35 Elias

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Durch eine Bewegung neben ihm wurde er aus dem Schlaf gerissen. Langsam öffnete er die Augen und fuhr sich durch das Gesicht. Im Zimmer war es hell, der Rollladen war nicht vollständig unten. Als er sie entdeckte, fing er an zu lächeln. Beth lag mit dem Rücken eng an ihn gekuschelt, beide waren in Richtung Tür gedreht, sein Arm lag um ihren Körper. Am liebsten würde er sich wie ein kleines Kind freuen, tanzen, springen, vor Freude gar nicht still liegen bleiben können, doch damit würde er sie wecken. Friedlich schlief sie in seinen Armen, das zu große Shirt hing an ihr herab, ihre Haare kitzelten ihn am Kinn, doch er schmiegte sich noch enger an sie. In ihm beruhigten sich die Schmetterlinge gar nicht mehr, ihre Nähe, Wärme, ihr Geruch, so sehr hatte er es vermisst.

Nach gestern Abend konnte er nicht mehr aufhören zu grinsen. Es hatte ihn Überwindung gekostet sie zu küssen. Die beiden waren so sauer aufeinander, doch er hatte es riskiert. Sie war so wunderschön, selbst wenn sie ihn böse ansah. Und scheinbar war das die richtige Entscheidung, eine, die er bereut hätte, falls er es verhauen hätte. Und auch, wenn die Frage, ob das nun eine Beziehung ist, nicht richtig geklärt war- er lag hier bei ihr. Bei Beth daheim, in ihrem Bett, mit ihr im Arm. Und das war für ihn Antwort genug. Er hatte nicht viel erwartet, vor allem nicht, dass sie ihn bitten würde, hier zu bleiben. Umso mehr freute es ihn, dass sie das wollte.

Er fuhr mit seiner Hand an ihrem Rücken entlang und ließ sie an ihrer Hüfte liegen. Sie war so unfassbar schön, wunderschön, er konnte nicht aufhören sie anzusehen. So lange schon hatte er davon geträumt neben ihr aufzuwachen und jetzt war es endlich so weit. Langsam drehte sie sich und seufzte leise im Schlaf, was ihn zum Lächeln brachte. Er küsste sie sanft auf den Hinterkopf und merkte, wie sie sich weiter am ihn kuschelte. Er hatte gestern seiner Schwester schnell geschrieben, dass er nicht nach Hause kommen würde, vermutlich war sein Handy voller Nachrichten, doch es war ihm egal. Genauso liegen bleiben, mehr wollte er nicht.

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"Morgen." Sie rieb sich verschlafen die Augen und sah zu ihm. Er hatte sich auf dem Unterarm abgestützt und sah sie lächelnd an, wie sie gähnte. "Gute Morgen.", murmelte sie leise und lächelte zurück. Sein Herz machte einen Sprung, als sie ihre rauen Lippen auf seine legte. Sie drehte sich vom Rücken auf die Seite, sodass sie in seine Richtung sah und schob die Bettdecke etwas weg. Sein Blick wanderte an ihrem Körper entlang, er verkniff sich ein Grinsen und legte sich wieder vollständig auf die Seite. "Gut geschlafen?" Sie nickte und kaute auf ihrer Unterlippe herum. "Du auch?" Er nickte und strich ihr eine Strähne hinter ihr Ohr. "Ich glaube wir sollten Mal aufstehen." Er seufzte und sah an ihr vorbei auf die Uhr. Halb neun. Sie waren beide keine Langschläfer, normalerweise war er immer viel früher wach.

Während er auf der Bettkante saß und das Bild beobachtete, das auf der Staffelei stand, zog Beth sich um. Er sah ihr nicht zu, er traute es sich kaum, auch wenn es schwer war zu widerstehen. Er wollte nicht, dass sie sich unwohl fühlte. Nachdem er das Bild fertig beobachtet hatte, zog auch er sich um. Er hatte gestern seine Hose ausgezogen, ein Shirt hatte sie ihm zum Schlafen von Tarjei geklaut. Nun zog er seine Hose wieder an und wollte gerade Shirt wechseln, als er Beth entdeckte die auf ihrem Schreibtisch saß und ihm dabei zusah. Gedankenverloren starrte sie ihn an, was ihn zum Lachen brachte. Sie schreckte zusammen und wurde schlagartig Rot. Sie sah mit ihren hochroten Wangen weg, er machte ein paar Schritte auf sie zu. "Alles gut." Er drückte ihren Kopf sanft wieder hoch und sie schmunzelte sanft. "Ich kann's nur noch nicht so richtig fassen." Sie sah ihn etwas peinlich berührt an, woraufhin er wieder lachen musste. "Ich doch auch nicht." Er nahm ihre Hand und zog sie vom Schreibtisch.

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"Beth, ich will jetzt nicht blöd klingen oder so. Oder wie ein Teenie. Aber wie machen wir's?" Er sah auf die Zimmertür und kaute nervös auf seiner Lippe herum. Er war nervös, was ihn selbst ein wenig verwirrte. Sie hielt die Türklinke in der Hand und zog die Stirn in Falten, sie überlegte. "Keine Ahnung, aber du schleichst nicht raus." Sie zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür. Sein Herz fing an zu hämmern, von draußen hörte man Geräusche. Zwar kannte er ihren Vater, aber er war fürchterlich aufgeregt. Zögerlich lief er ihr hinterher, zwischen ihnen waren einige Meter Abstand, bis er in der Küche ankam. Hinter ihm hörte er Schritte, doch er konnte sich nicht umdrehen, Beths Vater hatte ihn entdeckt.

"Guten Morgen Elias. Habe ich es mir doch fast gedacht, dass du mit Tarjei hier bist." Auf einmal lachte es hinter ihm auf und er drehte sich um. Tarjei stand hinter ihm und lief an ihm die Stufen in die Küche hinunter. "Morgen Dad, aber Elias ist nicht mit mir nach Hause gegangen." Mit einem fiesen Grinsen lief er an Beth vorbei und grinste sie schadenfroh an. Ihr Vater zog die Augenbraue in die Höhe, sah Elias verwirrt an und blickte dann zu Beth. Sie stand mit einem Apfel in der Hand da und sah ihrem Bruder fassungslos zu, wie er den Tisch deckte. Dann blickte sie zu ihrem Vater und fing an, zwanghaft zu lächeln. Erst sah es so aus, als würde ihm das nicht gefallen, doch er fing an zu grinsen und widmete sich den Rühreiern. "So so also." Er sah zu Elias und musterte ihn, Tarjei krümmte sich beinahe vor Lachen. Seine Schwester so trocken auffliegen zu lassen, liebte er. "din lille drittsekk.", flüsterte sie, als Tarjei an ihr vorbeilief, woraufhin sie einen Luftkuss zugeworfen bekam.

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"Danke für das Frühstück." Beths Vater nickte freundlich und verschwand aus der Küche. Beth war gerade im Bad, Elias und Tarjei hatten beim Abspülen geholfen. "Ich hoffe doch Mal, sie ist und bleibt mehr als nur ein Flirt." Tarjei lehnte sich an den Kühlschrank und sah zu Elias, der nickte. "Sonst würde ich dich kalt machen." Er nickte erneut und legte das Handtuch weg. "Hast du schon mit ihr geschlafen?" Das war keine Frage, es war er bedrohlich gemeint. Elias drehte sich zu Tarjei und seufzte. "Eigentlich geht dich das nichts an. Aber nein, wir haben nicht miteinander geschlafen." Tarjei zog unglaubwürdig die Augenbraue in die Höhe. "Meine Güte Tarjei. Ich würde gerne mit ihr schlafen, aber das hat keine Priorität, drängt nicht und hängt von ihr ab, wann wir oder sie bereit dafür wäre. Und wenn's dauert bis zur Hochzeitsnacht, mir egal." Tarjei fing an zu lachen und Elias grinste. "Und Zack hat sie morgen einen Ring am Finger." Die beiden lachten und Elias zuckte mit den Schultern. "Du konntest mich früher nie leiden, bis ich Beth kennengelernt habe und jetzt hört es sich fast so an, als könntest du kaum warten, bis ich zur Familie gehöre." Tarjei zuckte mit den Schultern und lachte. "Möglich möglich."

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