"Wie du magst keine Schokolade? Jeder mag Schokolade!""Ich mag keine Schokolade!" Lachend setzt er sich auf mein Bett und fährt mit seiner Hand durch die Haselnuss-Haare.
"Echt nicht? Warum nicht?" Frage Ich und setze mich auf meinen Schreibtisch. "Die ist so... braun." Meint er todernst, ohne eine Mine zu verziehen.
Ich pruste los und kann mich grade noch so am Tisch festhalten, da ich sonst gefallen wäre. Jetzt kann auch Jakob sich nicht mehr zusammen reißen und lacht mit mir.
Zusammen klettern wir aufs Dach und schauen in die Ferne.
"Lou?" "Ja?" "Was war das? Das vor einer Woche als wir im Autokino waren."
Fragend schaue ich ihn an, obwohl ich genau weiß was er meint. Meinen kleinen Anfall.
"Du weißt genau was ich meine!" Ich seufze. "Ich hab manchmal so Probleme mit dem atmen aber das ist nicht schlimm und-"
"Lüg mich nicht an Louisa!" Unterbricht er meine Lüge weshalb ich wieder seufze.
"Ich... Ich hab bei meiner Geburt die Diagnose Ventrikelseptumdefekt bekommen." Sage ich leise und versuche ihn nicht anzuschauen.
"Und was ist das auf deutsch?" Ich lache leicht. "Das heißt Loch im Herz. Beziehungsweise in der Herzscheidewand."
Langsam wende ich meinen Blick zu ihm, da ich es nicht mehr aushalte. Er weiß nicht ganz was er sagen Soll, das merkt man ihm an und das verstehe ich.
"Aber das kann man doch irgendwie Operieren, oder?" Fragt er nach ein paar Minuten schweigen.
"Klar, könnte man, aber das würde auch nichts bringen. Mir fehlt auch die Lungenschlagader und das macht das ganze noch schwieriger." Seufzend blicke ich auf eine Wolke welche sich über unseren Haus erstreckt.
"Wirst du sterben...?" Fragt er leise. Ich nicke. "Wann?" "Bald, Jakob. Bald."
Nun blickt er auch nach oben auf die Wolke. Mit einem kurzen Blick zu ihm bemerke ich, dass er wie verrückt blinzelt. Das habe ich früher immer gemacht wenn ich kurz davor war loszuheulen aber nicht schwach wirken wollte.
Moment, weint er? Er versucht es zu unterdrücken.
"U-und wann hattest du vor mir das zu erzählen?" Er schluckt und schaut zu mir. "Wahrscheinlich gar nicht..." Flüstere ich und schaue zu ihm.
Seine Augen glitzern. Er zieht mich in seine Arme und drückt mich an sich. Leicht lächelnd kuschel ich mich an ihn während ich ein paar warme Tropfen auf meinem Arm spüre.
Er weint also wirklich. Beruhigend streiche ich ihm über den Rücken, da mir nichts anderes einfällt. Wenn's um Gefühle geht war ich schon immer die falsche.
Normalerweise verschwinde ich immer schnell wenn jemand weint, da ich Menschen einfach nicht trösten kann.
Oftmals klopfe ich den Personen auf den Rücken und murmle ein "Schon gut, schon gut...", selbst wenn ich nicht weiß warum sie weinen.
Ich weiß nicht warum aber Menschen zu trösten oder in den Arm zu nehmen war mir schon immer peinlich. Vor allem wenn es mein Bruder ist.
Aber bei Jakob ist es was anderes. Ihn zu trösten ist mir überhaupt nicht peinlich. Es fühlt sich an als hätte ich nie was anderes gemacht.
"Jakob?" Er hebt seinen Kopf und schaut mich fragend an. Seine Wimpern sind nass und sehen aus wie die Zacken von Sternen.
"Hör bitte auf zu weinen... ich mag es nicht wenn man mich bemitleidet."
"Was? Ich bemitleide dich gar nicht! Ich bemitleide mich!" Sagt er sofort weshalb ich ihn nun fragend anschaue.
"Na, ich muss die restliche Zeit meines Lebens ohne dich verbringen! Da muss ich wohl schon sehr bemitleidet werden, oder?" Ich lache. "Du bist ein Vollidiot, Jakob."
"Das höre ich zum ersten mal aber aus deinem Mund gefällt es mir." Er grinst blöd und wischt sich die Tränen weg.
Wie ich dieses blöde Grinsen liebe!
"Es gefällt mir, dass du trotzdem lachst. Obwohl du sterben wirst." Meint der hübsche Junge während er mit meinen Fingern spielt.
"Ehrlich gesagt lache ich erst seitdem ich dich kenne." Gebe ich kleinlaut zu was ihn dazu bringt wieder blöd zu grinsen.
Lachend gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange. "Du bist wirklich ein Vollidiot!"
"Jaja ich habs verstanden du Quälgeist!" Gespielt entrüstet schaue ich ihn an. Lachend drückt er mich an sich.
"Du stellst mein Leben zurzeit echt auf den Kopf, Lou." Sagt er nach ein paar Minuten Stille.
"Ach ja? Das kann ich nur zurück geben, Jakob." Er lächelt einfach nur und so sitzen wir lange auf meinem Dach und schauen in den Himmel.
Irgendwann fängt es an zu dämmern und noch immer hat keiner von uns ein Wort gesagt.
Aneinander gekuschelt sitzen wir da und sehen zu bis es Nacht wird und meine nächste Familie, die Sterne, anfängt sichtbar zu sein.
Mein Herz fängt laut an zu klopfen als Jakob beginnt über meinen Arm zu streichen. Ich spüre wie mir die röte ins Gesicht schießt und ich froh bin, dass es dunkel ist.
"Dein perfektes Lied für diesen Moment?" Fragt er plötzlich. Ich überlege kurz bevor ich sage: " 'Looking at stars' von Kelsea Ballerini."
Er scheint kurz zu überlegen und das Lied in seinem Kopf abzuspielen.
"Aber das passt doch nicht! Ich mein: So baby, pick me up, I'll be in the drive
Take me where the moon's hanging in the sky
We can park it by the river, get out and throw the tailgate down down down
You can steal a kiss, maybe even two
Only the track and the tree's gonna see what we do." Meint er irgendwann und fängt an die Stelle zu singen."Die Stelle meinte ich ja auch nicht! Sondern: All I wanna be is wrapped in your arms, laying in the dark
Looking at stars."Er nickt. "Stimmt hast recht." "Und dein perfektes Lied?"
" 'Lay Back in the arms of Someone' von Smokie."
Ich lächle. "Das ist schön."
"Das war das Lieblingslied meiner Eltern." "War?" Er nickt. "War." Ich beschließe einfach nicht nachzufragen.
"Lou?" Ich lache. Wir oft hatte er das schon gefragt?
"Ja, Jakob?"
"Was ist dein größter Traum?"
"Mein größter Traum?"
"Ja! Dein größter Traum! Ich werde ihn in Erfüllung gehen lassen."
Ich fange an breit zu lächeln.
"Australien."

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𝐴𝑢𝑓 𝑀𝑖𝑐ℎ 𝑊𝑎𝑟𝑡𝑒𝑛 𝐷𝑖𝑒 𝑆𝑡𝑒𝑟𝑛𝑒 ✔︎
Teen FictionWattys Award Winner 2021 ⚠︎Achtung⚠︎ Dieses Buch ist noch nicht überarbeitet! Rechtschreib- Zeichen- Sinn- und Kontextfehler bitte ignorieren :) "Schickst du mir einen Brief vom Mars?" Er will belustigt klingen und doch sehe ich seine Augen glitzern...