Yoongi:
Mürrisch machte ich mir Rührei und sah aus dem Fenster. Ich konnte mich nicht einmal fünf Sekunden konzentrieren oder an gar nichts denken, weil meine Gedanken immer wieder zu diesem Typen gezogen wurden. Als hätte ich noch nie einen anderen Menschen gesehen.
Mein ganzer Urlaub war einfach scheiße und unnötig. Wieder in die Stadt fahren war mir aber auch zu blöd, dann würden die anderen mich nämlich die ganze Zeit danach ausfragen, was ich denn wieder dort machte - und sosehr ich meine Freunde auch mochte, sie waren manchmal wirklich anstrengend. Und ich war einfach keine Person, die man den lieben langen Tag mit Fragen löchern konnte und der das nichts ausmachte.
Vor allem würden sie mich hundertprozentig für dämlich halten, wenn ich sagte, dass ich nur wegen meines Nachbars - den ich nicht einmal kannte - meinen Urlaub abbrach.
Und es war ja nicht so, dass er irgendetwas schreckliches getan hatte, ich hatte ihn wahrscheinlich einfach überrascht.
Da ich nicht den ganzen Tag damit verbringen wollte, über meinen Nachbarn nachzudenken, griff ich mir einen Stift und einen Collegeblock, setzte mich nach draußen und fing an zu schreiben.
Zwischendurch schweiften meine Gedanken oft ab und ich schloss die Augen und döste vor mich hin. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber die Sonne strahlte mir mittlerweile genau auf den Kopf - natürlich durch die Markise.
Auf einmal hörte ich neben mir ein schabendes Geräusch. Während ich noch überlegte, ob ich mich dadurch stören lassen wollte, folgte darauf ein frustriertes Knurren.
Ich seufzte ergeben und blinzelte in die Richtung des Ursprungs der Geräusche.
Mein Nachbar versuchte vergeblich, einen Liegestuhl von innerhalb seines Wohnzimmers nach draußen auf seine Terrasse zu zerren. Irgendwo schien er festzustecken.
Sollte ich ihm helfen?
Zu meiner Verwunderung dachte ich ernsthaft darüber nach, als der Stuhl plötzlich nach vorne fiel und der junge Mann erleichtert „Hah! Endlich!", rief.
So hatte ich wenigstens keine Probleme wegen eines Gesprächs, falls ich ihm hätte helfen müssen. Oder falls er mich sogar von selbst danach gefragt hätte.
Ein paar Minuten hörte man noch ab und zu ein leises Quietschen und Knarzen, doch dann schien mein neuer Freund eine angenehme Liegeposition gefunden zu haben.
Jetzt war meine linke Körperhälfte von einem merkwürdigen Kribbeln überzogen, als würde mich jemand beobachten, doch jedes Mal, wenn ich meinen Kopf drehte, schaute mein Nachbar konzentriert in ein aufgeschlagenes Buch. Streber.
Seine blonden Haare fielen ihm ungeordnet in die Stirn, sahen aber so aus, als würde er es genauso wollen. Bestimmt hatte er sie gefärbt, man sah nämlich einen dunklen Ansatz, der einen wunderbaren Kontrast zum Rest seiner Haare abgab. Ich gab mir gedanklich eine Ohrfeige. Anderes Thema, Konzentration, Yoongi... Überhaupt, wer gab sich denn mitten im Nirgendwo am Hang eines Berges Mühe mit seinem Aussehen?
Wirklich, ich sollte mich mit anderen Dingen beschäftigen.
Mittlerweile hatte mein Magen angefangen zu knurren, also flüchtete ich nach drinnen und bereitete mir eine einfache Mahlzeit zu.
Während ich mir einen Teller aus dem Schrank holte und ihn befüllte, überlegte ich.
Auf diesem Grundstück würde ich niemals Ruhe bekommen, solange er da war. Aber wieso nicht? Er brachte es irgendwie fertig, mich aus meinem eigenen Garten zu vertreiben und meinen Urlaub erst durch seine Umzugshelfer und dann allein durch seine bloße Anwesenheit zu vermiesen.
Ich hatte noch nicht mit ihm gesprochen, wusste seinen Namen nicht und er saß doch nur da, verdammt.
Meine Laune wurde immer schlimmer, je mehr ich darüber nachdachte, sodass ich entschied, joggen zu gehen.
Möglichst weit weg.
Und möglichst lange.
584 Wörter
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𝚒𝚏 𝚢𝚘𝚞 𝚋𝚎𝚕𝚒𝚎𝚟𝚎 / 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗
FanfictionAls Yoongi in seinem Ferienhaus Urlaub macht, zieht neben ihm ein neuer Nachbar ein, welcher ihm nur Probleme bereitet. Schließlich, als Yoongi wieder in die Stadt zurückfährt, kommt es sogar dazu, dass er diesen aus Pflichtgefühl bei sich wohnen lä...