36 Beth

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Acht Monate später

"Schon verrückt, oder?" Sie drückte ihm das Blech Kuchen in die Hand und er nickte. Sie stand in ihrer Küche und sah ins Wohnzimmer, in dem Tarjei das Blech auf dem Sideboard abstellte. Leise lief Musik im Hintergrund, es roch herrlich nach Gebackenem und Kerzen. Von hier oben konnte man über Chicago sehen, den Sonnenuntergang verfolgen. Das war ihre Lieblingsbeschäftigung, gerade jetzt im Winter, da konnte sie den Sonnenuntergang während des Kochens beobachten. Die Haustür fiel ins Schloss und sie hörte Schritte. Ein Grinsen bildete sich auf ihren Lippen und sie wurde von hinten in den Arm genommen. Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück an seine Brust. "Na du." Er gab ihr einen Kuss auf den Haaransatz. "Warte Mal Beth. Er hat einen Schlüssel?!" Tarjei sah die beiden schockiert an und konnte sich das Grinsen nicht mehr verkneifen. Beth nickte und löste sich von ihm.

"Kann ich dir noch etwas helfen?" Elias legte seine Arbeitstasche ab und lief wieder in die Küche. "Ich glaube nicht, aber sie kommen bald. Vielleicht kannst du Tarjei noch helfen." Elias nickte und lief ins Wohnzimmer zu Tarjei, auf das Beth freie Sicht hatte. "Nicht Mal ich habe einen Schlüssel." Trotzig lief Tarjei auf Elias zu und begrüßte ihn. In diesem Moment klingelte es schon an der Haustür und Beth fing an zu Grinsen.

Es waren Alva, Arvid und Leolas, die sie strahlend angrinsten, als sie die Tür öffnete. Sie hatten auch alle noch etwas an Essen mitgebracht, das sie ins Wohnzimmer stellten. "Ist das nicht verrückt?" Leolas ließ sich auf die Couch fallen und seufzte. "Genau das habe ich auch gesagt." Tarjei setzte sich neben ihn und hielt ihm ein Glas hin. Elias saß neben Beth und hatte den Arm um sie gelegt. "Die beiden sind die ersten Freunde von mir, die jetzt verlobt sind." Beth stimmte zu. "Ich meine, verlobt! Andere von uns haben nicht einmal einen Partner, mit dem man sich verloben könnte.", sagte Leolas und schielte auffällig zu Tarjei, der, ohne hinzuschauen wusste, dass er gemeint war.

Da klingelte es erneut, alle sahen aufgeregt zu Beth, die sich auf den Weg zur Tür machte. Als sie diese öffnete, standen Nora und Kenneth lächelnd vor ihr, die beiden wussten noch nicht, was geplant war. Kenneth nahm sie zur Begrüßung in den Arm und als er sich von ihr löste, fiel Nora ihr im den Hals. "Herzlichen Glückwunsch ihr zwei." Sie drückte sie und hörte Nora Kichern. Zu dritt liefen sie durch den Flur in die Küche, von der man im Wohnzimmer alle anderen entdeckte. Sie hielten alle ein Sektglas in der Hand und sahen zu den beiden hinüber. "Oh wie süß!" Nora wurde rot und griff nach Kenneths Hand. Beth schob die beiden ins Wohnzimmer.

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"Und so schnell wird aus Nora Kennedy Nora Saunders." Alva grinste und aß eine Brezel. "Kenneth Kennedy hört sich doch auch super an." Arvid wackelte mit den Augenbrauen und die anderen lachten. "Ich finde deine neue Wohnung echt unfassbar schön." Kenneth legte den Arm um Beth und sah sich um. Sie musste aus ihrer Wohnung ausziehen, das gesamte Gebäude musste saniert werden. Nun lebte sie hier, im dreizehnten Stock in einer nagelneuen Wohnung, die sie glücklicherweise gefunden hatte. Sie war modern, überall bodenlange Fenster, sodass sie über Chicago blicken konnte. Sie mochte ihre alte Wohnung lieber, ein Altbau, romantisch, gemütlich. Diese Wohnung hatte sie im Industrial Stil dekoriert, was ihr sehr gefiel, aber eine große Umstellung war.

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Sie sah zu Nora und Kenneth, die nebeneinandersaßen und sich mit den anderen unterhielten. "Übrigens. Ich komme nicht damit klar, dass wir mit Sekt anstoßen. Als wären wir erwachsen." Arvid beobachtete sein Glas und schüttelte fassungslos den Kopf. "Wir sind Erwachsen." Elias grinste ihn an und lehnte sich an Beth. Er hatte Recht. Sie waren alle über 23, erwachsen waren sie. Doch ordentlich mit Sekt anstoßen war schon ein gewaltiger Unterschied zu den Partys, auf denen sie ihre Wochenenden verbracht hatten. Und nun waren die ersten verlobt.

Kenneth hatte sich im Skiurlaub endlich getraut und sie gefragt. Beth, die mit Kenneth Ring aussuchen war und ihm ständig Mut zugesprochen hatte, wusste über Kenneths Plan Bescheid. Denn auch wenn klar war, dass Nora niemals nein gesagt hätte, hatte er sich regelrecht in die Hose gemacht. Auch die anderen waren in festen Händen- oder auf dem Weg dahin. Arvid war nun zum dritten Mal mit einem Mädchen aus, welches er den anderen jedoch noch nicht vorgestellt hatte, Alva hatte im Urlaub einen jungen Mann kennengelernt, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte. In einigen Monaten würde er auswandern, um hier bei ihr zu leben. Leolas und sein Freund waren nun auch schon eine Weile zusammen- nur Tarjei fehlte. Er konzentrierte sich auf den Sport, meinte er, doch eigentlich hätte er gerne eine Frau an seiner Seite, das wusste Beth.

Und Sie- sie hatte Elias. Den vermutlich liebevollsten und gutaussehensten Freund, den sie sich hätte wünschen können. Einen Mann, der sie so liebt, wie sie es sich erträumt hatte. Und den sie nie wieder gehen lassen würde. Sie griff an eine der Ketten, die an ihrem Hals hing und drückte sie fest. Es war Anniaras Kette, die er ihr gegeben hatte. Ein schöneres, bedeutsameres Geschenk als diese Kette, konnte sie sich gar nicht vorstellen.

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