Yoongi:
Mein Handy klingelte schon wieder. Ich wollte eigentlich auf Ablehnen drücken, jedoch hielt ich inne, als ich Jimins Namen auf dem Bildschirm las.
Das breite glückliche Lächeln verging mir jedoch in Sekundenschnelle, sobald ich die lauten Schluchzer und das unverständliche Gemurmel am anderen Ende der Leitung hörte. „Jiminie? Ist alles in Ordnung? Chim? Komm schon, antworte mir." Meine Stimme war schon flehend, doch Jimin weinte immer stärker und hatte mittlerweile einen Schluckauf bekommen.„Jiminie, Baby? Ich bin sofort zuhause. Ich bin gleich da, okay? Rühr dich nicht vom Fleck. Ich fahre los.", sagte ich, schnappte mir meine Jeansjacke, die ich auf den Stuhl gehängt hatte und stürmte aus dem Raum. Den anderen nickte ich nur kurz entschuldigend zu und machte ein Ich-rufe-später-an-und-erkläre-euch-alles-Zeichen. „N-nein. Bi...tte.", hickste Jimin und die Sorgenfalte auf meiner Stirn vertiefte sich. „Möchtest du nicht, dass ich komme?"
„N-nicht a-auflegen." Jimin zog im Hintergrund die Nase hoch. „Ich muss nicht auflegen, wenn du nicht möchtest. Ich werde jetzt zu uns fahren und dir währenddessen von meinem Tag erzählen, ja? Ich bleibe die ganze Fahrt über am Telefon. Ich lasse dich nicht alleine, Jiminie. Niemals."
Wie wild drückte ich auf den Knopf zum siebenunddreißigsten Stock, am Telefon ließ ich mir jedoch nichts von meiner Aufregung anmerken, um Jimin nicht zu verschrecken.
„Yoonie?", klang seine Stimme schwach und brüchig einmal durch die Wohnung und gleichzeitig viel lauter an mein Ohr. „Ja.", antwortete ich und entdeckte nach einigen Schritten Jimin auf dem Fußboden. Er hatte sein Smartphone umklammert und zitterte am ganzen Körper. Mit geschwollenen Augen blickte er zu mir auf.„Jiminie, ich bin hier. Wir schaffen das. Zusammen. Ich bin immer für dich da.", flüsterte ich, setzte mich neben ihn und öffnete meine Arme, in die er sich sogleich hinein kuschelte. Nun ließ er sein Handy achtlos fallen, nahm stattdessen mein T-Shirt, in das er sich nun festkrallte. „Yoo... Yoongi, ich..." Er schniefte und umarmte mich fester.
„Tief durchatmen. Beruhige dich zuerst, dann kannst du es mir immer noch erzählen.", sagte ich und streichelte seinen Rücken.
Mit der Zeit wurde seine Atmung tatsächlich gleichmäßiger und der Schluckauf hörte irgendwann auf. „E-es tut mir so leid." Irritiert runzelte ich die Stirn. „Was meinst du?"„Ich... ich hätte fast den größten Fehler meines Lebens begangen." Gerade, als ich dachte, wir hätten es überstanden, überkam Jimin ein erneuter Heulkrampf und er deutete nur erschöpft mit seinem Arm auf den Tisch. Erst wusste ich nicht, was er meinte, dann jedoch erkannte ich, dass er auf den Zettel darauf deutete. Ich stand langsam auf und hatte eine definitiv ungute Vorahnung.
Mit dem Blatt Papier in der Hand setzte ich mich wieder zu Jimin, der sich von mir abgewandt hatte und nun seine angewinkelten Knie fest umschlungen hielt.
Still faltete ich es auseinander und fing an, zu lesen.Yoonie-Hyung,
ich werde dir gleich zu Beginn sagen, dass ich dich liebe, wie sonst nichts auf der Welt. Das sollst du nämlich nicht vergessen, bei dem, was gleich kommen wird. Ich wünsche mir, dass du mich nicht hasst, weil ich dir nichts gesagt habe und aufgegeben habe. Aber es war einfach zu schwer. Ich war schon so lange allein auf der Welt, es ist unverständlich für jemanden wie mich, wie du mir beistehen willst, weil das noch niemand gemacht hat.
Alle sind gegangen, als sie ich am dringendsten brauchte. Du wirst das nicht tun, das weiß ich jetzt, aber ich habe so viele Selbstzweifel. Ich kenne mich selbst nicht mehr, ich würde so gern tun, was ich liebe, jedoch weiß ich nicht, was das ist. Ich musste so lange für Geld modeln gehen, weil ich irgendwie durchkommen musste. Es hat mir keinen Spaß gemacht, obwohl das jeder dachte, es war nur zum Überleben.
Mit dir habe ich gelernt, mich selbst zu lieben, auch dich zu lieben. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so etwas fühlen könnte, du bist ein so wunderbarer Mensch, dem es zwar schwerfällt, seine Zuneigung auszudrücken, aber trotzdem alles für seine Freunde tun würde. Es gibt nichts an dir, was ich nicht liebe.
Ich weiß, dass es dir genauso geht, also bitte ich dich noch einmal darum, dass du mir verzeihst. Du sollst mir verzeihen, dass ich mich und auch uns aufgegeben habe. Es liegt nicht daran, dass ich dachte, unsere Beziehung wäre nicht stark genug, ich habe, an dem Tag, als Taekook sich versöhnt hat, diese blauen Flecken gesehen. Sie sind wie ein schlechtes Omen.
Wir wissen beide, was das bedeutet. Ich dachte, ich hätte es geschafft. Ich dachte, das Schicksal hat es endlich gut mit mir gemeint und mir mein Glück gegönnt. Stattdessen hat es mir wieder ein Bein gestellt und dreckig gelacht.
Min Yoongi, ich liebe dich mehr als mein Leben. Deshalb habe ich eben dieses beendet. Du hast es nicht verdient, mein Leid mittragen zu müssen und, dass ich eine Last für dich bin. Es mag eine schlechte Methode sein und du wirst sauer sein. Wütend. Wahrscheinlich enttäuscht. Aber es ist das richtige, denke ich. Hoffe ich.
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𝚒𝚏 𝚢𝚘𝚞 𝚋𝚎𝚕𝚒𝚎𝚟𝚎 / 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗
FanfictionAls Yoongi in seinem Ferienhaus Urlaub macht, zieht neben ihm ein neuer Nachbar ein, welcher ihm nur Probleme bereitet. Schließlich, als Yoongi wieder in die Stadt zurückfährt, kommt es sogar dazu, dass er diesen aus Pflichtgefühl bei sich wohnen lä...