30: Abschied.

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⚠︎Kleine Warnung! In der Mitte dieses Kapitels tauchen drei Sternchen auf, ab da wird es dann etwas ✵spicier✵ Wenn die nächsten drei Sternchen auftauchen geht es wieder normal weiter, wer das also nicht so gerne lesen möchte kann diese Stelle einfach überspringen⚠︎

‚Es gibt Abschiede, die fallen besonders schwer – Abschiede für immer.' – Klaus Seibold.

Wie wahr, wie wahr. Als ich zwei Tage später mit Jakob am Strand sitze, Abschied nehmen muss von Canberra, dem Meer, Australien und der Freiheit und weiß, dass ich nie wieder hierherkommen werde, werde ich ganz schön wehmütig. Die Wellen schleichen um unsere Füße, die durch die an Land gespülte Gischt schlendern und immer mal wieder eine Muschel vor sich herschieben, als würden sie uns schweren Herzens verabschieden wollen.

Wir hatten kurzfristig beschlossen den letzten Tag noch am Meer verbringen zu wollen und sind kurzerhand in das zwei Autostunden entfernte Batemans Bay gedüst, um rechtzeitig zum Sonnenuntergang dort zu sein. Unsere Hände schwingen vor und zurück, wir schweigen uns angenehm an und weichen vor einer toten Qualle aus, die dort am Strand liegt und aussieht, als würde sie ganz friedlich schlafen.

Ob ich wohl auch so aussehe, nachdem ich meinen letzten Atemzug getan habe?

Ich muss lächeln, als ich mir die Gesichter meiner Familie überlege, würden sie eine Qualle statt mir in meinem Sarg auffinden. Jakob hebt unsere Hände an und haucht einen Kuss auf die meine, ehe er zu mir sieht und sich über die Augenbrauen fährt. Er sieht etwas traurig aus, stelle ich fest und blinzle ihn lächelnd an, um ihn aufzumuntern.

Ich bekomme ein kleines Lächeln als Antwort, ein sehr kleines, aber es ist echt und das genügt mir. „Du willst nicht weg, hm?" Frage ich nach einer Weile vorsichtig und schaue auf den Ozean hinaus der sich vor unseren Füßen in die Ferne streckt und in wenigen Minuten die Sonne verschlucken wird. Dennoch merke ich wie Jakob seinen Kopf schüttelt.

Jakobs Antwort verwirrt mich. „Das ist es nicht", entgegnet er und folgt meinem Blick auf das Meer, „Ich will nicht nach Hause, mir ist egal, wo ich bin, Hauptsache nicht dorthin, wo mein Onkel wohnt und es Zuhause nennt." Ich nicke leicht und drücke seine Hand fest, während wir zusehen, wie die Sonne uns Lebewohl sagt.

Und dann fasse ich mir ein Herz.

„Jakob?" Angesprochener hebt gerade einen arbiträren Stein vom Boden auf, bevor er mich lächelnd ins Visier nimmt. „Habe ich schon mal gesagt, wie schön es klingt, wenn du meinen Namen sagst?" Grinsend fährt er sich durch die Locken und ich verliebe mich gleich noch mehr. Ich schüttle den Kopf, lächle und gebe ihm einen Kuss. „Ich muss dir was erzählen."

Ich bin mir spätestens sicher, dass dies der richtige Zeitpunkt ist, als er mich aufmerksam ansieht und mir mit seinen wundervollen Augen die Angst nimmt, ohne es zu wissen.

„Ich fiel, Jakob. Mein Leben lang fiel ich wie eine Sternschnuppe vom Himmel, ohne zu wissen, wo und ob ich irgendwo landen werde. Ich war eine Sternschnuppe, die niemand sah, oder sehen wollte, eine, die dann durch den Himmel schoss, als ihn gerade niemand beachtete. Aber du hast mich gesehen... als Einziger hast du mich gesehen." Meine Augen glänzen, als ich eine Pause mache, um zu schauen was sich in Jakobs Zügen wiedergibt.

Er lächelt breit, zieht mich näher an sich und schlingt seine Arme um meine Hüfte. „Und ich habe mir gewünscht dein Lachen, dich glücklich zu sehen. Ich habe mir gewünscht dich Zeit deines Lebens glücklich zu machen. Es hat nicht immer funktioniert, aber ich habe mein bestes gegeben." Täusche ich mich oder gibt er sich die Schuld daran, dass wir vor zwei Tagen weinend voreinander standen? Jeder hatte Schuld, aber ganz bestimmt nicht Jakob.

𝐴𝑢𝑓 𝑀𝑖𝑐ℎ 𝑊𝑎𝑟𝑡𝑒𝑛 𝐷𝑖𝑒 𝑆𝑡𝑒𝑟𝑛𝑒 ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt