Kapitel 36

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Jimin:

Ich streckte meine Arme aus, um meine Gelenke zu lockern, doch stieß gegen irgendetwas. Mit geschlossenen Augen tastete ich es ab, bis es auf einmal in meine Hand biss. „Au!", beschwerte ich mich und setzte mich ruckartig auf.

Dabei fuhr ein stechender Schmerz durch meinen Unterleib und ich krümmte mich zusammen. „Aauuu!" Das, was ich jetzt als Yoongi erkannte, lachte laut auf. „Idiot.", murmelte ich und schlagartig kamen die Erinnerungen an gestern zurück.

„Du wolltest es so.", meinte Yoongi und lockerte seine Schultern.

„Kannst du mir Frühstück ans Bett bringen? Ich kann nicht laufen.", bettelte ich und versuchte, möglichst niedlich meine Unterlippe vorzuschieben und an die freundliche Seite von Yoongi zu appellieren.

Er hatte anscheinend jedoch andere Pläne und hob mich einfach hoch. Das Fliegengewicht, das ich wog, stellte für ihn keine große Herausforderung dar, also lief er einfach mit mir in die Küche und ließ mich auf einem Stuhl herunter.

Sofort verzog ich schmerzerfüllt die Miene und Yoongi kniff mir in die Wange. „Aww, hat mein kleines Baby Aua?" Seit ich aufgewacht war, war dieses blöde Grinsen für keinen Moment aus seinem Gesicht verschwunden.

„Mhm..." Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust, doch er schlang seine Arme erneut um mich und hob mich auf seinen Schoß. Von seinem heißen Atem im Nacken fuhren mir Schauer über den Rücken.

„Jimin?" Er küsste meinen Kiefer. „Ich habe Hunger..." Täuschte ich mich, oder war seine Stimme in den letzten Sekunden mindestens eine Oktave gesunken?

„Und das heißt jetzt? Soll ich aufstehen?", fragte ich desinteressiert und legte meinen Kopf ein wenig müde auf dem Tisch vor uns ab, jedoch fuhr ich sofort wieder hoch, als Yoongis Hände am Bund meiner locker sitzenden Jogginghose spielten.

„Naja, ich dachte... vielleicht kann ich... dich... als Frühstück haben? Du schmeckst gut." Ich verschluckte mich heftig an meiner eigenen Spucke. Holy fucking shit?! Wie konnte ihn irgendjemand durchschauen?

Bei meiner Reaktion lachte der Idiot auch noch. Beleidigt stand ich – trotz meiner Schmerzen – auf und durchsuchte Yoongis Kühlschrank. Dort fand ich... nichts. „Siehst du? Uns bleibt gar keine andere Möglichkeit." Ich weigerte mich, mich umzudrehen. Nope, dann würde ich nicht widerstehen können.

„Ich werde einfach was bestellen.", beschloss ich extra laut und watschelte ungelenk aus der Küche. Nach fünf Schritten wurde ich sanft, aber bestimmt, gegen die Wand gedrückt. Langsam glaubte ich, dass das sein merkwürdiges Hobby war.
„Wieso, wenn du mich haben kannst?" Er starrte gebannt auf meine Lippen. Seine Pupillen waren beinahe schwarz. Ich schluckte. „Gott, hätte ich gewusst, wie gut du dich anfühlst, hätte ich das schon längst vorgeschlagen. Du machst süchtig, Jimin." Yoongi hob mein Kinn an und küsste mich wild.

„W-warte! Ich habe wirklich Hunger. Außerdem: sei gefälligst nett zu mir, deinetwegen kann ich nicht laufen!" Man konnte ihm seinen Widerwillen deutlich ansehen, als er von mir abließ.

„Pfff. Dann eben nicht. Aber nur fürs Protokoll: du wolltest es so." „Ich weiß, ich weiß. Hast du gerade schon gesagt."

Wir hatten die Zeit in den Bergen vollkommen genossen. Es war zwar nichts mehr passiert, da Yoongi sich weigerte, weil mir mein Hintern noch immer wehtat (was nicht wirklich Sinn machte, denn er war derjenige, der mich zum Frühstück essen wollte), aber er begann sein Eisklotz-Verhalten langsam aufzugeben und hatte mich so ziemlich die ganze Zeit über umarmt.

Zurück in Seoul hatte er nur noch wenig Zeit für mich, weil sie alle andauernd Interviews hatten und in einigen Wochen auf Tour gehen würden. Ich war ein wenig traurig deswegen, andererseits tat mir der Abstand vielleicht auch ganz gut, ich musste unbedingt darüber nachdenken, wie die Sache mit uns weitergehen sollte. Wie lange würde ich noch hierbleiben, wenn er mir nicht richtig vertraute? Was würde ich tun, falls es mir schlechter ging?

Jungkook und Taehyung hatten sich ebenfalls noch nicht vertragen, weil Kookie Taetae nicht zuhörte. Letzterer hatte nämlich in der Zwischenzeit eingesehen, dass er diese Funkstille nicht ertrug.

Ich beschloss, als Yoongi einmal an einem Abend bei Hoseok war, beide zu uns einzuladen – ich würde natürlich behaupten, sie wären alleine mit mir – und sie dann in meinem Zimmer einzusperren. Es würde mich nicht stören, falls sie mein Bett zerstörten, denn ich schlief sowieso meistens bei Yoongi. Ich ging schwer davon aus, dass sie sich vertragen würden, Kookie hatte so schließlich keine andere Möglichkeit, als Tae zuzuhören.

Hach, ich war so ein guter Freund. Manche Leute musste man einfach zu ihrem Glück zwingen.

Tae klingelte bald schon an der Tür. Beziehungsweise der Rezeptionist rief hier an. Nachdem wir ein paar Minuten Small Talk betrieben hatten, klingelte es ein zweites Mal. Fragend sah mich mein Freund an. „Äh... das ist Kookie."

Er zog irritiert die Augenbrauen zusammen. „Was macht er denn hier? Weiß er nicht, dass ich da bin?" Ich schaute wohl schuldbewusst, er rieb sich resigniert übers Gesicht.

„Was hast du vor? Bitte sag mir nicht, du hast irgendetwas komisches geplant?"

„Najaaaa..." Ich lächelte entschuldigend. „Vielleicht?" Tae stöhnte genervt auf. „Nicht dein Ernst.", jammerte er.

„Hey, Ji- was?" Wir drehten uns um. „The fuck will er hier?" Jungkook zeigte anklagend auf Tae, welcher ergeben die Hände in die Höhe hob. „Nicht meine Idee.", sagte er, doch Jungkook behandelte ihn wie Luft. „Jimin, ich mag dich wirklich, doch ich werde mir nicht noch einmal mein Herz brechen lassen.", erklärte Jungkook und wollte schon wieder gehen, als Tae und ich ihn gleichzeitig aufhielten. „Lasst mich los!", schimpfte er und wich uns aus.

„Nein, das ist nur zu deinem Besten!" Damit schubste ich ihn durch die Wohnung nach oben bis in mein Zimmer. Dort trat ich einen Schritt zur Seite, um Tae ebenfalls hineinzulassen. Hinter ihnen schloss ich die Tür. Gern geschehen, Leute.

𝚒𝚏 𝚢𝚘𝚞 𝚋𝚎𝚕𝚒𝚎𝚟𝚎 / 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt