Kapitel 35

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„Liebes Tagebuch, seitdem ich mit den beiden Kindern zusammen jede Nacht im Wohnzimmer schlafe ist Katherine dieses Miststück nicht mehr aufgetaucht. Heute sind ihre Ferien vorbei und die beiden gehen wieder in die Grundschule. Ich liebe die beiden aber es ist schön auch mal einen Tag für sich zu haben, nachdem ich gefühlt die Rolle als Mutter und Vater zugleich eingenommen habe."

„Kommst du uns abholen?" Die kleine Rosalia schaut mich von unten mit ihren riesigen Augen an. Lächelnd nicke ich. Nachdem ich den beiden einen Kuss auf die Stirn und ihre Taschen in die Hand gedrückt habe verschwinden sie hinter den Türen der Schule.
Zuhause angekommen beschließe ich mich erstmal ein wenig hinzulegen. Diese Couch ist zwar bequem, mit zwei kleinen Kindern, die sich die ganze Nacht lang drehen und umher wälzen, allerdings nicht mehr.

„Rosalia, ich habe dich vermisst" diese bekannte Stimme bereitet mir Gänsehaut, ich blicke auf und vor mir steht er. Der Mann, der mich verlassen hatte. Der Mann, den ich über alles geliebt hatte. Enzos Augen funkeln und ich muss mich zurück halten, nicht gleich in Tränen auszubrechen. „Kannst du es glauben? Nach all der Zeit habe ich zurück zu dir gefunden mein Herz"
Meine Knie werden weich und wenn er nicht aufhört solche Dinge zu sagen, werde ich auf der Stelle umfallen. Er tritt einen Schritt auf mich zu und umschließt meine Hand fest mit seiner.
„Ich bin so unglaublich froh wieder bei dir zu sein Liebes" Sein Lächeln ist immer noch so schön wie damals und ich könnte schwören, bis auf seine Klamotten hat er sich nicht verändert. Ich würde ihm so gerne antworten, irgendwas sagen doch ich kann nicht. Es ist, als hätte mir jemand meine Stimme geraubt. Enzo zieht mich an sich heran, sein Gesicht nun nah an meinem, doch noch bevor unsere Lippen sich berühren werden wir von einem lauten Knall unterbrochen.

Ich schrecke auf und sehe mich um. Keine Spur von ihm.
„Alles okay bei dir?" ,fragt Scarlett besorgt, welche mit einem Karton in der Hand an der Tür steht.
„Ja, alles bestens. Was war das für ein Knall?" ‚
der mich aus dem schönsten Traum meines Lebens gerissen hat ,füge ich noch in meinen Gedanken hinzu.
„Dein Bruder hat einen unserer Kartons fallen gelassen, du weißt ja selbst wie tollpatschig er ist" ,antwortet sie lächelnd. Woher soll ich das bitte wissen? Als ich ihn das letzte Mal für eine lange Zeit gesehen habe, fand der zweite Weltkrieg statt und er war alles andere als tollpatschig.
„Ja klar" ,antworte ich ihr halbherzig.
„Möchtest du etwas essen bevor du die Kinder abholst?" ,fragt sie liebevoll.
Ich nicke und begleite sie in die Küche, wo es schon nach Pancakes duftet.
„Ich würde dir ja Wein anbieten aber du musst gleich noch fahren. Traubensaft kommt ja auf das selbe hinaus" ,spricht sie lächelnd und stellt mir das Glas mit der roten Flüssigkeit hin und zwinkert, als Henry die Küche betritt.
Ein Schluck verrät mir, dass es weder Wein noch Traubensaft ist. Es ist Blut und es schmeckt köstlich. Henry hatte Scarlett bei meinem Einzug gesagt, ich solle nicht so viel Blut trinken, damit ich nicht wieder zum Ripper werde. Er darf es bloß nicht mitkriegen, ich habe genug Selbstkontrolle und es nervt mich, dass hier jeder so tut als wüsste er, was am besten für mich ist.
„Könntest du noch etwas für das Abendessen aus dem Supermarkt mitbringen wenn du die beiden abholst? Ich hatte es gestern vergessen" Scarlett tut viel für mich also nicke ich und nehme ihren Zettel entgegen. Salat, Olivenöl, Käse und Tomaten, was sie nur wieder kochen will?

Auf dem Weg zur Schule der Kinder fällt mir ein, dass ich das Geld zuhause liegen gelassen habe. Ich werde es holen, sobald ich sie abgeholt habe. Die beiden sollen nicht auf mich warten müssen.
Nach einem Streit mit einem Mann wegen eines Parkplatzes, der fast so geendet wäre, dass ich ihm die Kehle aufreiße, habe ich mich doch für einen anderen Parkplatz entschieden. Seit ich ein Vampir bin, werde ich so schnell wütend, wirklich unglaublich wenn man bedenkt, dass ich mich damals durch nichts aus der Ruhe bringen lassen habe.
„Die beiden wurden vor einer halben Stunde schon abgeholt, tut mir leid" ,spricht die Frau an der Rezeption.
Ich schaue dieser Frau unglaubwürdig in die Augen. „Wer hat sie denn abgeholt?" Ich versuche ruhig zu bleiben doch leicht fällt es mir nicht.
„Eine junge Frau, sie war ungefähr in ihrem Alter. Dunkle, lockige Haare und-" Weiter lasse ich sie nicht kommen. „Wie können sie diese Kinder einfach in fremde Hände geben? Soweit ich weiß, haben sie eine Liste, in der jede Person eingetragen ist, die dazu berechtigt ist, ein Kind abzuholen. Ist das richtig?"
Sie scheint verängstigt von meinem Geschrei zu sein denn sie nickt nur.
Nachdem ich das Problem der Leiterin ihrer Betreuung geschildert habe und sie genauso ratlos und schockiert ist wie ich, rufe ich Henry an.
„Ihr müsst sofort herkommen, diese nichtsnutzige Frau in der Betreuung hat die beiden einfach einer anderen Frau überlassen. Du kannst dreimal raten in wessen Beschreibung sie passt" ,schreie ich aufgewühlt ins Telefon.
Henry sagt nichts, lässt das Telefon fallen und steht innerhalb zehn Minuten zusammen mit Scarlett auf dem Parkplatz der Schule.
„Wenn diese Katherine die beiden hat werde ich diese Schule verklagen!" ,ruft Henry wütend. Scarlett sitzt weinend auf der Steintreppe zum Eingang der Schule, die arme muss sehr besorgt sein.
„Dazu wird es nich kommen Henry, ich werde ihnen allen nacheinander die Kehle aufreißen, sollte Mason und Rosalia nur ein kleines Haar gekrümmt sein!" Das war etwas zu laut, denn alle Betreuer samt Schulleitung blicken aus dem Fenster im Obergeschoss auf uns herab.

„Henry bitte tu irgendwas, ich will meine Babys zurück!" Scarlett kann sich immer noch nicht beruhigen. Drei Stunden ist es nun her, dass die beiden mit einer Frau, die aussieht wie Katherine mitgegangen sind. Die Polizei ist schon alarmiert aber was wollen die machen? Sie wissen weder von der Existenz Katherines, noch von irgendwelchen anderen Kreaturen.
Ich mache mich auf den Weg die beiden zu suchen. Sinnlos fahre ich durch die Gegend, es macht einfach keinerlei Sinn, da ich nichtmal einen winzigen Anhaltspunkt habe wo sie sich befinden könnten. Meine Sorge wird von Minute zu Minute größer, sie ist ein Biest aber sie würde doch niemals zwei unschuldigen Kindern etwas antun oder?
Nach einer langen sinnlosen Fahrt, die zu nichts außer Benzinverbrauch geführt hat gebe ich es auf und fahre nachhause.

Zuhause treffe ich nicht, wie erwartet, auf Scarlett und Henry. Zwar sehe ich Henry im Wohnzimmer, allerdings mit einer anderen Frau. Was ist denn jetzt los?
„Ah Rosalia, Rose, tut mir leid, ich bin ganz verwirrt. Naja gut, dass du hier bist. Ich habe dir etwas mitzuteilen!" ,spricht er schon besser gelaunt, was mich noch mehr verwirrt.
„Du hast eine neue obwohl deine Kinder gerade verschwunden sind?!" platzt es aus mir heraus. Schnell halte ich mir den Mund zu, das wollte ich gar nicht sagen. Verwirrt schüttelt Henry den Kopf. „Natürlich nicht! Scarlett ist im Schlafzimmer und schläft, nach den ganzen Beruhigungs- und Schmerzmitteln ist sie müde geworden und wollte schlafen" ,antwortet er.
Das beruhigt mich wenigstens ein bisschen. Er fährt fort, „Das ist Diana, sie ist eine Hexe und kann uns helfen die beiden zu finden."
Erleichterung breitet sich in meinem Körper aus. Hoffentlich hält sie was sie verspricht und ich kann die beiden bald wieder im Arm halten und diesem Miststück den Kopf abreißen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 08, 2022 ⏰

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