39. Silvester

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Flos Mutter wohnte etwas außerhalb Berlins. Vielleicht eine Autostunde von Berlin entfernt. Sie wohnte in einem kleinen Häuschen mit großem Garten am Ende einer Straße, welche in einem Feldweg mündete. Im Sommer musste es hier wunderschön sein. In meiner Vorstellung hatte ich das Bild von dem Badesee in der Nähe von Inas Haus im Kopf. 

Flo war gemeinsam mit mir und meiner Mutter gefahren. Die Autofahrt war zum Glück weitestgehend staufrei und so kamen wir schon kurz nach acht bei Flos Mum an, die uns herzlich empfing. Sie war mega nett und ich merkte sofort, von wem Flo seine Haarfarbe hatte.

Die Frau, die uns öffnet, war etwas kleiner als Flo und lächelte lieb und sanftmütig. Zu unserm Glück verstanden sich meine Mutter und Flos von Anfang an. Es stelle sich sogar heraus, dass sie einige Gemeinsamkeiten hatten und so ging uns am Esstisch der Gesprächsstoff nicht aus. Flo war im Gegensatz zu unseren Müttern die ganze Zeit ein wenig zurückhaltend. Er trug zur Feier des Tages ein schwarzes Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte. Ich musterte ihn. War es das Hemd, das er auch damals getragen hatte, als wir essen gegangen waren und er fast zusammengebrochen war, weil ihn seine Gefühle zu mir so mitgenommen hatten? Der Abend, an dem er mir gestanden hatte, dass ich nicht ganz unschuldig an dem Aus der Beziehung von Flo und Ina. 

Flo sah auf. Unsere Blicke trafen sich. Schnell schaute ich weg. Auf meinen Teller. Irgendwie war es mir unangenehm ihm in die Augen zu schauen. Da stand etwas zwischen uns. 

Wir hatten bereits zu ende gegessen und Flos Mum deckte gerade ab, um Platz für den Nachtisch zu machen, der übrigens fabelhaft schmeckte. Nach der verdammt leckeren Schokocreme saßen wir noch eine Weile zusammen und redeten. Es war gerade mal zehn. Noch zwei Stunden bis Silvester also. 

"Magst du mit nach oben kommen?" Es war Flo, der mich angesprochen hatte und mich jetzt mit seinen kastanienbraunen Augen anschaute. Ich zuckte mit den Schultern. "Klar, warum nicht?" Was hätte ich auch anderes sagen sollen? Meine Mutter nickte. "Du kannst ihr doch dein altes Zimmer zeigen.", kam es von Flos Mum, die mich liebevoll anlächelte. Irgendwie mochte ich diese Frau. Wie offen und nett sie zu einem war, obwohl ich doch das Kind bin, das ihr Ex-Mann mit seiner neuen Frau gezeugt und wegen welcher er sie verlassen hatte. 

"Hatte ich vor.", antwortete ihr Flo. 

Oben, praktisch unterm Dachboden, besaß Flo offensichtlich noch ein kleines Zimmerchen, in dem er früher gelebt hatte. Es war ein wenig kleiner als mein jetziges, dafür wesentlich ordentlicher. In dem einem Eck stand ein Bett, in der anderen ein Schreibtisch. An den Wänden klebten noch Poster von Zelda, diversen Computerspielen oder Filmen und auch der ein oder anderen Band.

"Dein altes Zimmer?", meinte ich fragend, als ihm in den Raum folgte. Er nickte. "Hab hier schon ewig nicht mehr drin gepennt.", kam es nachdenklich von ihm, als er sich auf das Bett setzte und sich nach hinten fallen ließ. Er starrte auf die Zimmerdecke. "Hast du darüber nachgedacht?", gab er nachdenklich von sich. Ich hatte nur darauf gewartet, dass er es ansprechen würde.  Schon unten im Esszimmer war mir klar gewesen, dass Flo nur in Ruhe mit mir reden wollte, ohne dass jemand mithörte. Er richtete sich wieder auf. "Über was?", meinte ich fragend, auch wenn ich die Antwort bereits zu kennen glaubte. "Über uns.", kam es von Flo.

Ich atmete tief ein und aus. "Zum Teil.", antwortete ich und setzte mich ihm gegenüber auf den Schreibtischstuhl. "Das heißt?", hakte er nach. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich hab gemerkt, dass das zwischen Andy und mir auf lange Sicht keinen Sinn mehr macht..."

"Ist das alles?", fragte er nach einer Weile des Schweigens. Ich schüttelte leicht den Kopf. Nein, war es nicht. Ich hatte auch immer mehr begriffen, dass ich nicht fähig war Flo einfach nur als meinen Bruder zu sehen, dass da immer mehr für mich sein würde.

"Da ist mehr zwischen uns...", meinte ich zögerlich. Mir fiel es schwer offen über dieses Thema zu reden, denn ich wusste um den Ernst der Lage und die möglichen Konsequenzen unseres Handelns, aber vor allem wusste ich, dass jetzt eine Entscheidung nahte. Eine Entscheidung, die ich bis dato immer aufgeschoben hatte.

"Und? Reicht dieses Mehr für dich? Ich meine, würdest du's probieren wollen?" Er machte eine kurze Pause. "Ich will dich und ich würde alles dafür tun, nur um dich in meine Arme schließen zu können." Ich schluckte. War dieses Mehr denn genug für mich? War es so viel genug, dass ich mir vorstellen konnte es zu probieren, uns aber gleichzeitig vor der Öffentlichkeit, ja, gar vor unseren engsten Familien- und Freundeskreis zu verstecken?

"Wie soll das aussehen? Wie soll so ne Beziehung denn funktionieren, ohne dass was aufällt? Und was ist, wenn es irgendwann rauskommt?", gab ich zögerlich zu bedenken. "Wird es nicht.", meinte Flo entschlossen. "Wir müssen halt aufpassen, aber ich meine du bist meine Halbschwester. Da kannst du öfter bei mir übernachten, ohne dass jemand Verdacht schöpft. Wir werden halt nie händchenhaltend durch die Innenstadt Berlins laufen können oder irgendeiner anderen Großstadt in Deutschland. Aber wir könnten verreisen. In die USA, Kanada, überall wohin du willst. Wo uns keiner kennt. Wo keiner weiß, dass wir verwandt sind." Allein die Vorstellung irgendwann gemeinsam mit Flo auf irgendeiner einsamen Insel zu hocken, machen zu können, was wir wollten...

Flo war aufgestanden, war zu mir hinüber gewandert und kniete sich jetzt vor mir auf den Boden. "Anna Mundt, willst du offiziell meine inoffizielle Freundin sein?" 

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Jei, wieder ein Kapi *whoop whoop* :3 

Hoffe es taugt :) Ich werds morgen noch mal Korrektur lesen (ein fünftes Mal, jei ._."), aber ich merke gras einfach, wie meine Konzentration schwindet :0 Trotzdem, ich wollte das Kapitel heute noch raushauen. Verzeiht mir als, wenn es noch nicht perfekt ist ;) Kommt noch ;) 

LG Heide :x 

Wohnen bei Floid?! (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt