricht, dass dein Lieblingsbuch 'Nur ein Tag' ist! Ich weiß sogar, dass du 53 Kilo wiegst!" Er lacht leicht. "Und all diese Dinge kennst du auch von mir! Nennst du das wenig?"

Er hat Recht. Ich weiß, dass er in vier Monaten 20 wird, er 1,91 Meter groß ist und 72 Kilo wiegt. Ich wusste sogar, dass er keine Jungfrau mehr ist. All das hatte er mir anvertraut. Und das war wirklich nicht wenig.

"Du hast Recht." Ich lächle ihn an. "Es ist nur ungewohnt. Du bist die Person die mich am kürzesten kennt und trotzdem bist du der einzige der sowas mit mir machen würde."

"Was ist mit deinen Freunden? Würden die sowas nicht machen?" Er löst seine Beine aus dem Schneidersitz und stellt sie auf.

"Ich hab eine Freundin doch die hat sich aus Mitleid von meiner besten Freundin in eine Art Tante, die dir jedes mal 5€ in die Hand drückt wenn du sie besuchst, damit du sie magst, verwandelt, während du aber lieber vor den Umarmungen zurück weichst da du nicht vo ihrem verschwitzten Dekollete zerdrückt werden willst." Meine ich dumpf und spiele mit dem Armband welches ich von ihr bekommen hab als sie von den Malediven wieder kam.

Er schaut mich von der Seite aus an. "Sie ist nicht mehr deine Freundin?" Ich schüttle den Kopf. "Nicht wirklich, nein. Sie hat sich von Spaß in Mitleid verwandelt. Einmal hat ich sie gefragt ob sie Zeit hat aber sie sagt sie könnte das nicht weil sie bei meinem Anblick heulen müsste. Das war das letzte mal, dass wir miteinander redeten."

"Wow... es muss schwer gewesen sein die ganze Sache mir zu erzählen." Ich nicke. "Nur damit das klar ist: Ich lass dich nicht hängen Lou." Lächelt er leicht traurig. "Danke" Murmle ich und pule an meinen Fingernägeln rum.

Plötzlich fängt er leise an zu kichern. Ich drehe meinen Kopf fragend zu ihm. "Verschwitztes Dekollete..." Lacht er leise. Ich möchte ernst bleiben aber es gelingt mir nicht. Erst grinse ich nur aber am Ende lachen wir beide laut.

𝐴𝑢𝑓 𝑀𝑖𝑐ℎ 𝑊𝑎𝑟𝑡𝑒𝑛 𝐷𝑖𝑒 𝑆𝑡𝑒𝑟𝑛𝑒 ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt