Kapitel 19

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„Liebes Tagebuch, langsam brauche ich mehr als eine Hand um abzuzählen, wie oft ich in irgendwelchen Räumen aufgewacht bin, ohne zu wissen wo ich mich befinde geschweige denn, wie ich hierhin gekommen bin. Alles, was ich dabei habe ist mein Tagebuch und mich selbst. Ich fühle mich ausgehungert und schwach, mein Kopf schmerzt, mein Rücken ebenfalls, da ich auf einer Matratze liege, welche sie auch gleich hätten weg lassen können denn sie gleicht dem Boden. Mich überrascht mittlerweile wirklich nichts mehr aber interessant wäre es schon, zu wissen wo ich bin und wer mich hierher gebracht hat.."

Ich versuche aufzustehen, dies scheitert jedoch kläglich und ich falle zurück auf die harte Matratze. Ich muss wohl einfach zu schwach sein. Mit meinen Fäusten trommle ich gegen die steinigen Wände, in der Hoffnung, dass mich irgendwer hört, nichts tut sich.
Nach langem überlegen, an die Wand klopfen, schreien und verzweifeltem Kopf gegen die Wand schlagen öffnet sich die Tür tatsächlich doch die Dunkelheit hindert mich daran erkennen zu können wer sie geöffnet hat.
„Oh, du bist wach" ,raunt eine, mir bekannte Stimme leise in die Dunkelheit. Als er näher kommt erkenne ich, dass er einen Anzug trägt und als er sich mir noch ein Stück nähert blicke ich in Elijahs Gesicht. Der Elijah, mit dem ich in der Bar geflirtet habe und der Elijah, mit dem ich entfernt verwandt bin ohne es je gewusst zu haben.
„Wo bin ich?" ich selbst höre heraus, wie genervt mein Tonfall klingt.
„In Sicherheit" ,antwortet er. Elijah hält mir die Hand hin und hilft mir beim Aufstehen. Zusammen verlassen wir den dunklen Raum, als ich gerade zum Sprechen ansetzen möchte kommt er mir zuvor, „Du bist ziemlich jung für einen Ripper, findest du nicht?"
Irgendwie muss ich lachen. „Ich kann es nicht fassen, dass du deine Menschlichkeit abgestellt hast und ganze Dörfer ausrottest. Wer hat dir das Herz gebrochen, dass es so kommen musste?" ,fragt er.
Das ist eine gute Frage, wer hat mein Herz gebrochen? Obwohl ich eigentlich nichts hätte fühlen sollen, hat dieser Satz mich mehr getroffen als irgendwas sonst in der letzten Zeit. War es Enzo, welcher mich einfach so verließ? War es Stefan, welcher nicht mehr zurück kam? Oder war es einfach nur die Langeweile, ganz alleine zu sein, die mich dazu verleitet hat? Ich bin mir unsicher, jedoch tippe ich stark auf letzteres.
Genervt schaue ich Elijah an, während wir durch eine Tür in einen großen Garten gehen.
„Wieso starrst du mich so an?" seine Stimme ist ruhig und gelassen wie immer.
„Elijah ich habe hunger und verstehe nicht, wieso ich hier bin. Würdest du es mir freundlicherweise erklären?"
Elijah lächelt, „Es ist ganz einfach meine Liebe, du wurdest zum Ripper und mein Bruder Niklaus hasst Ripper, es war immer ein Konkurrenzkampf zwischen Niklaus und ihnen. Er hat sich auf die Suche nach dir gemacht um dich zu erledigen doch das konnte ich nicht zu lassen. Es wird eine Weile dauern, bis er wieder hier ist, solange wirst du bei uns bleiben."
Niklaus. Meinen Erinnerungen an das Buch zufolge, müsste das der dritte Sohn der Mikaelsons sein.
Ich werfe Elijah ein paar Blicke rüber doch schaue ihm nie wirklich in die Augen.
„Das ist ja wirklich nett aber ich lehne ab, vielen Dank. Ich muss jetzt weiter, wenn du mich also entschuldigen würdest-" ,beginne ich.
Elijah packt mich am Arm und lässt mich nicht gehen. „Das war keine Einladung Rosalia. Da du für mich wie etwas besonders wirkst, wirst du solange hier bleiben bis du deine Menschlichkeit wieder eingeschaltet hast"
Ich weiß kaum was ich sagen soll, es verwirrt mich ein wenig, dass er sich so sehr um mein Wohlergehen sorgt. Ob er wohl doch weiß, dass wir verwandt sind?
„Da ich weiß, dass du dich dagegen zu wehren versuchen wirst, habe ich eine Hexe gebeten, einen Bann auf dieses Grundstück zu legen. Du wirst es also erst wieder verlassen können, wenn du deine Menschlichkeit zurück erlangt hast. Es ist das beste für dich, vertrau mir" ,spricht er. Seine Stimme klingt wirklich vertraulich und ich kann ihm Glauben schenken.

Tagelang befinde ich mich nun schon in diesem Gebäude, auf der Suche nach einem Ausweg doch es passiert nichts, ich werde einfach nicht fündig. Elijah lässt mich gnadenlos austrocknen, sodass ich heute kaum noch genug Kraft habe um nach einem Ausweg zu suchen. Denkt er wirklich, durch Austrocknung wird er es schaffen, dass ich meine Menschlichkeit wieder anstelle?
„Hallo Kleines" eine weibliche Stimme ertönt gleichzeitig mit dem Geräusch, einer sich öffnenden Tür. Ein Blick auf diese Tür verrät mir, dass es Rebekah ist, sie scheint gut gelaunt zu sein.
„Was macht mein geliebter Bruder nur hier mit dir?" ,fragt sie während sie mir eine Blutkonserve vor die Füße wirft. Gierig hebe ich es auf und trinke es in weniger als einer Sekunde aus. Ich fühle mich sofort wieder besser. „Vielen Dank" ,stottere ich vor lauter Schwäche. Rebekah lächelt.
„Es ist nett, dass Elijah versucht die richtige Rosalia zurück zu erlangen doch sobald Niklaus wieder kommt hat das ein Ende und du musst entweder fliehen oder sterben" ,sie lacht, „Wenn es so weit ist, sage ich dir Bescheid"
Ich frage mich, was an diesem Niklaus wohl so besonders sein mag, dass sie ihn alle so sehr fürchten.
„Komm mit, wir vertreiben dir ein Wenig die Langeweile. Elijah ist nicht im Haus"
Zusammen verlassen wir das Zimmer und sie zeigt mir das ganze Anwesen. Jeder Raum fühlt sich so groß an, wie mindestens zwei in meinem alten Zuhause.
„Und, was war das zwischen dir und Stefan?" ,platzt es plötzlich aus mir heraus. Rebekah wird leicht rot, doch beginnt zu erzählen.
„Wir kennen uns schon lange. Mein Bruder Niklaus und er waren beste Freunde und so verliebten wir uns ineinander, es hätte für die Ewigkeit sein können doch wir verloren uns aus den Augen und sahen uns damals als du mit ihm hier warst, zum ersten Mal nach mindestens zwanzig Jahren wieder.."
Vermutlich hätte ich jetzt irgendwas mitfühlendes sagen sollen doch dank meinem Mangel an Gefühlen ist „Tragisch" das einzige was ich rausbringe.
Auch ihre Augen funkeln beim erzählen, genauso wie Stefans damals.

Bevor Elijah zurück kommt verschwinde ich zurück in das Zimmer und spiele ihm vor, schwach und ausgelaugt zu sein, damit er wenigstens denkt sein Plan würde irgendetwas bringen.

Wochenlang versucht er mühsam meine Menschlichkeit zurück zu gewinnen doch seine Versuche scheitern kläglich, bis zu diesem einen Tag, an dem mich das Geräusch von knallenden Türen und klirrenden Fensterscheiben aufweckt.
Das erste Mal, seit ich nichts mehr fühle habe ich wirklich Angst, was geht hier vor sich?
Aus der Eingangshalle höre ich eine tiefe Stimme laut nach Elijah und Rebekah rufen, dann wird die Klinke meiner Tür heruntergedrückt und Elijah stürmt rein.
„Er ist es, Niklaus ist wieder da.." ,stottere er. Noch bevor ich antworten kann steht er nun auch schon in der Tür.
„Wen haben wir denn da?" ,fragt er grinsend. Er sieht mich mit einem durchbohrenden Blick an, welcher es mir nicht erlaubt auch nur eine Sekunde weg zu sehen.
„Musste mein edler Bruder wieder einmal den Helden spielen und diesen kleinen Baby Ripper vor dem bösen Hybriden retten?" Sein gehässiges Lachen bereitet mir eine Gänsehaut.
„Niklaus lass sie in Ruhe. Ich werde ihre Menschlichkeit zurück holen und dann wird sie kein Ripper und ebenso keine Gefahr mehr für dich darstellen, bitte gib mir nur etwas Zeit.." ,fordert Elijah.
Die beiden Brüder, welche übrigens keinerlei Ähnlichkeiten miteinander haben verlassen den Raum und besprechen sich vor der Tür.

Bloody Desire | TVDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt