Yoongi:
Jungkook hatte gefragt, ob er heute vorbeikommen konnte, angeblich, einfach um mich nach den paar Tagen Urlaub wiederzusehen, doch es war klar, dass er eigentlich nur Jimin kennenlernen und sich ein genaueres Bild von ihm machen wollte. Er war jünger als ich und tat doch so als müsste er mich beschützen, falls irgendjemand mich verletzte. Dabei würde ich Jimin gar nicht erst nicht die Gelegenheit geben, mich zu verletzen.
„Jimin?", rief ich nach unten, denn auf das Klopfen an seiner Zimmertür hatte er nicht reagiert.
„Ja?", schrie er zurück und, da ich keine Lust hatte, über zwei Stockwerke ein Gespräch zu führen, begab ich mich zu ihm in die Küche, in der er fleißig Spiegeleier briet.
„Warum machst du eigentlich immer Frühstück?", fragte ich ihn verwirrt.
„Naja, Frühstück ist doch bekanntlich die wichtigste Mahlzeit. Außerdem würde ich dir gerne etwas zurückzahlen, für den Gefallen, den du mir tust.", erklärte er verlegen und holte eine Flasche mit Orangensaft aus dem Kühlschrank.
"Aber ich mache das nicht, damit du mir eine Gegenleistung bringst. Wenn du möchtest, kannst du Miete zahlen, wie schon gesagt. Du musst natürlich nicht, ich habe genug Geld." „Das mache ich auch nicht deswegen. Ich denke nicht, dass ich das tun müsste, ich mache es einfach aus Nettigkeit. So wie du auch. Ist das so schwer zu begreifen?" Jimin sah mich herausfordernd an und ich wurde rot.
„Nein... natürlich nicht. Normalerweise bin ich einfach nicht besonders nett und deshalb sind es andere Menschen auch nicht zu mir.", sagte ich und stellte Gläser auf den Tisch, in die ich dann den Saft schüttete.
„Ich war nicht nett zu dir. Ich wollte nichts mit dir zu tun haben, damit niemand am Ende verletzt wird." Verwundert hörte ich auf, mein Glas in den Händen wegen Tatendrang zu drehen.
„Wieso sollte jemand verletzt werden?", fragte ich vorsichtig und Jimin setzte sich nach einer langen Pause, in der er die nun leere Pfanne in die Spüle stellte und mir meinen Teller reichte.
Jimin sah traurig aus, als er anfing, mit einer Gabel in seinem Essen herumzustochern. „Weil das alles schon mal passiert ist, okay? Du scheinst es zwar immer zu vergessen, aber mein Leben ist schon mal den Bach runtergegangen, verdammt!", presste er hervor und seine Knöchel traten weiß hervor, so fest ballte er die Hand zur Faust. Erst jetzt bemerkte ich, wie riesig und dunkel die Gewitterwolken in seinen Augen waren, die er normalerweise ganz verbarg.
„Und... was ist passiert?" Ich überlegte, ob ich zu weit gegangen war, als er stumm blieb und tief ein- und ausatmete. „Vergiss es, du musst es mir nicht sagen." Das war nur fair, immerhin erzählte ich ihm auch nicht alles, was mich bedrückte.
„Nein. Nein, ist schon gut. Vielleicht verstehst du mich dann besser.", begann Jimin und stieß einen Schwall Luft aus, der sich anhörte, als würde er die Luft schon seit Jahren anhalten und traute sich nicht, befreit zu atmen.
„Ich denke nicht, dass ich bereit bin, dir die ganze Geschichte zur erzählen, aber die Sache mit dem unfreundlich Sein. Also... wie fange ich am besten an? Als ich krank wurde, verbrachte ich meine Zeit entweder im Krankenhaus oder zuhause. Ich habe größtenteils den Kontakt zu meinen Freunden verloren und sie haben sich auch immer weniger nach mir erkundigt. Sie hätten mich zwar bei mir besuchen können, doch das wollten sie anscheinend nicht. Und das tat mir wirklich weh. Naja, ich bin mir sicher, dass ich ihnen auch wehgetan habe, weil ich auf einmal mein gesamtes Leben vernachlässigt habe und immer absagen musste, wenn sie mit mir irgendwo hingehen oder etwas draußen machen wollten." Ich war noch dabei, seine Worte zu verarbeiten, da fügte er noch hinzu „Sorry, dass ich dir das so ausführlich erklärt habe. Wenn ich einmal anfange zu reden, kann ich schwer aufhören." Er lachte leise und nervös, weil ich keine Reaktion zeigte.
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𝚒𝚏 𝚢𝚘𝚞 𝚋𝚎𝚕𝚒𝚎𝚟𝚎 / 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗
FanfictionAls Yoongi in seinem Ferienhaus Urlaub macht, zieht neben ihm ein neuer Nachbar ein, welcher ihm nur Probleme bereitet. Schließlich, als Yoongi wieder in die Stadt zurückfährt, kommt es sogar dazu, dass er diesen aus Pflichtgefühl bei sich wohnen lä...