10 Beth

62 3 0
                                    

Sie konnte von Glück sprechen, dass sie solch eine liebenswerte Familie hatte. Anstatt sie zu wecken, frühstückten sie allein, ließen ihr alles stehen. Es wurde spät gestern Abend, ziemlich spät sogar. Kenneth hatte sie nach Hause gebracht, sie konnte sich an wenig erinnern, jedoch war es genug, um sich schuldig zu fühlen. Sie kletterte aus ihrem Bett und lief ins Bad, in dem sie erst einmal duschte, um ihren Körper zu beleben. In der Küche angekommen dachte sie zuerst, sie sehe nicht richtig.
Doch es war tatsächlich Kenneth, der mit am Frühstückstisch saß und erzählte. Als die drei sie sahen mussten sie lachen, sie sah vermutlich immer noch schrecklich aus. Kommentarlos setzte sie sich neben Neth und fing an zu essen. Sie war so oder so kein Morgenmensch, vor allem nicht, wenn sie verkatert war.

::::

"Was weißt du noch?" Kenneth saß neben ihr draußen auf der Couch und beobachtete sie. "Zu viel?" Er lachte auf und rückte auf dem Platz herum. "Nein, Mal ehrlich jetzt." "Ich weiß alles Wichtige. Ich weiß von Luke, Elias und Lille und von unserem Heimweg." Sein Lächeln verschwand. Wahrscheinlich hatte er gehofft, dass sie das Gespräch nicht mehr im Kopf hatte. Denn er hatte sich ein wenig verplappert, doch so sehr sie sich auch an das vollständige Gespräch erinnern wollte, es war nicht möglich. Doch sie wusste vieles noch, auch wenn sie das ein oder andere gerne verdrängt hätte. Unter anderem auch den Heimweg, auf dem Kenneth ihr erzählte, dass er mit Elias gesprochen hatte. Immer wieder fehlten Bruchteile, sie war neugierig, am liebsten würde sie alles wissen, doch auf der anderen Seite wollte sie davon nichts hören.

"An was denkst du?" Er riss die aus ihren Gedanken und sie sah zu ihm. "An Luke?" Sie lachte auf. "Nein, danke." Anfänglich war dieser zwar freundlich und lieb, doch auch er wollte nur das eine. Und das hatte sie ihm nicht gegeben, was ihn ziemlich wütend gemacht hatte. Ich verschwende die ganze Party doch nicht, nur um eine Abfuhr zu bekommen! Nach diesem abfälligen Kommentar drehte sie sich um, schnappte sich Kenneth und ging heim. Eigentlich wollte sie nur weg von dem Kerl, doch nachdem Leolas bereits weg war und Elias mit verwuschelten Haaren aus dem Schlafzimmer kam, hatte sie keine Lust mehr.

Sie konnte es immer noch nicht glauben, was Kenneth ihr da erzählt hatte. "An was denkst du dann?" Er sah ihr beim Denken zu, bis er plötzlich grinsen musste. "Genauer an wen?" Sie schluckte schwer, die Energie, die sie jetzt fürs Antworten brauchen würde, könnte sie sich sparen, er wusste es bereits. "Habe ich dir etwa gestern Nacht neuen Stoff zum Kopf zerbrechen geliefert?" Er lächelte vielversprechend und sie nickte. "Er war betrunken als er dir das gesagt hat, da fallen einem solche Sachen leichter. Heute sieht die Welt wahrscheinlich anders aus." Sie massierte sich die Schläfen, das hoffte zu zumindest. "Genauer genommen sah die Welt ja 20 Minuten später schon anders aus", seufzte er und lehnte sich zu ihr, "du musstest ja auch mit nem Kerl rummachen?!" Die beiden lachten los, diese spöttischen Anmerkungen hatte sie gebraucht. "Nein Mal ernsthaft, er hat ziemlich ernst geklungen." Sie zog ihren Pulli zurecht und zuckte mit den Schultern. Das konnte sie schließlich nicht beurteilen. Aber wenn er Neth sagte, dass er um sie kämpfen will und kurze Zeit darauf ein anderes Mädchen- nein, das machte nicht nur für sie keinen Sinn. Hoffte sie.

"Er hatte mich gefragt, ob er überhaupt noch eine Chance bei dir hätte." Ihr Herz zog sich zusammen als er diesen Satz aus dem Nichts sagte. "Hätte er?"

Seine Augen waren glasig, seine Hand fuhr an meinem Kinn entlang. Es war Totenstille hier, nur er und ich, sonst nichts. Trotz der Dunkelheit war ich umgeben von Wärme und Liebe. Seiner. "Hör mir zu. Beth, du bist nicht irgendein Mädchen. Du bist das Mädchen, in das ich mich verliebt habe, für das ich alles stehen und liegen lassen würde. Ich weiß, die ganzen Geschichten stellen das Vertrauen zu mir auf die Probe, aber du kannst mir vertrauen. Ich habe noch nie so gefühlt, außerdem könnte ich dir nicht das Herz brechen und sowas mit dir machen, da mein eigenes Herz dabei ebenso brechen würde." "Aber woher weiß ich, dass du das nicht bereits einer anderen genau so erzählt hast?" Es tat sicherlich weh, dass ich ihm sowas sagte, das zutraute. Die Angst in mir hatte überhand, ich musste es aus seinem Mund hören. Er sah kurz weg und seufzte, es tat mir so leid, das Gefühl, das ich ihm gab, konnte nicht schön sein. "Du kannst es nicht wissen. Aber du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich sowas zu keinem Mädchen gesagt habe. Du musst mir vertrauen." Ich nickte sanft und er seufzte. "Und wenn es Monate dauert, bis du mir traust, ich warte." In mir kribbelte es und ich musste schmunzeln. "Jedes Mal, wenn ich dich wiedersehe, geht es mir so viel besser. Ich bin glücklich, wenn du bei mir bist, ich kann nicht aufhören an dich zu denken, wenn du weg bist." Er fuhr durch mein Haar und legte seine Stirn an meine. "Ich gebe dir alle Zeit der Welt, die du brauchst." Mein Puls stieg wieder und ich musste schmunzeln. Die Schmetterlinge in mir kamen nicht mehr zu Ruhe, sein Blick, das Lächeln, seine Nähe, ich wollte nie wieder ohne dieses atemberaubende Gefühl sein.

"Elizabeth?" Sie zuckte zusammen. "Er hätte eine Chance." Kenneth seufzte und schüttelte grinsend den Kopf. "Das habe ich nie behauptet." Ihr schoss das Blut in die Wangen. "Ich weiß, brauchst du auch nicht." Sie verdrehte ihre Augen und atmete tief ein. "Er hat mir das Herz gebrochen-" "um dich zu schützen." "Und so gerne ich ihn auch habe, ich glaube auf diese Achterbahnfahrt würde ich mich nicht mehr einlassen." Verwundert zog er die Augenbrauen hoch. "Falls es so weit kommen würde, was ich nicht denke." Amüsiert nahm er einen Schluck seines Getränkes, dann verlor er sein Lächeln und sah sie ernst an. "Wer hat gesagt, dass ihr daraus wieder eine Achterbahnfahrt machen müsst? Wie wäre es mit etwas einfachem, direktem, voller Liebe und Glück?"

Ein wenig Liebe    ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt