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Es war still. Alles was ich hörte, war mein keuchender Atem, der nur von dem Hallen meiner Schritte auf dem harten Betonboden begleitet wurde. Die Stille ließ meine Schritte doppelt so laut erscheinen, sodass ich mir einbildete, dass man mich Meilenweit hören musste. Meine Lunge brannte höllisch, doch ich drosselte mein Tempo nicht. Ich sprintete um die nächste Ecke und hechtete hinter zwei Müllcontainer. Meine Hände zitterten unkontrolliert und für einen Moment hielt ich die Luft an und lauschte angespannt in die Stille. Als ich nichts hörte, entspannte ich mich langsam etwas und massierte meine schmerzenden Oberschenkel. Mein Atem beruhigte sich langsam wieder und ging weitgehendst normal. Ich stand trotz meiner schmerzenden Beine auf und spähte vorsichtig an einem der Container vorbei. In weiterer Entfernung, konnte ich die Konturen einer Person ausmachen, doch da es dunkel war und die Straßenlaternen, zwei Häuser weiter, kaum Licht spendeten, konnte ich keine Details erkennen. Schnell duckte ich mich wieder hinter meinen stinkenden Sichtschutz, aus Angst gesehen zu werden.

Während ich mit den Augen nach einem geeigneten Fluchtweg suchte, glitt meine rechte Hand wie von selbst, zu meinem Gürtel, an welchem ich ein kleines braunes Säckchen befestigt hatte. Zufrieden stellte ich gest, dass es noch da und was viel wichtiger war, unversehrt war. Doch meine Erleichterung war nur von kurzer Dauer, da langsam Leben in die eigentlich verlassene Gasse kam. Polizeiautos fuhren mit Sirene und Blaulicht vor und schnitten mir somit den Weg nach vorne ab. Aus jedem Streifenwagen kamen mindestens zwei Polizisten, welche einen Hund aus dem Kofferraum ließen. Was für eine Ironie. Da heißt es immer, der Hund ist der beste Freund des Menschen und dann werden sie in Zwinger gesperrt und dürfen draußen meistens nur an der laufen, wenn das Gebiet nicht eingezäunt ist. Bei diesem Gedanken schlich sich ein ironisches Grinsen auf meine Lippen. Tonlos schickte ich ein Stoßgebet zum Himmel, in dem ich betete, dass der Müll meinen Geruch lange genug vor den Vierbeinern verdecken würde, damit ich hier fliehen konnte, ansonsten wäre das wohl mein letzter Raubzug für eine gewisse Zeit.

Während ich mich suchend umgeblickt hatte, war mir eine alte Feuerleiter an der Wand neben mir aufgefallen. Sie hing etwa einen Meter über meinem Kopf, doch mit einem Sprung würde ich sie leicht zu fassen bekommen. Noch einmal blickte ich durch einen kleinen Spalt, zwischen den Containern, nur um fest zu stellen, dass die Tiere ihre Suche nach mir bereits begonnen hatten. Ihr vergeudet auch keine Sekunde, was? Wenn ich jetzt sprang, würde ich auf jeden Fall entdeckt werden. Aber, wenn ich es nicht tu, werden sie mich auch bald finden. No Risk, no Fun. Mit einem eleganten Sprung, bekam ich die unterste Sprosse, der alten Leiter zu fassen. Schnell und ohne allzu große Anstrengung, zog ich mich hinauf. Als mein Fuß sicher auf der ersten Stufe stand, verlagerte ich mein ganzes Gewicht, von den Armen auf meine Beine. Das Gerüst knackste besorgniserregend und ehe ich mich versah, ging es auch schon bergab.

Keinen Meter über dem harten Boden, stoppte die Partie abrupt. Das hässliche Quietschen der Leiter, hatte die Aufmerksamkeit fast aller meiner Verfolger geweckt und für einen Moment, schien die Zeit still zu stehen. Ich schaute schockiert und hing regungslos an der Leiter. Erst die Rufe der Beamten, begleitet von dem Bellen ihrer Begleiter, holte mich zurück ins Hier und Jetzt. Wie von der Tarantel gestochen, hastete ich die Sprossen hinauf. Zum Glück, hatte ich darin schon Übung und so dauerte es nicht lange, bis ich die Polizisten abgehängt hatte. Oben angekommen, sah ich mich ratlos um. Das hier war eine Sackgasse, denn das Fenster vor mir war verschlossen. Also blieb mir keine andere Möglichkeit, als nach der Dachrinne zu angeln und mich daran hoch zu ziehen. Eilig tat ich dies und sah aus dem Augenwinkel, wie zwei Polizisten mir ziemlich nah auf den Fersen waren. Zu meinem Leid, verbesserte sich die Aussicht auf Flucht auch hier nicht großartig. Das nächste Haus stand etwa fünf Meter entfernt. Ich fasste mir ein Herz und kletterte die rauen Ziegelsteine hinauf, wobei meine Hose das ein oder andere Loch kassierte. Auf der Spitze angekommen, waren meine Hände schon ganz blutig. Am Rand des Dachs tauchte der Kopf eines jungen Beamten auf, der mir etwas nachrief.

Gerettet - Fluch oder Segen? [B.A.P]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt