Kapitel 32

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Jimin:

Die vergangene Woche war schrecklich gewesen. Ich hatte mich jeden Tag mit Kookie oder Tae getroffen, manchmal auch mit beiden an einem Tag – natürlich nacheinander, denn sie hatten sich immer noch nicht vertragen. Yoongi hatte mich die ganze Zeit nicht beachtet und war meistens weg, also kochte ich auch nicht für ihn. Als wäre es nicht schlimm genug, ignoriert zu werden, brachte er jeden Abend jemanden mit und hatte Sex. Jeden. Verdammten. Abend.

Und mein Zimmer war genau gegenüber von seinem. Ich hatte das Gefühl, er machte das absichtlich, aber ich hatte keine Ahnung, warum. Immerhin hatte ich ihm nichts getan, er war derjenige, der mir eindeutig gesagt hatte, dass er ein zu großer Feigling für eine Beziehung war. Und wenn er das hier als Freundschaft bezeichnete, hatten wir davon ein vollkommen verschiedenes Verständnis.

Auch heute saß gerade Jungkook neben mir auf dem Sofa und kuschelte sich an mich, weil er an diesem Tag besonders traurig wegen Tae war, als ich plötzlich ein wütendes Seufzen hörte. Wir fuhren beide hoch und drehten uns um. Hätten Blicke töten können, müsste Yoongi sich wohl bald wegen zweifachen Mordes vor Gericht verantworten. „Könnt ihr euer Vorspiel vielleicht woanders abziehen?", maulte er und verdrehte übertrieben die Augen. Ich spürte, wie meine Wut rasend schnell hochkochte und Jungkook versuchte, sich unbemerkt ein Stück von mir zu entfernen.

„Jimin, ich gehe besser. Ihr solltet euch nicht meinetwegen streiten.", wisperte er, doch ich drückte ihn zurück zu mir.

„Nein. Es ist doch nicht deine Schuld, wenn Yoongi die eifersüchtigste Person der ganzen Welt ist und sich deswegen irgendwelche Dinge einbildet, die gar nicht stimmen.", fauchte ich wütend.

„Doch, du solltest gehen.", bestimmte Yoongi ruhig in Kookies Richtung und sah mich an wie ein Raubtier seine Beute. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus und Jungkook lief leise an uns beiden vorbei.

„Warum? Stört es dich so sehr, dass jemand, der nicht du bist, mich berührt? Selbst, wenn es nur freundschaftlich ist?", fragte ich provozierend und Jungkook rief ein nervöses „Tschüss", auf das keiner von uns reagierte.

„Ja, tut es. Weißt du eigentlich, wie schwer es ist, dich nicht einfach festzuhalten und dir alle Klamotten vom Leib zu reißen, wenn du an mir vorbeiläufst? Und wie weh es tut, zu sehen, dass du besser mit Leuten ohne so viele Probleme zurechtkommst?", schrie er mir verzweifelt ins Gesicht und riss danach sofort weit die Augen auf. Wahrscheinlich hatte er das gar nicht sagen wollen und es war ihm herausgerutscht. Trotzdem war ich mir sicher, dass er es alles genauso meinte. Das war der Grund, warum meine Wut schlagartig verrauchte und ich nur noch überrascht war. Positiv überrascht.

„W-wirklich?" Er presste seine Lippen aufeinander, sodass sie eine dünne Linie bildeten. „Nein.", antwortete er, doch er wich mir mit seinem Blick aus.

„Lüg mich nicht an.", befahl ich.

„Tue ich nicht. Wenn sich hier jemand Dinge einbildet, die nicht da sind, dann bist du das.", sagte Yoongi kalt.

„Ja? Ich denke nicht. Falls du dich nicht für mich interessierst, dann stört es dich doch bestimmt nicht, wenn ich ab sofort nur noch in Boxershorts herumlaufe, weil ich so etwas bei mir zuhause eben tue, oder?" Als ich ohne zu zögern mein Shirt in einer fließenden Bewegung über den Kopf streifte, starrte er mich nur perplex an. Ich öffnete ebenfalls meinen Gürtel und schob mir meine Jeans von den Beinen.

Yoongi schluckte schwer und sein Blick verweilte auf meinem flachen Bauch, bevor er noch weiter nach unten wanderte. Das gab mir neuen Mut, der mich dazu veranlasste, mit erhobenem Kinn auf ihn zuzugehen und kurz vor ihm stehen zu bleiben.

„Nein, es stört mich nicht. Mach doch, was du willst.", sagte er nicht mehr ganz so einschüchternd und überzeugt wie gerade.

„Rede dir das ruhig weiter ein." Er hielt die Luft an, als ich ihm mit meinem Gesicht noch näher kam. „Ist dir das egal?"

Yoongi nickte fast unmerklich. „Dann kannst du mir auch guten Gewissens sagen, dass das nichts mit dir macht?" Und damit legte ich vorsichtig meine Hand an seine Wange und meine Lippen auf seine. Zuerst tat er gar nichts, sondern versteifte sich, doch als ich anfing, auf seine Unterlippe zu beißen und mit der Zunge daran entlangzufahren, griff er mit seinen großen Händen an meine Hüfte und zog mich näher zu sich.

Es war mir schon fast klar, dass er mir nicht die Dominanz überlassen würde, jetzt bewies er mir, dass ich damit richtig lag. Yoongi fuhr mit seinem Daumen über meinen Hüftknochen und mir entwischte ein lautloses Keuchen. Er nutzte dies sofort aus und zwang seine Zunge zwischen meine leicht geöffneten Lippen.

Ich wehrte mich nicht dagegen, immerhin ging der Kuss ursprünglich von mir aus und er erkundete gierig meinen Mund. Yoongi schmeckte nach Schokolade und Erdbeeren. Seit Ewigkeiten war ich nicht mehr richtig geküsst worden und trotzdem würde ich ihm schon jetzt den Titel für meinen bisher besten Kuss verleihen. Allein bei dem Gefühl, wie seine Zunge an meiner entlangstrich, wurde ich beinahe hart. Ziemlich schnell war die Situation von ich-teste-dich-ob-du-mich-hasst zu ich-ficke-dich-mit-meiner-Zunge-und-du-wirst-das-hier-nie-vergessen-können ausgeartet.

Seine Hände blieben auch nicht mehr untätig und wanderten unter meine Boxershorts zu meinem Hintern, genauso wie meine, die an seinen Haaren zogen. Yoongi stöhnte genussvoll und ich grinste zufrieden, weil ich ihm dieses Geräusch entlockt hatte.

Leider schien ihm seine Reaktion wieder bewusst zu machen, war hier gerade zwischen uns beiden passierte und sofort schob er mich von sich und trat einen großen Schritt nach hinten. „Scheiße, was machen wir hier?", fragte er und ließ mich dann einfach so im Raum stehen.

Gott, konnte er es nicht einfach genießen? Ich verlangte schließlich gar nicht, dass er mich liebte...

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𝚒𝚏 𝚢𝚘𝚞 𝚋𝚎𝚕𝚒𝚎𝚟𝚎 / 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt