29. Ein angebrachtes Gespräch

1.6K 89 37
                                    

Etwas zögerlich nahm ich eine Stufe nach der anderen. "Anna?", kam es etwas verwundert von Flo, als ich -endlich- oben ankam. "Äh ... hi?", meinte ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. "Ich dachte du kommst etwas später." Flo blickte ein wenig verwirrt zu mir, dann kurz auf seine Uhr, als wolle er sicher gehen, dass er sich nicht mit der Uhrzeit vertan hatte. Ich zuckte kurz mit den Schultern. "Mein Mum muss um zwölf ja schon beim Notar sein .. Deswegen bin ich etwas früher da. Hab ich wohl nicht bedacht." Eine unangenehme Stille trat ein, ehe Flo kaum merklich seinen Kopf schüttelte, als wolle er irgendeinen Gedanken loswerden. "Komm doch rein. Ich brauch noch kurz.", kam es unbeirrt von ihm. Er trat beiseite und machte Platz damit ich eintreten konnte. 

"Du kennst dich ja noch aus, oder?" Ich nickte nur, blieb jedoch weiterhin im Flur stehen. Irgendwie wollte ich partout nicht an seinem Arbeitszimmer vorbei... "Ich hol nur noch kurz meine Jacke.", meinte Flo, der kurz nach hinten gelaufen war und wenig später samt Jacke wieder auftauchte. "Handy hab ich..", murmelte er mehr zu sich selbst als zu mir, als er kurz seine Taschen checkte. "Geldbeutel auch .. Gut, dann kann's ja losgehen." Ich stand immer noch schweigend im Flur. Ein seltsames, von Erinnerungen getränktes Gefühl durchflutete mich, das nicht gerade dazu beitrug, dass ich mich in meiner Haut im Moment wohler fühlte oder meine Knie davon überzeugen hätte können endlich aufzuhören sich wie Pudding anzufühlen. Ein Jahr, ging es mir durch den Kopf. Flo war bereits wieder zu der Wohnungstür gewandert, zog sich noch schnell die Schuhe an und kramte bereits seinen Schlüssel aus der Jackentasche. Gemeinsam ging es nach unten auf die Straße.

"Jetzt lass dich erstmal richtig begrüßen. Wir haben uns ja jetzt auch schon ewig nicht mehr gesehen.", meinte Flo mit einen leichtem Lächeln auf den Lippen und ausgestreckten Armen. Ich lächelte ebenfalls etwas gequält. Es war nur eine freundschaftliche Umarmung -nicht mehr- und irgendwie fühlte es sich gut an wieder bei ihm zu sein. Trotzdem. Jetzt hier so mit ihm kam alles wieder auf. Ich schluckte. Als wollte ich damit meine Erinnerung davon abholten sich in mein Bewusstsein zu drängen. "Wollen wir wieder zu dem Café, bei dem wir schon mal waren, oder ein anderes?", fragte Flo, dem nichts außergewöhnliches anzumerken war, aber vielleicht irrte ich mich auch und er fühlte sich im Moment in seinem Inneren genauso wie ich. "Äh.. ja klar.", kam es von mir ohne groß über seine Worte nachzudenken. Eigentlich hielt ich es nicht unbedingt für die beste Idee gerade zu dem Café zu gehen, wo wir uns bei meinem letzten Berlinaufenthalt haben bedienen lassen. Mir wäre ein etwas neutralerer Ort mehr entgegen gekommen. Aber gut, besser als sein Arbeitszimmer war es alle Mal.

Wir mussten knapp zehn Minuten laufen, bis wir um eine Ecke bogen und ich mich auf einmal wieder auskannte. Damals, als wir mit dem Longboard unterwegs gewesen waren, waren wir eine andere, etwas umständlichere und längere Route gefahren. Mittlerweile war es  jedoch etwas zu frisch, um es sich abermals draußen gemütlich zu machen. Wir suchten uns einen freien Platz im Inneren an einem der großen Fenster, wo wir es uns gemütlich machten. Froh darüber endlich sitzen zu können und nicht mehr auf den eigenen, wackligen Beinen stehen zu müssen, setzte ich mich auf einen der zwei Stühle und öffnete den Reißverschluss meiner Jacke, die ich etwas unbeholfen über die Stuhllehne hängte. Den Weg hierher hatten wir nicht sonderlich viel geredet, doch jetzt, wo wir uns gegenüber saßen, war ein Gespräch wohl angebracht. 

"Weißt du schon, was du nimmst?", fragte Flo höflich, als sein Blick auf die kleine, einseitige Karte des Hauses fiel. "Ich glaube ich nehm einen Schwarztee.", meinte ich und registrierte aus den Augenwinklen das kurze Lächeln, das Flo über die Lippen huschte bei meinem Worten. "Ich versteh nicht, was du an diesem Gebräu findest.", kam es erheitert von ihm. Ich zuckte mit den Schultern. "Es schmeckt einfach.", gab ich zurück. Flo schüttelte widersprechend den Kopf. "Für mich wär das nichts. Aber gut, jedem das seine, nich?" Ich nickte zustimmend. "Du hast deine Mate und deinen Kaffee und ich eben meinen Schwarztee beziehungsweise Earl Grey.", meinte ich nun doch leicht lächelnd. Das Eis schien gebrochen. 

Wohnen bei Floid?! (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt