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,,Miss Granger, freut mich, Euch hier anzutreffen", ertönte eine tiefe Stimme hinter mir. Ich fuhr herum.
,,Blaise! Schön, dich zu sehen!" Ich legte meine Arme um seinen Hals und zog ihn zu mir. Er legte seine warmen Hände an meine Hüften. Ich erschrak, als ich mich daran erinnerte, das Draco das immer tat, wenn wir... kurz davor waren.
Er roch gut, nach Pfefferminz und Herrenduft, sogar einen schwarzen Anzug trug Blaise. Wir hatten uns in Zaubertränke kennengelernt; ich wusste, dass er mal ein oder auch zwei Augen auf Ginny geworfen hatte, doch er hatte nie einen Zug gemacht, weil Ginny seit ihrem fünften Jahr glücklich mit Harry war. Ob es noch immer so war, wusste ich nicht.
,,Wie gehts dir?" Er trat vollständig vor mich und lächelte schief.
,,Eigentlich sehr gut, ich bin nur... ziemlich verloren hier unten." Ich drehte mich einmal um die eigene Achse.
,,Du kannst erstmal mit zu uns kommen", bot Blaise mir netterweise an. Ich erwiderte sein Lächeln, dachte kurz nach, und nickte dann. Selbst, wenn ich Draco mit irgendeiner Pansy oder Elizabeth oder Millisant sehen würde, würde ich das bestimmt aushalten. Hoffentlich. Natürlich  waren das nicht seine einzigen Affären. Ich wollte gar nicht wissen, mit welchen Prinzessinnen er schon etwas angefangen hatte.
Blaise führte mich zu einer hinteren Ecke des Raums, in der, wie ich schon erwartet hatte, sich eine Gruppe Slytherins drapiert hatte. Und inmitten der gehässig lachenden und schwatzenden Schülern befand sich Draco Malfoy. Ich schluckte den Kloß hinunter, der sich in meinem Hals gebildet hatte und zupfte etwas an meinem Kleid.
,,Wow, Granger, das ist das erste Mal, dass ich dich treffe, ohne dass du komplett scheiße aussiehst", sagte Pansy mit hochgezogenen Augenbrauen. Meine Knöchel verkrampften sich. Gott, wie ich sie hasste.
Aber statt in ihr krötenhaftes Gesicht zu sehen, wagte ich einen Blick zu Draco. Pansys sympathischen Kommentar hatte ihm doch tatsächlich ein leichtes Grinsen entlockt. Ich fühlte mich merkwürdig entblößt. Wenn er nun vorhatte, mich hier genauso wie früher zu behandeln, dann hatte er sich geschnitten. Da machte ich definitiv nicht mit.
Blaise schien seine Freunde völlig zu ignorieren und wies auf einen gegenüberliegenden Sessel, der gleich neben seinem stand. Ich lächelte dankend und setzte mich.
,,Millisant, was starrst du so darüber?", fragte Elizabeth mit ihrer dünnen, extrem hohen Stimme. ,,Gordan hat doch längst eine Neue. Da hast du keine Chance mehr." Sie lehnte sich nach vorn und griff nach ihrem Weinglas. Es überraschte mich, wie toxisch sie mit ihrer besten Freundin redete.
,,Falls du hier einen Komplex kompensieren musst, der vielleicht etwas mit deinen kleinen Titten zu tun haben könnte, lass es gleich. So wirst du dich nicht besser fühlen", entgegnete Millisant spitz. Crabbie lachte leise.
,,Haltet beide die Klappe", sagte Draco, und alle sahen ihn an. Er wurde aber nicht rot, kein bisschen sogar, wenn dann genoss er die Aufmerksamkeit in vollen Zügen.
,,Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragte Pansy und kletterte auf seinen Schoß. Niemand sagte etwas oder warf ihr einen verwunderten Blick zu, also waren sie wohl an so etwas gewöhnt. Es versetzte mir mal wieder einen Stich. Vermutlich taten die beiden noch ganz andere Dinge während ich keine Zeit für ihn hatte. Natürlich sprach nichts dagegen, wir führten keine Beziehung und er durfte tun und lassen was er wollte.
Pansy begann nun, mit seinem silberblonden Haar zu spielen und fügte ein ,,Hm?" hinzu, als er nicht antwortete.
,,Nichts. Es ist alles gut", erwiderte er leise und zog sie so eng zu sich, dass sie in der Reiterposition auf ihm saß. Wieder sagte niemand etwas.
Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und schnurrte wie eine Katze.
,,Was guckst du so, Granger?", fragte Elizabeth mit spöttischer Miene. ,,Eifersüchtig? Malfoy, ich glaub, das Schlammblut steht auf dich!"
Crabbie, Goyle und Millisant brachen in lautes Gelächter aus, Draco zog blitzschnell die Augenbrauen nach oben und Blaise war halb in der Senkrechte, vermutlich, um mich zu verteidigen, doch ich hielt ihn am Arm fest.
Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, etwas zu sagen. ,,Rede nicht so über sie! Warum kannst du sie zumindest nicht einfach ignorieren, wenn du schon nicht über deine dummen Vorurteile hinweg kommst!", fuhr er Elizabeth an. ,,Das geht eigentlich an euch alle."
Pansy setzte eine Unschuldsmiene auf. ,,Ich hab doch gar nichts gesagt. Nichtmal gelacht hab ich."
,,Du weißt trotzdem, dass das genauso gegen dich geht", entgegnete Blaise.
,,Komm runter, Blaise", meldete sich Draco plötzlich zu Wort.
Der Genannte überlegte kurz, ob er darauf etwas erwidern sollte, doch er seufzte nur tief und setzte sich wieder. Ich drückte dankbar seine Hand. Dennoch fühlte ich mich immer unwohler.
,,Naja, wenn du Draco nicht kriegst, kannst du dich jederzeit an seinen besten Freund ranmachen", murmelte Pansy, doch jeder hörte es.
,,Was heißt hier wenn?", fügte Draco grinsend hinzu und warf mir einen schnellen Blick zu.
Die anderen lachten wieder. Wieso war ich Blaise nochmal gefolgt? Was machte ich hier? War ja klar, dass er mich vor seinen Freunden wieder nur verletzen konnte. Weshalb dachte ich so oft, es würde anders sein?
Als wäre das nicht schon genug für mein kleines Herz gewesen, spitzte Pansy ihre Lippen und drückte Draco, wie zur Belohnung einen fetten Kuss auf die Wange.
Seine Miene war unergründlich, als ich langsam aufstand und mich umdrehte.
,,Hermine...", sagte Blaise sanft, doch ich hörte ihm nicht zu. Weg. Einfach nur weg. Das war alles, was ich wollte.

unconditional affairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt