23 Beth

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"Was ein schöner Tag, um Geburtstag zu haben." Nora schloss die Tür hinter den beiden und Beth grinste. "Ja, das stimmt. Ich hoffe nur, dass es heute Abend nicht regnet." Nora zuckte mit den Schultern und stellte den großen Korb voller Lebensmittel ab. "Wir sind viel zu spät." Sie sah auf die Uhr und fing an, den Korb auszuräumen. "Macht doch nichts." Beth öffnete den Kühlschrank und räumte ein. Nach einem Geburtstagsmittagessen mit ihrer Familie war sie mit Nora einkaufen und erst jetzt wieder hier. In einer Stunde wollten die anderen schon kommen und das Essen musste noch vorbereitet werden. "Weißt du was? Lass uns das doch alle zusammen machen, das macht mehr Spaß als jetzt schnell alles zu schnippeln." Nora nickte und half ihr, den Kühlschrank zu befüllen.

Ihr Vater war mit dem Hund bei Joanna, wie die letzte Zeit eigentlich meistens. "Beth?" Nora schob den Korb zu Seite und lehnte sich an die Kühlschranktür. "Glaubst du er kommt?" Beth kaute auf ihrer Lippe herum und zuckte mit den Schultern. "Ich vermute eher nicht." Seit den Nachrichten hatte er sich nicht mehr gemeldet. Sie hatte auch nicht mehr nachgefragt, ob er nun kommen würde oder nicht, seit den Nachrichten hatte keiner mehr etwas von ihm gehört. "Wir werden es sehen. Lass uns Mal duschen und uns schick machen für den Abend." Beth lachte los. Schick machen war eine maßlose Übertreibung. Etwas Ordentlicheres als eine Jogginghose anziehen, mehr nicht.

Beth war gerade dabei ihren Ohrring zu schließen, als es an der Tür klingelte. "Warum hast du auch nur so viele Piercings, kein Wunder, dass du so lange brauchst, um den schmuck anzuziehen." Nora verdrehte die Augen, sprang vom Bett und lief aus Beths Zimmer in Richtung Haustür. Beths Blick wanderte auf den Spiegel. Sie musterte sich sorgfältig, doch sie war weder zufrieden noch unglücklich. Sie trug ein grünes geblümtes Kleid, welches bis über die Knie ging. Ihre oberen Haare hatte sie locker mit einer Haarklammer zusammengesteckt und sie trug ihre kleinen Creolen. Nichts Besonderes, solche lockeren Kleider trug sie eigentlich immer. Ein letzter Atemzug, dann lief auch sie Richtung Haustür. Leolas und Alva waren die ersten und standen grinsend in der Küche. Als sie Beth sahen wurde ihr Grinsen noch breiter und Leolas fiel ihr um den Hals. "Alles gute Beth." Die drei drückten sich, anschließend fingen sie an mit Nora zu reden, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatten. In der Zeit fing Beth an ein paar der Salate vorzubereiten.

Leolas, Alva, Nora, Kenneth, Tarjei, Maurice und Arvid saßen mit Beth in der Küche und bereiteten das Essen vor. Nur Elias fehlte. Musik lief im Hintergrund, manche erzählten, andere sangen mit. Beth war froh, dass die meisten Nora ausfragten, somit lag der Fokus nicht vollständig auf ihr. Tarjei fing draußen an den Grill aufzuheizen und Maurice leistete ihm Gesellschaft. Auch die anderen machten sich auf den Weg nach draußen, den Tisch richten. Beth saß alleine in der Küche und machte grob sauber, als Nora sich auf die Kücheninsel setzte. Sie trug auch ein Kleid, jedoch ein kürzeres fliederfarbenes, das sie seit Jahren besaß. Die beiden hatten es zusammengekauft und Nora passte tatsächlich noch rein. Sie hatte ein breites Kreuz und Schultern, da sie früher viel und gut geschwommen war und trotzdem sah sie so feminin aus. Die naturblonden Haare waren beinahe nur noch Kinn lang, weshalb ihre blauen Augen nur noch mehr herausstachen. Die beiden schmunzelten sich schweigend an, bis Beth sich wieder dem Aufräumen widmete. Von draußen hörte man die anderen Lachen und Reden, man hörte den Grill und die Musik, die mit nach draußen verlagert wurde. Hier in Haus war es still, man hörte nur die Schubladen, die Beth schloss. Bis es klingelte.

Vorsichtig lief sie auf die Tür zu, es gab nur eine Möglichkeit, wer hinter der Tür stand. Mit jedem Schritt wurde sie nervöser, ihr Herz pochte lauter und schneller. Bis sie die Tür öffnete und in seine großen braunen Augen sah. Er lächelte sie schüchtern an, sie konnte nicht anders und lächelte sanft zurück. Da entdeckte sie, was er in der Hand hielt. "Entschuldige, dass ich so spät bin, aber ich konnte mich nicht entscheiden, was ich dir schenke." Er hielt eine kleine Pflanze in der Hand und die Gitarre in der anderen. Ohne auch nur ein Wort sagen zu können ließ sie ihn herein und er stellte die Gitarre ab, dass er eine Hand frei hatte. Er kam ihr näher und durchbohrte sie mit seinem Blick. "Alles gute zum Geburtstag Beth.", hauchte er leise und nahm sie sanft in den Arm. In ihr brannten alle Sicherungen durch, sie konnte nicht mehr aufhören zu grinsen. Diese Umarmung tat gut, sie hatte gar nicht bemerkt, wie sehr sie seine Nähe gebraucht hätte. "Danke schön. Das wäre nicht nötig gewesen." Die beiden lösten sich voneinander, doch er zuckte vielsagend mir den Schultern. Sein Blick wanderte an ihr herab, sein rechter Mundwinkel zuckte einmal kurz in die Höhe, dann sah er zur Seite und entdeckte Nora, die still auf der Kücheninsel saß und ihm winkte. "Nora!" Er lief auf sie zu und nahm sie in den Arm. Die beiden lachten los, während Beth die Tür schloss und zu den beiden lief. Die zwei hatten sich immer gut verstanden, doch seit Nora weg war nicht mehr gesehen. "Wie geht es dir?" Er ließ sie los und machte einen Schritt zurück, sodass er neben Beth stand. "Mir geht es gut, aber wir haben Hunger. Die anderen sind schon am Grillen." Beth betrachtete die Pflanze, die er auf die Kücheninsel zu den anderen Geschenken gestellt hatte. Er wusste, dass es ihre Lieblingspflanze war.

"Nasieh Mal einer an." Tarjei legte die Grillzange ab und klopfte Elias aufdie Schulter, als er bei ihnen ankam. Nora stand neben ihr im Türrahmen undschmunzelte. "Wusstest dus?" Beth sah Nora fragend an und sie zucktemit den Schultern. "Nein, aber es war mir klar, dass er kommt." Sieschob Beth Richtung Tisch, an dem bereits alle saßen und nahm selbst Platz.Beth setzte sich neben sie, Tarjei hatte sich den Platz am Tischendereserviert, damit er nah am Grill saß. Elias nahm Gegenüber von Nora Platz."Und nachher gibt es Lagerfeuer, Gitarre und Marshmallows." Norafreute sich wie ein kleines Kind darüber, was Beth zum Lachen brachte. Sieblickte zu Elias, der sich mit Leolas unterhielt und musterte ihn. Er trug eineweite Jeans, ein dunkelgrünes T-Shirt und an den Fingern steckten Ringe. SeineHaare fielen ihm ins Gesicht, immer wieder kaute er auf seiner Lippe herum undlachte. Sein markantes Gesicht, die großen, braunen Augen, das dreckigeGrinsen, es fiel ihr schwer von ihm abzulassen. Er drehte sich wieder nachvorne, sein Blick streifte ihren, er lächelte ihr kurz zu. "Dann lasst unsMal anfangen!" Tarjei stellte einen Teller voller Essen auf den Tisch undalle fingen an, sich zu bedienen.

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