24. Scandinavian Star

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Schon von klein an hatte ich aus mir eigentlich unerfindlichen Gründen eine Vorliebe für Dokumentationen gehabt. Ich liebte es Wissen nur so in mich aufzusaugen. Ohne ständig etwas Neues lernen zu können, würde ich vermutlich innerhalb von ein paar Monaten vollkommen verwahrlosen. Wissen. Wissen war mein Lebenselixier. Für mich gab es nichts Schöneres auf dieser Erde. Lexika sind für mich das, was für andere ihre heilige Schrift ist. Rationalität gab mir das, was anderen durch ihren Glauben erfuhren. 

Trotzdem fühlte ich im Moment in mir nicht diese innere Ruhe, die bei mir immer eintrat, wenn ich mir Neues vor Augen führte. Ganz im Gegenteil. Ich merkte zunehmend, wie sich mein Gemütszustand verschlechterte. "In der Nacht zum 7. April 1990 war die Scandinavian Star, von Oslo kommend, mit 383 Passagieren und 99 Besatzungsmitgliedern im Skagerrak nach Frederikshavn unterwegs...." 

....

"In besagter Unglücksnacht wurden auf dem Schiff mehrere Brände gelegt... Insgesamt kamen 159 Personen ums Leben... Die meisten Todesopfer starben nicht im Feuer, sondern an den extrem giftigen Rauchgasen, die sich durch das Verbrennen der Verkleidung entwickelt hatten..." 

....

Ich seufzte auf und drückte kurz auf die Leertaste meiner Tastatur, um die Doku zu pausieren. Zugegeben, Unglücksdokus waren sicherlich nicht die Creme de la Creme unter den Dokus, aber immer ein guter Lückenfüller, wenn man einmal nicht wusste, was man anschauen sollte, doch in diesem einen speziellen Fall war es vielleicht nicht die beste Idee gewesen, hatte ich nicht eh schon seit Tagen eine stark melancholische Stimmung empfunden. In letzter Zeit hatte ich immer seltener die Lust empfunden oder gar die Kraft gefunden, um überhaupt irgendwas zu machen. Keine Ahnung woran das genau lag, doch ich konnte mich selbst zu nichts mehr motivieren. Fast hätte ich letztens - einfach, um nicht aufstehen zu müssen und in die Schule zu gehen - das erste Mal geschwänzt, ehe ich es mir doch noch einmal anders überlegt hatte. Mit voller Absicht hatte ich Ina letzte Woche in keiner meiner Schulpausen in ihrem Klassenzimmer besucht, hatte Andy und seine SMS fast schon ignoriert. Nur selten schrieb ich zurück. 

Das musste endlich aufhören, ging es mir durch den Kopf. Ich konnte nicht, bloß weil sich meine Eltern scheiden ließen, jetzt in eine Art Schockstarre verfallen und einfach gar nichts mehr machen. Genauso wenig konnte ich das nächste halbe Jahr einfach überspringen, die Zeit zurückdrehen oder über den Sachen stehen und sie nach meinem Belieben verändern. Wenn ich wollte, dass es mir gut ging, musste ich etwas dafür tun, musste mich selbst in Bewegung setzen. 

"Anna?" Es war die Stimme meiner Mutter, die zu mir nach oben drang. "Ja?", rief ich zurück. "Willst du einen Tee?" - "Ja.."

Seit sich mein Vater mehr oder minder 'verpisst' hatte -ohne auch nur ein Wort des Abschieds- tranken meine Mutter und ich nachmittags regelmäßig gemeinsam Tee. Es half uns irgendwie das Wegbrechen eines Großteils unseres Familienlebens zu kompensieren, selbst wenn wir nicht immer etwas zu reden hatten. 

"Anna, ich müsste langsam mal wissen, ob du in den Herbstferien mitkommen möchtest." Ich seufzte und versuchte einen ersten Schluck meines noch heißen Tees zu trinken, ohne mich dabei zu verbrennen. "Du könntest dir dein neues Zimmer anschauen und die Wohnung oder dich mit Flo treffen. Vielleicht könnt ihr ja gemeinsam ein bisschen mit dem Skateboard fahren."  .. "Longboard.", korrigierte ich sie fast beiläufig. Seitdem mir Flo das Board vollkommen überraschend zu meinem 15ten geschenkt hatte, war ich trotz aller Erinnerungen, die damit verbunden waren, viel gefahren, auch weil es einfach so unglaublich praktisch war nicht jeden Meter laufen zu müssen.

"Habt ihr euch jetzt eigentlich mal ausgesprochen?", kam es fragend von meiner Mutter, die den Kopf ein wenig schief gelegt hatte. Ich nickte nur und löste damit ein Lächeln bei meiner Mutter aus, das so viel wie "Ich hab doch gesagt, dass das wieder wird." auszusagen schien. "Dann gibt es doch eigentlich gar nichts mehr, was dagegen sprechen würde, dass du mitkommst.", versuchte sie mich weiter zu überreden. "Ich überlegs mir .. ok?" Meine Mutter seufzte. Das war nicht das, was sie hören hatte wollen. "Es sind jetzt noch knapp zehn Tage, bis die Herbstferien losgehen und ich muss noch ein Hotelzimmer oder der gleichen finden. Dazu MUSS ich wissen, ob du mitkommst oder nicht.", kam es mit leichtem Nachdruck von ihr. Ich schwieg. Vielleicht würde es mir ja gar nicht so schlecht bekommen, mal eine Weile von hier weg zu sein und wenn es nur ein paar Tage wären. Ein wenig rauskommen, etwas erleben und andere Dinge einmal vergessen zu können. 

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Huhu meine lieben Layzys :3

Frohes Fest und so ;D Hoffe ihr habt 'nen schönen Abend ;) 
Und als kleines 'Weihnachtsgeschenk' von mir bekommt ihr natürlich ein Kapi ^-^
Endlich Ferien!!! Jei :D

LG Eure Heide :x

Wohnen bei Floid?! (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt