Kapitel 14

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Jimin:

Ich wusste, er war erfolgreich. Ich wusste, ihre gesamte Gruppe war erfolgreich. Doch wieso zur Hölle kaufte – oder mietete, doch das war sicherlich auch nicht billig – er sich eine zweistöckige riesige Wohnung. In Seoul. Und das sagte ich, einst erfolgreiches Model und auch nicht unbedingt arm. Das musste Millionen gekostet haben.

Zögerlich trat ich ein paar Schritte nach vorne und blickte dann zu beiden Seiten. Zu meiner Linken befand sich eine ziemlich große Küche, in der ich, wie ich stark hoffte, bald kochen können würde und zu meiner Rechten ein Sofa mit einem großen Flachbildschirm. In einer Ecke stand ein großer Flügel, auf dessen dunklem Holz einige verstreute Notenblätter lagen. Außen waren überall Fenster, außer an einer Wand, an der ein riesiges Bücherregal stand. Man konnte glatt meinen, wir wären hier in einer Bücherei, es reichte nämlich bis an die Decke.

Es wirkte insgesamt nicht wirklich bewohnt, es hingen keine Bilder irgendwo, nur einige bunte Gemälde, damit die Wohnung nicht ganz in schwarz und weiß gehalten wurde. „Dazu hat Hobi mich gezwungen.", sagte Yoongi, der unschlüssig in seinem Wohnzimmer stand und mich beim Staunen beobachtete. Er zuckte mit den Schultern und betrachtete das Bild. „Glaub mir, in den anderen Räumen wird es noch schlimmer. Ich bin nicht gerade Fan von abstrakter Kunst und mir fällt nichts anderes ein, was diese Bilder darstellen könnten. Tja, leider habe ich keine Lust, mir irgendetwas hier zu verändern."

Irritiert runzelte ich die Stirn, doch er klatschte nur in die Hände. „Soll ich dir alles zeigen?" Ich nickte. Wir hatten sowieso nichts zu tun. Zumindest ich nicht.

„Also. Das hier ist das Wohnzimmer." Er wedelte mit seiner Hand hinter sich. „Wie du sehen kannst. Okay, egal, wir gehen einfach... weiter." Wegen seiner Verlegenheit musste ich mein Lächeln verkneifen, weil sonst ich derjenige war, der zu viel oder unnötiges Zeug redete. "Da hinter der Tür ist ein Bad, falls du keine Lust hast hochzugehen und daneben ist eine Abstell- beziehungsweise Putzkammer. Staubsauger, Waschmaschine, Trockner und sowas."

Yoongi lief weiter und wir erreichten ein Zimmer, was er als Partyraum oder so etwas benutzte. Dort stand ein Billardtisch und eine Bar. Hinter ihr im Regal standen unzählige Flaschen, vermutlich mit Alkohol, die ebenfalls höllisch teuer aussahen. Wie der Rest auch. „Dieser Raum existiert nur, weil die anderen das unbedingt wollten.", erklärte er gelangweilt und ich glaubte ihm sofort. Soweit ich ihn als Person bis jetzt beurteilen konnte, war er niemand, der so etwas unbedingt brauchte oder mehrmals in der Woche Freunde einlud, mit denen er in diesem Raum wäre. Naja, keine anderen Freunde als die fünf, mit denen er wahrscheinlich sein halbes Leben verbrachte. Würden sie oft herkommen? Und was würden sie dazu sagen, dass ich bis auf unbestimmte Zeit hier bin?

„Okay, dann ist hier hinter der Tür noch so etwas wie ein Fitnessstudio." Mein Mitbewohner schien nichts von meiner Nervosität mitbekommen zu haben, sondern öffnete eine Tür, die mir in diesem Raum bisher noch nicht aufgefallen war. Dahinter standen einige Fitnessgeräte. Ich betrat den Raum, der an einer Seite komplett mit Spiegeln ausgekleidet war. Ich schaute erst mich an und dann die Wand neben mir, die nach meiner Aufmerksamkeit schrie, denn sie sah aus, als hätte jemand ein Kleinkind mit Farbbomben auf sie losgelassen. „Ähm... Hobi?", fragte ich und Yoongi verzog schmerzerfüllt den Mund. „Ich kann mich nie konzentrieren, wenn ich hier irgendetwas mache. Diese schreckliche Wand lenkt mich immer ab.", sagte er und warf ihr einen beleidigten Blick zu.

Ich dagegen stellte mich ans Fenster, sorgsam bedacht, dass meine Hände nicht die Scheiben verdreckten, und schaute nach unten. Es war wunderschön. Natürlich hatte ich schon vorher in Seoul gelebt, aber meine Wohnung war im vierten Stock gewesen und dagegen hatte ich von hier aus einen unglaublichen Ausblick. Yoongi trat neben mich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich stelle mich oft einfach irgendwo in meiner Wohnung ans Fenster und schaue nach draußen." Er lachte leise.

𝚒𝚏 𝚢𝚘𝚞 𝚋𝚎𝚕𝚒𝚎𝚟𝚎 / 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt