34 Beth

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Sie bekam diese Erinnerung nicht mehr aus dem Kopf. Sie wollte am liebsten allein sein, aber Elias lief schweigend neben ihr her. Nur noch einige Straßen weiter und ihre Wege würden sich trennen. Und einerseits freute sie sich darauf allein zu sein, doch mit jedem Schritt fiel es ihr schwerer Abstand zu halten. Aber manchmal musste man Entscheidungen treffen, die einem das Herz brechen- damit die Seele heilen kann. Und genau solch eine Entscheidung war das hier. Genervt über ihre eigenen Gedanken schüttelte sie den Kopf und konzentrierte sich wieder auf den Weg. Noch drei Blocks. Sie schenkte ihm keine Aufmerksamkeit, alles was sie von ihm hörte, waren seine Schritte.

Auf einmal stoppten die Schritte. "Wieso Beth?" Ihr entwisch ein Seufzen und sie blieb ebenso stehen. Langsam drehte sie sich um und sah ihn fragend an. Je mehr er mit ihr diskutierte, desto schlechter könnte sie ihre Lüge aufrecht halten. "Wieso kannst du mich nicht lieben?" In der Dunkelheit erkannte sie nicht viel, doch das wenige Licht, das die Laternen um sie herum spendeten, zeigte ihr, wie gequält er aussah. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, sie biss sich auf die Innenseite ihre Wange und versuchte ruhig zu bleiben. Sie wollte nicht auf diese Frage antworten. Denn entweder musste sie lügen und ihn verletzen oder sie müsste es zugeben. Sie hatte Angst davor, was passieren würde, wenn sie es zugeben würde, Angst vor einfach allem.

"Elias, ich kann darüber nicht reden, ich will einf-" "Du kannst dich nicht davor drücken Beth. Nicht ewig." Seine Finger verknoteten sich, sein Blick war stur auf sie fixiert. Er durchbohrte sie wie ein Messer. "Ich will einfach nur die Wahrheit hören, nicht mehr, nicht weniger." Sie bemerkte, dass sie zitterte, aus Angst, aus Panik. Wieso kann ich ihn nicht lieben? 'Kann' war das falsche Wort, sie konnte- und wie. "Elias ich kann dich lieben. Und das tue ich auch, ich bin in dich verliebt, Hals über Kopf. So sehr, dass es mir Angst macht. So habe ich noch nie gefühlt. Dieses Gefühl ist mir fremd, es betäubt mich regelrecht. Und ich sollte mich darüber freuen, es sollte mich glücklich machen, aber das tut es nicht." Ihre Sicht verschwamm, sie erkannte seine Reaktion durch die Tränen gefüllten Augen nicht, zumindest kaum. Aber er stand regungslos da, wie versteinert. Sie war direkt, so direkt wollte sie gar nicht werden. Doch nun war es gesagt, vielleicht war es auch besser so, schließlich müsste sie ihm nur erklären, dass sie das hier nicht kann und will. Danach war sie ihm keine Erklärung mehr schuldig, nichts mehr. Vielleicht könnte sie so loslassen.

"Kann ist das falsche Wort, Elias. Ich will dich nicht lieben, ich sollte dich nicht lieben." Sie versuchte ihre Atmung im Griff zu behalten und nicht zu weinen, doch beim nächsten Wimpernschlag würden sie fließen. "Aber wieso?" Sie wischte sich die Tränen weg, ihre Sicht wurde etwas klarer. "Wir passen nicht zusammen, all das hier ist nicht richtig." Sie verschränkte die Arme und sah weg. Sie hatte Recht, er war nichts als Schaden. "Wer sagt das?" "Ich." Sie hörte ihn Seufzen, er fuhr sich durch die Haare.
"Beth jetzt Mal ehrlich- wen willst du hier verarschen?" Er kaute auf seiner Lippe herum, seine Stirn war in Falten gelegt, in Beth stieg Wut auf. "Verarschen?" Er nickte. "Wieso musst du nur so zwanghaft vernünftig handeln wollen? Was bringt dir das?" Sie lachte spöttisch auf. "Vernünftig? Würde ich vernünftig handeln, hätte ich dich schon längst abschießen müssen." Sie hielt inne, ihm klappte die Kinnlade hinunter und schwieg- bis er sich wieder fing.

"Ach so, bin ich so ein schlechter Einfluss, mache ich dich so unglücklich? Wenn ja, wie kam es dann zu dem Kuss, wieso hast du mich von der Wache abgeholt? Wieso hast du mir überhaupt eine Chance gegeben, seitdem du wieder hier bist?" Ihre Finger ballten sich zu Fäusten, in ihr stieg weiter Wut auf. "Du vögelst nach Lust und Laune irgendwelche Mädchen auf Partys. Mädchen, die viel zu jung sind, die sich etwas erhoffen und die du einfach nur ausnutzt! Du bist unfassbar eingebildet und hältst so verdammt viel von dir, dass alle anderen von deinem Ego erdrückt werden!" Er machte einen Schritt auf sie zu, doch sie blieb regungslos stehen. "Ach so und du bist so brav, dass du mir meine Fehler aufzählen musst? Verdammt Beth du bist so stur und naiv." Sie schnappte nach Luft und verdrehte die Augen. "Wenigstens handle ich erst nachdem ich nachgedacht habe." Er lachte spöttisch auf. "Und trotzdem sind deine Handlungen Müll. Darüber nachdenken heißt nicht, dass es gut ist."

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