Kapitel 9

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Liebes Tagebuch, wir haben beschlossen, dass Stefan jetzt bei mir im Haus wohnt, da Enzo ja einfach verschwunden ist. Ich verstehe nicht, wie er mir sowas nur antun konnte, erst will er mich heiraten und dann lässt er mich halb tot im Zimmer liegen. Sollte er sich noch einmal blicken lassen werde ich ihm gewaltig was erzählen. Jedoch egal wie sauer ich bin liebe und vermisse ich ihn über alles, ich wünsche mir so sehr dass er bald wieder hier ist. Ich habe schon wieder verdammt grossen Hunger obwohl ich in den letzten vierundzwanzig Stunden zwei Frauen und drei Männer ausgesaugt habe. Stefan ist gerade unterwegs zu einer Hexe um meinen Tageslichtring abzuholen, damit ich endlich wieder dieses Haus verlassen kann. Ich möchte herausfinden was es mit meiner Familie auf sich hat und warum Stefan und sogar Katherine diesen gottverdammten Nachnamen kennen.

„Guten Morgen schöne Frau" Stefan steht lachend in der Tür und hält mir meinen Ring hin.
Ich freue mich so sehr darüber, dass ich ihm um den Hals falle, „Tausend Dank! Endlich kann ich wieder dieses Haus verlassen!".
Er steckt mir den Ring an den Finger und sieht mich an, „Und? Kann das Üben beginnen?" ,eifrig nicke ich und verlasse das Haus. Es ist herrlich endlich wieder die Sonne auf meiner Haut und die frische Luft in meiner Lunge zu spüren. Es fühlt sich an als hätte ich das seit Jahren nicht mehr gefühlt.
„Schau mal da Rosalia, findest du nicht auch, dass diese Frau dort zum Anbeißen aussieht?" ,er lacht und ich nicke.
„Schau mal, du musst dich ganz genau auf den Punkt konzentrieren zu dem du möchtest und dann los laufen. Zu erst wirst du denken du läufst normal doch in Wirklichkeit bist du in unter einer Sekunde dort."
Scheint ganz leicht zu sein, ich fokussiere mich also auf diese Frau und laufe los. Er hatte recht, ich bin wirklich schneller dort gewesen als ich je zuvor irgendwo war. Ich habe es geschafft. Stefan ist natürlich direkt hinter mir und lächelt mich stolz an. Die Blondine, auf die wir es abgesehen haben schaut uns beide verblüfft und gleichzeitig auch ängstlich an.
„Was wollen sie von mir? Wer sind sie?" ,fragt sie mit zittriger Stimme, so als wenn sie gleich zu weinen beginnen würde. Stefan lächelt sie an, „Du bist wirklich sehr hübsch, zum Anbeißen. Findest du nicht auch, Rosalia?" ,mit meinem Nicken rammt er seine Zähne in ihre linke Halshälfte, ich übernehme die Rechte.
Als das arme Ding schon ihre Seele aus dem Leib geschrien hat hören wir auf und Stefan hält sie am Arm fest. „So, jetzt üben wir deine Fähigkeiten jemanden zu manipulieren. Du musst ihr tief in die Augen schauen, so als wolltest du ihre Seele betrachten. Dann denkst du zu erst ganz fest daran, was du sie denken lassen möchtest und dann sprichst du es verständlich aus, sodass sie sich nicht verhören kann" ,erklärt er.
Klingt ebenfalls einfach. „Ach und nimm am besten ihre Hände, dann ist es einfacher dich darauf zu konzentrieren und sie wird sich dir näher fühlen" ,fügt er hinzu.
Gesagt, getan. Ich greife nach ihren Händen und schaue ihr tief in die Augen, dann beginne ich zu sprechen, „Du erinnerst dich an nichts mehr, lauf so weit du kannst. Wenn jemand fragt, hat dich ein Tier gebissen und du warst nie hier in diesem Dorf" Stefan lässt sie los doch sie läuft nicht los, wie ich es befohlen hatte sondern steht wie angewurzelt auf der Stelle.
„Versuch es noch einmal, das erste Mal hat bei mir auch nicht geklappt" ,spricht er mir ermutigend zu. Ich tue was er sagt und es klappt tatsächlich, sie läuft davon. Ich bin wirklich stolz auf mich, dass ich es geschafft habe. „Du bist eine gute Schülerin, du lernst wirklich sehr schnell" ,lacht Stefan.

Wir gehen noch etwas Spazieren um die Sonne zu genießen, welche ich wirklich vermisst habe. Ich denke es ist jetzt der perfekte Zeitpunkt um etwas mehr über ihn heraus zu finden.
„Stefan? Kann ich dich etwas fragen?"
Er nickt lächelnd, „Klar doch".
„Woher kennst du eigentlich Katherine und woher kennt sie meinen Nachnamen und woher kennst du ihn und wieso warst du so erschrocken als du ihn gehört hast und überhaupt, ich..-"
Er atmet einmal tief durch und unterbricht mich dann, „Schau mal Rosalia es ist so. Katherine ist die Person die mich in einen Vampir verwandelt hat, sie war meine erste große Liebe, doch das mit uns hielt nicht lange, leider.." er macht eine Pause und schluckt laut.
„Wow, wann wurdest du denn verwandelt?"
„1864 verwandelte sie mich, mein Vater erschoss mich und ich wachte als Vampir wieder auf"
Ich bin sprachlos. Da mein schlechtes Gewissen mich jagen würde, wenn ich jetzt nicht sofort das Thema wechsele lenke ich ab.
„Und was hat meine Familie jetzt mit dem ganzen hier zutun?".
Sein Blick wird ernst, „Das kann ich dir nicht sagen, zu deiner eigenen Sicherheit".
Genervt verdrehe ich die Augen doch wenn ich eines in den letzten zwei Tagen gelernt habe ist es, dass man gegen Stefan einfach keine Diskussion gewinnen kann. Ich werde es einfach zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal versuchen.
Allerdings muss ich ihm diese eine Frage jetzt einfach stellen, „Eine Frage habe ich noch..kanntest du Enzo?".
Er schaut mich erneut an „Ich habe mal von ihm gehört, allerdings kennen wir uns nicht persönlich. Ich weiß nur, dass er 1903 verwandelt wurde. Von wem weiß ich nicht, er müsste jetzt also ungefähr siebenundsechzig Jahre alt sein"
Ich stutze. Ich war mit einem siebenundsechzig Jahre alten Vampir zusammen ohne es auch nur irgendwann mal zu merken, ich kann es einfach nicht fassen.
„Wie alt bist du eigentlich?" ,das frage ich mich schon die ganze Zeit.
„Rechne doch mal Rosalia, ich wurde 1864 verwandelt und war zu dem Zeitpunkt siebzehn Jahre alt" ,antwortet er.
Ich runzle meine Stirn, Mathematik war noch nie meine Stärke.
„Du bist jetzt also neunundsiebzig Jahre alt?" ,frage ich schockiert. Er lacht, „Rosalia du musst die siebzehn dazu rechnen"
Na gut, nächster Versuch. Neunundsiebzig plus siebzehn, das kann doch nicht so schwer sein. „Stefan bitte sag es mir einfach, mein Kopf raucht schon" ,flehe ich lachend.
Er lacht, sein Lächeln ist wirklich verdammt schön. „Ich bin sechsundneunzig, ganz schön alt was?"
Nun muss ich auch lachen. „Und wie alt bist du?" ,fragt er grinsend. Neben ihm bin ich ja noch ein kleines Kind. „Ich bin 21, ab jetzt wohl für immer".

Zuhause setze ich mich zusammen mit meinem Tagebuch auf das Sofa im Wohnzimmer. Es macht mich wirklich traurig die alten Einträge zu lesen. Ich vermisse jeden der hier namentlich eingetragen ist. Enzo, Henry und am meisten vermisse ich meine Mutter, sie hätte gewusst, was zutun ist um Enzo zu finden.
„Alles in Ordnung bei dir?" Stefan setzt sich zu mir auf das Sofa. Ich nicke leicht.
„Ich sehe genau, dass nicht alles gut bei dir ist. Erzähl schon"
Ich bin froh, dass ich ihn habe.
„Ach es ist nur, ich vermisse Enzo und meinen Bruder aber vor allem meine Mutter. Sie war alles für mich und ich glaube sie wusste über Vampire Bescheid, denn als sie mir das Amulett gab sagte sie, dass es mich beschützen soll und dass ich es brauchen werde. Es ist ja nicht ohne Grund aus Eisenkraut oder?"
Stefan nickt, „Du hast Recht, klingt so als ob sie davon gewusst hätte".
Aus irgendeinem Grund beginne ich nun zu weinen. Ich denke es ist gerade einfach alles zu viel für mich. Ich versuche so gut es geht meine Tränen zu unterdrücken, damit Stefan es nicht mitbekommt, doch ich schaffe es einfach nicht, es sind zu viele Tränen in zu kurzer Zeit.
„Komm her" ,spricht er und legt seinen Arm um mich. Er drückt mich ganz fest an sich, was mich wirklich ein klein wenig beruhigt.
„Ich weiß, wie du dich fühlst aber glaub mir, das geht vorbei und ich werde dir dabei helfen, dass es ganz schnell geht" ,seine Stimme beruhigt mich sehr und er lässt mich nicht los bis ich mich beruhigt habe.

Bloody Desire | TVDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt