5 Beth

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War es komisch mit ihm darüber zu reden?" Sie seufzte in das Telefon und drehte sich auf die linke Schulter. "Eben nicht. Es war so normal. Also nein, zuerst war es seltsam, keiner wusste, wie weit er fragen könnte, ohne dass alles wieder aufkocht. Aber es war befreiend mit ihm darüber zu sprechen." Nora lachte laut und Beth schloss die Augen. "Er ist einfach unmöglich." Nora lachte weiter, Beth wusste genau, dass sie nickte. "Ich frag mich echt, wieso man so ist." Sie schluckte schwer, sie wusste es. Und damit war sie wohl so ziemlich die einzige. Wusste er, dass sie eingeweiht war?

"Man haben die mich komisch angeschaut, als ich von Ragnar erzählt habe. Als würde man mir sowas nicht zutrauen." Sie musste schmunzeln und sah an die Decke. "Äh, sowas traut man dir auch nicht zu?" Ihr Lächeln verschwand. War sie so süß, so ruhig? Nun ja, eigentlich war es etwas Schönes, dass man ihr so etwas nicht zutraute, sie hätte sich es ja selbst nicht zugetraut. Doch es war kurz nachdem sie betrogen wurde. Noch nie zuvor hatte sie auf einer Party mit jemandem rumgemacht, geflirtet vielleicht, doch weiter war sie nie wirklich gegangen. So viele taten sowas, sie hatte gehofft, dass es das leichter machen würde, alles. Aber sie wurde enttäuscht, es brachte gar nichts. Sie dachte es gäbe einen Grund dafür, dass Elias sowas tat, dass Tarjei sowas tat, doch es war wohl anscheinend wirklich nur Spaß, den sie haben wollten. "Wie fand Elias es?" Sie verdrehte die Augen. "Keine Ahnung, ich war damit beschäftigt Tarjei zu beruhigen."

"Wie geht es den anderen?" Nora seufzte während Beth aufstand und durch ihr Zimmer lief. "Ihnen geht es gut", sie öffnete ihre Zimmertür und lief das halbe Stockwerk hinunter in die Küche. Ihr Handy hatte sie zwischen ihrer Schulter und ihrem Ohr eingeklemmt, während sie den Kühlschrank öffnete und sich etwas zu trinken machte. "So langsam sind alle fertig mit ihrem Studium, ihren Ausbildungen. Und so langsam merkt man, dass es etwas ruhiger zugeht, dass die meisten auf der Suche nach der, dem, das Richtigen sind." Sie nahm einen Schluck und stützte sich auf der Kücheninsel ab. Sie war allein daheim, Tarjei war irgendwo, Dad war bei Joanna. "Fast alle", ergänzte sie und sah ins Wohnzimmer. "Außer Elias. Und du." "Ich?" "Ja, du suchst auch nicht." "Das stimmt doch gar nicht Nora, ich finde nur nicht." Empört schnappte sie nach Luft und setzte sich auf die Kücheninsel. "Naja, also wenn du das suche nennst." Nora lachte, sie war irgendwo draußen. Man hörte den Verkehr, Menschen reden und lachen. "Denkst du, du findest in Chicago den Richtigen?" Beth schluckte schwer. Darüber hatte sie nie nachgedacht, sie wollte sich nie damit befassen.

"Weißt du, vielleicht sollte ich einfach die Reiche, coole Tante werden, die zu Familientreffen eingeflogen kommt." Nora lachte wieder, was auch Beth zum Lachen brachte. "Nein, das passt nicht zu dir." Sie schob ihr Glas beiseite. "Zu dir passt eher die erfolgreiche junge Frau, die einen liebevollen Mann hat, der sie unterstützt, der auf die drei Kinder aufpasst und sie verwöhnt, wenn sie nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommt." Sie verdrehte die Augen. "Wie deine Mum, nur in sympathisch eben." Sie lachte los, da hätte sie Recht.

"Solche Männer gibt es kaum." "Deswegen solltest du dringend Mal suchen. Fang doch klein an. Eine Dating App oder so." Sie seufzte. Auf der einen Seite hätte sie gerne jemanden, der sie liebt, bei dem sie sich wohl fühlt und glücklich sein kann. Auf der anderen Seite aber bräuchte sie keinen Mann, um glücklich zu sein. Sie wollte sich von niemandem abhängig machen. "Ach Beth, wenigstens aus Spaß, nur um die Typen abzuchecken." "Ist ja gut. Vielleicht." Sie hörte Nora jubeln und verdrehte die Augen. So gerne sie ihre beste Freundin hatte, sie waren so unterschiedlich was das Thema Liebe betraf.

Auf einmal klingelte es an der Haustür, Beth seufzte und kletterte von der Insel. "Aber würdest du es mit Elias nochmal probieren?" Während sie Richtung Tür lief, lachte sie spöttisch auf. "Ich denke eher nicht. Wir haben uns so auseinandergelebt. Also naja, ich weiß nicht, ob es passen würde, falls es überhaupt einmal gepasst hat." "Ich finde schon, dass ihr zusammengepasst habt. Besser als alle anderen Typen." Sie öffnete die große Haustür, ohne zu schauen, wer da war. "Danke Nora, das hilft natürlich enorm, wenn du mir erzählst, dass Elias und ich-" Ihr verschlug es die Sprache, sofort schoss ihr die Röte in die Wangen. "Äh Nora, ich melde mich später wieder, ja?" Sie griff nach ihrem Handy, das immer noch zwischen Schulter und Ohr geklemmt war und legte auf. "Adalia?!" Sie fing an zu Grinsen, Adalia machte einen Schritt auf sie zu und drückte sie fest. "Ich habe dich so vermisst!"


(Picture: Nora Kennedy)

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