Es war zu heiß. Zu heiß, um rauszugehen. Zu heiß, um zu drehen. Zu heiß, um sich an den PC zu setzen für die neue LeNews oder eins der vielen Nebenprojekte. Es war einfach zu heiß für alles. Egal, was man auch machte, es gab praktisch keine Möglichkeit, dass man dabei nicht anfing zu schwitzen, schwitzte man doch schon nur vom puren faul und untätig in der Wohnung sitzen. Zu gerne hätte ich mich in diesem Moment gemeinsam mit Anna an einen der vielen Seen in der Umgebung gechillt, auf meinem Handtuch gelegt, den Schatten genossen und mich gefreut, wenn eine kühle Brise über mich hinwegzog, während ich langsam angefangen hätte zu trocknen. Noch mehr hätte ich es jedoch genossen Anna an meiner Seite zu wissen, ihre Hand halten zu können, während ich da so lag, und diesen verdammt heißen Tag gemeinsam ein wenig seiner Hitze berauben zu können.
Doch stattdessen saß ich hier in meinem Zimmer mit einem großen Glas Wasser (Mate war aus und meine Motivation bei der Hitze noch einmal vor die Tür zu gehen war gleich 0), in dem Eiswürfel schwammen und viel zu schnell schmolzen. Und mit Frodo im Nebenzimmer.
Ich wusste, was mir bevorstand, schließlich hatte ich es schon den ganzen Tag vor mich hin geschoben: Ich musste endlich mit ihm reden.
Etwas polterte und kurz darauf kam Frodo ins Zimmer geschlürft. Ebenfalls mit einem Glas eiskalten Wassers in der Hand. Er pflanzte sich auf die Skateboardbank und blickte dann verschwitzt zu mir. "Ick sterbe...", hechelte er. Ich nickte nur zustimmend und nahm einen weiteren Schluck aus dem Glas in der Hoffnung es könnte helfen.
Der Zeitpunkt schien gekommen, dass ich endlich meine Klappe aufmachte, endlich mit der Wahrheit rausrückte.
"Frodo? Ick muss mit dir reden." Frodos Berlinerisch hatte bereits wieder auf mich abgefärbt und ich war fast ein wenig überrascht, wie schnell ich vom einem Extrem zum anderen wechseln konnte, sprach ich bei Anna doch praktisch perfektes Hochdeutsch. Schließlich sprach sie, obwohl sie Zeit ihres Lebens in Bayern gewohnt hatte, nicht mal im Ansatz den bayrischen Dialekt, auch wenn ich mir sicher war, dass sie ihn zumindest verstand, vielleicht sogar selbst sprechen konnte.
Ich merkte, wie meine Gedanken - wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde- abschweiften. Und ich wusste auch warum: Mein Kopf versuchte sich selbst von der bevorstehenden Unannehmlichkeit abzulenken. Als würde das die Sache für mich irgendwie besser machen - mit Ausnahme der paar Sekunden, in denen sich mein Gehirn selbst ablenkte.
Frodo hob den Kopf. "Hm?", brummte er erschöpft von dem anstrengenden Tag. "Es geht um mich und... Anna.", versuchte ich das Thema irgendwie so einzuleiten, dass es sich halbwegs richtig anfühlte, nur dass es bei einer solch heiklen Thematik wohl kaum eine wirklich passende Einleitung gab. Das war genauso sinnlos danach -also nach einer angeblich passenden Einleitung- zu suchen, wie es unmöglich war standhafte Beweise zu finden, die Hitler im Nachhinein als vollkommen missverstandenen und eigentlich friedliebenden Menschen da stehen lassen würde und die KZs der Nazizeit eigentlich als 5 Sterne Hotels geplant waren, es bei der Umsetzung jedoch an Geld gemangelt hatte.
Etwas verwunderte blickte Frodo zu mir. "Jibt's ma wieder Stress bei euch?" Ich schüttelte den Kopf. "Ne, bei uns is eigentlich alles super.", erklärte ich. "Aber?", hakte Frodo nach. Ich konnte nicht anders als tief Luft zu holen und im nächsten Moment leicht zu seufzen. "Ick wollte eigentlich schon früher mit dir darüber reden...", setzte ich an. Mir war bewusst, dass ich jetzt keinen Rückzieher mehr machen konnte, selbst wenn ich wollte. Frodo würde mich so lange ausquetschen, bis er wusste, was ich ihm erzählen wollte. Auch weil Frodo mit Sicherheit sehr schnell merken würde, dass mich das Verschweigen dieser einen bestimmten Sache vor ihm belastete. Vor allem weil er mein bester Freund war. Und es sich seltsam anfühlte vor ihm ein Geheimnis bewahren zu müssen. Normalerweise sollte es und war es bei uns immer andersherum: Wir gegen den Rest der Welt.
DU LIEST GERADE
Wohnen bei Floid?! (LeFloid FF)
FanficEin Jahr ist vergangen, seitdem sich Flo und Anna das letzte Mal gesehen haben. Trotzdem kann Anna immer noch nicht mit ihren Gefühlen abschließen. Zu perfekt war ihre gemeinsame Zeit... zumindest bis Flo sich anders entschieden hatte und sie falle...