Epilog

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Die Vögel zwitscherten. Eine sanfte Brise zog über die Bäume, die im Garten des kleinen Häuschens standen und in dessen Schatten man Schutz vor der prallen Mittagsonne suchen konnte. Das sanfte Rauschen des Winds gelangte an ihr Ohr, doch im Moment waren ihre Gedanken bei etwas Anderem, als das sie dankbar hätte sein können für die kurze Abkühlung, die auf ihren Armen fast eine Gänsehaut hervor rief. Beklommen starrte sie auf die leeren Kaffeetassen und schwieg. Sie wusste nicht, was sie hätte sagen sollen. Unglauben vernebelte ihren Geist. 

"Ist das wahr?", fragte sie nach einer Weile mit leicht zittriger Stimme, die doch eigentlich so unangebracht erschien, war es doch nicht ihr Fehltritt, nicht ihre Lüge oder Wahrheit, die sie so lange mit sich herumgeschleppt hatte und erst jetzt jemand Außenstehnedem offenbart hatte. Die Frau, die ihr gegenüber saß, nickte zögerlich. In ihrem langen, braunen Haar waren bereits die ersten grauen Strähnen zu sehen. Sie sah so viel älter aus als auf den Fotos, von denen sie sie ursprünglich kannte. Nicht anderes würde es ihr selbst eines Tages ergehen. Sie würde ergrauen. "Und es ist sicher, dass diese Möglichkeit besteht?" Abermals nickte die Braunhaarige, die Zeit ihres Lebens immer ein wenig größer gewesen war als sie selbst. Ein Seufzen erklang. "Deswegen ist es damals also auseinander gegangen..?" Es war mehr eine Frage als ein wirkliche Feststellung. Jahre, fast zwei Jahrzehnt hatte sie sich gefragt, was der Grund für die Trennung gewesen war und jetzt wurde es ihr auf einmal bewusst. Wieder nickte ihr Gegenüber still schweigend. "Er hat es mehr durch Zufall als durch irgendetwas Anderes herausgefunden.."

Pause.

"Und? Hast du es ihm je erzählt?" Jetzt schüttelte sie den Kopf. "Nein.. Ich wollte nicht, dass er so aufwachsen muss..." Sie schwiegen, ehe eine neue Frage in die endlose Leere geworfen wurde. "Willst du es ihm jemals sagen?" Ein Seufzen erklang. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht." Sie machte eine weitere Pause. "Was ist besser: Einen Vater zu haben, den man nicht kennt, oder einen Vater zu haben, der nicht für einen da ist?" Die Braunhaarige verstummte abermals und blickte stattdessen in die Ferne, wo die Wolken vorbeizogen und Vögel am Horizont nur noch als schwarze Punkte sichtbar waren. "Es ist ja noch nicht einmal sicher ..." Sie richtete ihren Blick wieder auf die Kaffeetassen, dann auf ihre Hände.

"Ich glaube es ist besser, wenn ich ihm sein Weltbild, das er jetzt seit seiner Geburt hat, lasse. Es nicht zerstöre" Wieder schwieg sie. "Er hat so viel von ihm.. Schon als Kind. Dieses Lächeln .. diese Wärme in seinen Augen .. dieser Wille die Welt zu verändern... Ich will ihm das nicht alles nehmen. An meinem Sterbebett vielleicht, aber bis dahin habe ich hoffentlich noch ein paar Jahrzehnte auf dieser Erde. Ich denke er wird es verstehen." Ihr Gegenüber nickte vorsichtig. Es lag nicht an ihr ein Urteil zu fällen, schließlich würde sie nun ihr Geheimnis, ihre große Lüge mit sich herumtragen, nicht wissend, dass sie so viel hätte einfacher machen können für zwei Seelen, die nun Teil eines großen Ganzen waren.

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Natürlich noch wie angekündigt der Epilog :) 

LG Heide :x

Wohnen bei Floid?! (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt