Und wie setzt man Carpe Diem am besten um?
Richtig.
Man macht das, was man machen möchte. Und jetzt gerade will ich nichts sehnlicher als das, was sowieso schon passiert. Australien, Jakob, Sex, Freiheit und das Meer. Mehr brauche ich jetzt, in diesem einen, wunderschönen Moment, nicht. Ich weiß nicht, wie er es anstellt mich so geliebt fühlen zu lassen, aber egal wie, er soll nie damit aufhören. Nie.
Aber ich weiß das muss er irgendwann. Das wissen wir beide. Aber wir reden nicht darüber, denn dieser Moment ist zu schön, um über den Tod und all das was danach noch kommen mag, zu reden. Wir wissen wir denken beide dasselbe, aber niemand traut sich den Mund aufzumachen, niemand traut sich etwas zu sagen und somit die Stimmung kaputt zu machen.
Stattdessen liegen wir nebeneinander im Sand, unsere Hände umklammern sich und immer wieder wandert mein Kopf von den Sternen zu Jakob und wieder zurück. Nie hätte ich mir erträumen können, die Sterne mal von einem anderen Fenster aus zu sehen als aus meinem Zimmerfenster zuhause.
Aber Jakob hatte mir, schon bevor ich es überhaupt gewollt habe, ein neues Fenster gebastelt. Ein Fenster, aus dem ich seit einer Woche die Schönheit Australiens betrachten darf. Das Fenster ist bunt. Es hat kein langweiliges, durchsichtiges Glas, es ist bunt und wenn man durch es hindurch blickt, ist es, als würde man durch ein Kaleidoskop schauen und lauter neue Formen und Farben erkennen.
Ich kann wieder Farben sehen. Nichts mehr ist trist und grau, alles erstrahlt in den schönsten Farben des Regebogens und noch mehr. Nichts könnte gut genug sein, um mich bei Jakob zu bedanken. Nichts wäre bunt, groß, schön oder interessant genug, um Jakobs Gefallen je wieder wettzumachen.
„Lou! Hör auf zu denken! Mein Kopf platzt gleich, ich schwöre dir du denkst so laut, ich denke mit dir."
Aufhören zu denken? Ich weiß nicht mal, wie das geht.
Ein Gesicht erscheint über meinem. „Du tust es schon wieder." „Ich weiß nicht, wie ich aufhören soll." „Halt einfach die Klappe!"
Seine sanften Lippen streifen meine und ich schmecke das Salz des Meeres, das überall auf unserer Haut kleine Kristalle bildet, bevor er sie schließlich ganz auf meine drückt und urplötzlich weiß ich, wie ich aufhören kann zu denken. Wenn Jakob mich küsst, bin ich unfähig, ich kann nichts mehr tun, nicht einmal mehr denken.
Es fühlt sich richtig an. Alles. Unsere Lippen, die sich aufeinander bewegen, als gäbe es kein Morgen mehr, seine Hände, die unanständig über meinen Körper gleiten und mir das ein oder andere Keuchen entlocken, unsere Zungen, die sich wild umspielen und den anderen nicht gehen lassen. Alles. Sogar die ansteigende Luftnot, die ich nicht einmal bemerke.
Und dennoch habe ich Angst, Jakob könnte angeekelt von mir sein, wenn er erstmal meine vielen Narben sehen würde. Es ist nicht nur die eine, die die man kaum verstecken kann, weil sie viel zu groß ist, es sind viele. Sehr viele und ich weiß nicht wie viele auf einmal er ertragen könnte.
Ich stoße laut die Luft aus, als sein Mund über meinen Hals wandert und ein lautes Kribbeln hinterlässt. Ein Brummen ertönt, dann ein heiseres: „Du bist so sexy".
„Hast du- hast du grade sexy gesagt?"
„Ähh, ja?" „Aber wieso? Ich bin nicht... sexy." Es ist komisch dieses Wort auszusprechen, da ich es weder gesagt noch gehört habe, wenn es um meinen Körper geht. „Das hast du jetzt nicht gesagt!"
Ein leises Schnauben ertönt aus Jakobs Mund und er richtet sich auf, während er sich ein paar widerspenstige Locken aus dem Gesicht streift. „Was an dir ist nicht sexy, hm?"

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𝐴𝑢𝑓 𝑀𝑖𝑐ℎ 𝑊𝑎𝑟𝑡𝑒𝑛 𝐷𝑖𝑒 𝑆𝑡𝑒𝑟𝑛𝑒 ✔︎
Novela JuvenilWattys Award Winner 2021 ⚠︎Achtung⚠︎ Dieses Buch ist noch nicht überarbeitet! Rechtschreib- Zeichen- Sinn- und Kontextfehler bitte ignorieren :) "Schickst du mir einen Brief vom Mars?" Er will belustigt klingen und doch sehe ich seine Augen glitzern...