Kapitel 3

21 4 0
                                    

Jimin:

Ich zitterte, obwohl mir die Sonne auf den Rücken schien. Es machte aber keinen Sinn für mich, nach drinnen zu gehen, weil ich wusste, dass das Zittern auch dort nicht weniger werden würde.

Auf diesem Berg standen in meiner näheren Umgebung nur zwei Häuser und eines davon war etwa zweihundert Meter entfernt.

Das andere – naja...

Da wohnte ein ziemlich gutaussehender Typ, der nicht wirklich begeistert davon aussah, dass ich ab sofort hier wohnen würde. Mochte vielleicht aber auch daran liegen, dass ich ihn zum ersten und einzigen Mal gesehen hatte, als er in nichts als Boxershorts vor mir stand und aussah, als würde er mich gleich von seinem Grundstück treten.

Obwohl das natürlich Schwachsinn war, immerhin waren wir durch eine Glasscheibe getrennt gewesen.

Das Ganze war ungefähr zehn Minuten, nachdem mein Fahrer mich hier abgesetzt hatte und ich offiziell eingezogen war, passiert.

Seitdem verbot ich mir, auch nur für einen winzigen Moment nach drüben zu sehen.

Ich sollte weder andere Menschen beobachten und ihre Privatsphäre stören noch mich ganz normal mit ihnen anfreunden, selbst wenn sie direkt neben mir wohnten oder aussahen wie diese Leute auf Social Media, bei denen man genau weiß, dass ein Mensch im wahren Leben niemals so aussehen könnte, weil sie ungefähr vierzig Stylisten besaßen. Doch genau so sah er aus, selbst wenn er gerade aufgestanden war.

Genervt seufzte ich, als ich merkte, dass ich wieder einmal zu viel nachdachte. Warum konnte ich mich nicht einfach damit abfinden? Die Lösung dafür, ihn oder wen auch immer nicht am Ende verletzen zu müssen oder verletzt zu werden, war ja ganz einfach: den Großteil meiner Zeit zuhause zu verbringen.

Also widmete ich mich wieder meinem Buch. Normalerweise las ich nie, doch hier, außerhalb der Stadt, ganz allein hatte ich nichts Besseres zu tun. Und ich genoss lieber die warmen Tage draußen, anstatt etwas auf Netflix oder wo auch immer zu gucken.

Irgendwann hörte ich einen lauten Knall.

Dann – zu meiner Verteidigung, weil ich meinen Nachbarn ja nicht beobachten wollte: ich dachte, ihm wäre etwas passiert – drehte ich mich um und starrte ins Innere seiner Villa. Ich konnte jedoch nichts erkennen.

Plötzlich lief der fremde Mann an seinem Haus vorbei in Richtung der Straße.

Er schien Musik zu hören, jedenfalls steckten Kopfhörer in seinen Ohren.

Mir schenkte er keinen Blick, also machte er es mir leicht, ihn nicht zu beachten.

Die Sonne war schon dabei, langsam hinter den Bergen um mich herum unterzugehen, als ich auf einmal wieder etwas hörte. Mein Nachbar war anscheinend wieder da.

Es klang, als hätte jemand Schmerzen.

Weil ich heute Nachmittag schon einmal dachte, der fremde Typ hätte sich verletzt und er in Wirklichkeit nur eine Tür zugeknallt hatte, nahm ich das einfach als Zeichen für mich, jetzt reinzugehen und einen Film zu gucken, also klappte ich mein Buch zu und stand auf.

Als ich den Liegestuhl wieder ins Haus schieben wollte, hörte ich es schon wieder.

Hatte ich jetzt Halluzinationen, oder was?

Da ich nicht einsah, mich deswegen verrückt zu machen, blieb ich stehen und versuchte, herauszufinden, woher diese mysteriösen Geräusche kamen.

Genau in dem Moment, als ich ein offenstehendes Fenster entdeckte, erklang es wieder.

Eindeutig ein Stöhnen.

Ungefähr eine Sekunde später registrierte mein Gehirn auch, dass das komische Gerüst, was ich dort sah, die obere Hälfte eines Himmelbettes war.

Oh.

Oh.

Dieser Typ hatte echt Nerven.

Machte er das öfter?

Bitte nicht.

Genau wie heute Morgen blieb ich jedoch wie angewurzelt auf der Stelle stehen und starrte in das Zimmer.

Das Gestell wackelte.

Gott, Jimin! Was tust du hier und warum hörst du deinem Nachbarn beim Sex zu?

599 Wörter

𝚒𝚏 𝚢𝚘𝚞 𝚋𝚎𝚕𝚒𝚎𝚟𝚎 / 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt