𝐴𝑢𝑓 𝑀𝑖𝑐ℎ 𝑊𝑎𝑟𝑡𝑒𝑛 𝐷𝑖𝑒 𝑆𝑡𝑒𝑟𝑛𝑒 ✔︎

4: Besuch.

Inzwischen sind ein paar Tage vergangen. Zu Glück lebe ich noch denn ich schreibe Tag und Nacht mit Jakob. Ich hab das Gefühl, dass es ihm egal ist, dass ich morgen vielleicht nicht mehr da bin, was womöglich daran liegt, dass ich ihm noch nicht gesagt habe was mit mir passieren wird.

Ich will wie jeder andere auch behandelt werden.
Ich will keine Trostschokolade, obwohl Schokolade glücklich macht, oder irgenwelche Geschenke um mir meine restliche Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten! Klar wäre es mir lieber ich würde weiter Leben aber, Oma, ein teurer Lockenstab macht mich auch nicht lebendiger!

Ich sitze wieder auf dem Dach neben meinem Zimmerfenster. Es ist unglaublich warm weswegen ich meine alte Jogginghose gegen eine kurze Sporthose getauscht habe.

Meine Eltern werkeln unten im Garten rum während Timo im Trampolin irgendwelche Fußball Tricks lernt.

Ich lache leicht als er den Ball ausversehen in den Garten unserer Nachbarn schießt.

Fluchend klettert er aus dem Trampolin und geht zu Gartenzaun um zu schauen wo der Ball ist.

Das Problem hierbei ist, dass unsere Nachbarn alles behalten was in ihrem Garten landet. Vor ein paar Jahren wollten sie sogar Timos Hund behalten weil er abgehauen und durch den Garten des alten Ehepaars gerannt ist.

Ich lächle und kletter in mein Zimmer. Es ist schlicht gehalten. Drei Wände weiß, eine Wand grau. Unter dem Dachfenster steht mein Bett welches mit Kissen und decken übersäht ist, da ich es kuschelig liebe.

Mein Schreibtisch steht neben dem anderen Fenster welches zu einem Balkon führt. Über meinem Schreibtisch hängt ein Poster auf welchem Australien von oben abgebildet ist. Mein Kleiderschrank steht gegenüber von meinem Bett und hat statt normalen Türen, Schiebetüren mit einer Spiegelfront.

Sonst stehen noch ein paar Kommoden und Regale in meinem Zimmer. Natürlich sind alle Möbel weiß Da meine Mutter strikt gegen irgendwelche Farben ist die mir nach einer Weile nicht mehr gefallen werden.

Ich will mich gerade auf mein Bett setzen als es an der Haustür klingelt. Da meine Eltern das klingeln draußen nicht hören, und mein Bruder grade auf "Geheimmission" ist, gehe ich die Treppe nach unten und öffne die Haustür.

"Jakob? Was machst du denn hier?" Frage ich verwundert und versuche die Flecken auf meinem T-Shirt zu verdecken welche er belustigt anschaut.

"Dich abholen, was sonst?"

Verwirrt schaue ich ihn an. "Waren wir verabredet?" Er lacht. "Nein das... das ist ein spontaner besuch."

Ich nicke nur und lasse ihn rein.

"Ich äh ich geh mich kurz umziehen!" Stottere ich da ich wieder das verdammte dreckige T-shirt anhabe.

Schnell renne ich nach oben in mein Zimmer. Angekommen muss ich mich erstmal auf mein Bett legen und 5 Minuten lang verschnaufen, bis sich mein Herz wieder beruhigt hat. Langsam setze ich mich auf und hole tief Luft.

Ich spüre mein Herz in meinem ganzen Körper klopfen, unregelmäßig und viel zu schnell. Ich stehe langsam auf und gehe zu meinem Kleiderschrank.

Was zieht man an wenn der Junge, an dem du ganz offensichtlich gefallen hast, vor deiner Haustür steht und dich mit einem spontanen besuch überrascht? Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht.

Als es an meiner Tür klopft zucke ich zusammen. "Louisa? Alles okay?" höre ich Jakobs Stimme was mich augenblicklich zum lächeln bringt. "Ja äh... was soll ich denn anziehen?"

Es kommt ein leises lachen von draußen bis er anwortet: "Ist eigentlich egal aber nimm noch was mit was du heute Abend anziehen kannst wenn es kühler wird."

"Ah okay? Gehen wir irgendwo hin?" "Jap." "Und wohin?" "Das wirst du noch erfahren." "Oha!" Er lacht wieder. "Sorry aber das wird eine Überraschung."

Seufzend nehme ich ein luftiges Sommerkleid aus meinem Schrank und ziehe es an. Danach hole ich einen Pulli aus einer Kommode, bürste noch einmal durch meine Haare und öffne die Tür.

Jakob lächelt. "Du siehst bezaubernd aus!" Ich lache, weil ich keine Ahung habe was ich daraf antworten soll, und werde rot. "Schleimer!"

Jetzt ist Jakob der jenige der lacht.

Kann man eigentlich von dem lachen einer Person versteinern? Die lachende Person zu lange anstarren bis du dich nicht mehr bewegen kannst und dann nur noch dieses lachen sehen?

Denn wenn ja dann ist mir das grade eben passiert. Wie kann ein einziges lachen nur so umwerfend sein? Gibts da einen Kurs den man belegen kann?

"Lou? Bist du noch da?" Reißt ich Jakobs Stimme aus meinen Gedanken. "Was? Oh äh ja."

Schnell verdecke ich mein rotes Gesicht und gehe nach unten.

Er folgt mir grinsend.

"Ich muss noch meinen Eltern Bescheid sagen..." Murmle ich durch meine Haare.

"Deine Eltern wissen schon Bescheid. Du warst lang da oben, da hatte ich Zeit." Er lächelt und hält mir die Haustür auf.

"Oh ein Gentlemen!" Meine ich ironisch und gehe nach draußen.

Ich höre wie er die Tür schließt und mir folgt. "Warum habe ich da einen Hauch von Ironie gehört?" Grinst er.

Ich drehe mich um. "Das musst du schon selbst Wissen!" Auch ich grinse was ihm zum lachen bringt.

Wir setzen uns ins Auto, bei welchem er mir nicht die Tür aufhält, und schnallen uns an.

"Sagst du mir jetzt wo es hingeht?" Frage Ich, aufgeregt wie ein kleines Kind.

"Nein, noch nicht." Schmunzelt er und startet den Motor. "Du musst dich noch etwas gedulden!" Und damit fährt er los.

Eine Weile überlege ich wo wir wohl hinfahren werden vieles mir irgendwann zu blöd ist, da es mir sowieso nicht einfällt.

Ich schaue ihn heimlich von der Seite aus an.

Haben meine Eltern ihm erzählt, dass ich bald nicht mehr hier bin? Hoffentlich nicht.

Ich will es ihm selbst sagen aber irgendwie habe ich auch große Angst davor.

Ich weiß nicht wie er reagieren wird. Vielleicht behandelt er mich ganz normal, aber vielleicht behandelt er mich auch wie eine Schwerkranke und will nichts mehr mit mir zu tun haben.

Ich weiß nicht was ich machen würde wenn er einfach so verschwinden würde. Sich einfach nicht mehr blicken lassen. So wie meine Ehemals beste Freundin Sophie, als ich ihr erzählte dass ich Krank bin.

Ich habe seit dem nicht mehr viel von ihr gehört. Ich bekomme ab und zu Benachrichtigungen von Facebook aber das war's auch schon.

"Lou?"

"Hmm?"

"Ich mag dich"