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Ginnys pov.:


,,Ginny, können wir nicht wenigstens einmal-..."
,,Nein Dean!", unterbrach ich ihn unwirsch. ,,Ich wünschte wirklich, du könntest auch so einfach über mich hinwegkommen wie ich über dich, aber du musst wirklich akzeptieren, dass ich nun mein eigenes Leben habe! Außerdem bin ich wegen Hermine hier."
Deans Augen weiteten sich und wurden leicht glasig. Bitte nicht heulen, nicht jetzt. Ich war nicht in der mentalen Verfassung, meinen Ex trösten zu können.
,,Es fühlt sich einfach so an als hättest du nicht mal ansatzweise Zeit gebraucht, um uns zu vergessen." Er trat einen bewussten Schritt auf mich zu. Ich widerstand dem Drang, nach hinten auszuweichen. Er tat mir irgendwie leid.
,,Wenn du eine ehrlich Antwort willst...?"
Er nickte eifrig.
,,Gut." Ich sog scharf die Luft ein. ,,Ich war noch in unserer Beziehung schon lange über dich hinweg. Das klingt schmerzhaft aber so war es einfach."
Nun war Dean derjenige, der nach hinten auswich. ,,Alles klar. Ich seh schon. Deswegen war es wohl auch so einfach, direkt mit Harry zusammen zu kommen, was? Was macht er besser als ich? Hm? Sag schon."
,,Dean...", murmelte ich verlegen.
,,Thomas."
Eine bedrohlich klingende Stimme hallte von der Treppe wieder. Ich seufzte und lehnte mich zu Dean. ,,Gut gemacht. Ich wollte einfach nur wissen, wo Hermine ist!"
,,Und das konnte er dir nicht einfach sagen?" Harry war breitschultrig neben mich getreten. Eigentlich hatte er solche Nummern nicht nötig, weil ich ihm, und nur ihm, bedingungslos verfallen war, allein seine Nähe jetzt spornte die Schmetterlinge in meinem Magen an. Doch Dean weckte in ihm einen Instinkt, den ich bis heute nicht deuten konnte.
,,Harry", sagte Dean angriffslustig. ,,Lauerst du immer allen Leuten auf, die mit Ginny reden?"
Harrys knirschte mit den Zähnen. ,,Es gibt nicht besonders viele Leute hier, die sich an vergebene Mädchen ran machen, also muss ich das typischerweise nicht. Die Ausnahme bist du."
Die beiden starrten sich verachtend in die Augen. Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt. Ich legte beruhigend meine Hand auf Harrys Oberarm. ,,Jetzt kommen wir alle mal wieder runter", verkündete ich beschwichtigend, ,,also, Dean, wo ist Hermine?"
Recht wiederwillig wandte er seinen Blick von Harry an und sah mich nun an. ,,Sie war hier, ist dann aber plötzlich verschwunden. Ich glaube, sie wollte auf ihr Zimmer gehen."
,,Da habe ich schon geschaut, aber da ist sie nicht."
Er zuckte ratlos mit den Schultern. ,,Dann kann ich dir wohl nicht weiterhelfen."

,,Hör auf, dich bei Dean immer so aufzuführen. Was hast du denn gegen ihn?" Ich boxte Harry leicht in die Seite.
Er schnaubte kurz, anscheinend hatte er meinen Schlag gar nicht wahrgenommen. ,,Wie fändest du es denn, würde meine Ex die ganze Zeit an mir herum graben und mich immer so ansehen, als würde sie jede einzelne Sekunde, die wir gemeinsam hatten, vermissen?"
,,Wieso sprichst du im Konjunktiv?"
,,Wie meinst du das?"
Er wusste genau, wie ich das meinte.
Cho.
Selbst Harry war nicht blind genug, nicht zu bemerken, dass sie Hals über Kopf in ihn verliebt war. ,,Erzähl mir doch nichts. Ich muss dir nicht sagen, wie ich das meine."
Er unterbrach seine schnellen Schritte über die Wiese, in dem er sich nah vor mich stellte und mich am Arm packte, ähnlich wie ich ihn vorhin. ,,Nein, das weiß ich wirklich nicht. Wenn du doch wegen jemandem unwohl fühlst, solltest du es mir auf jeden Fall sag-..."
,,Es ist wegen Cho!", stieß ich aus.
Er schwieg eine Weile. Einzig das Zwitschern der Vögel ließ uns merken, dass wir draußen auf der Wiese am schwarzen See waren, und zwar in Hogwarts, nicht irgendwo in einem Raum allein, wo uns niemand hören konnte.
,,Cho?"
,,Natürlich, wie kann dir das nicht auffallen?"
,,Ich sehe sie doch kaum."
,,Was?!" Ich riss fassungslos die Augen auf. ,,Sie ist überall wo du bist, hat immer ihre Augen auf dir, beobachtet jeden Schritt den du machst und versucht ständig, dich flüchtig zu berühren."
Nun machte sich auch auf seinem Gesicht Fassungslosigkeit breit. Wahnsinn, er hatte wirklich keine Ahnung, wovon ich redete. Und ich dachte, Brillen würden einem beim Sehen helfen.
,,Ich... wusste das wirklich nicht. Gott, Ginny, ich hatte keine Ahnung, dass es dir damit so schlecht geht. Es tut mir so leid. Soll ich mit ihr reden oder so?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er mich in eine Umarmung und legte sein Kinn auf meinen Haarschopf. Dann strich er mir beruhigend übers Haar. Seine Nähe war angenehm, wohltuend und irgendwie... aufregend. Ich drückte ihn leicht von mir weg, und als ich seine Verwirrung im Gesicht sah, lachte ich auf, zog ihn am Kragen der Schuluniform zu mir und drückte meine Lippen behutsam auf seine. Sie schmeckten kalt und rau und wohlig vertraut.
Diese Momente mit Harry erinnerten mich immer daran, dass es sich lohnte, hier zu sein.
Nach einer Weile lösten wir uns wieder voneinander. Verträumt sah er mich an, bis es mir zu kitschig wurde und einen Blick über seine Schulter warf.
Das konnte doch nicht wahr sein.
Auf einer Bank unter der alten Linde lag Hermine, mit einem Buch in der Hand, das sie schützend vor das blendende Licht der Sonne hielt. Ihr Haar viel in glänzenden Locken über die Sitzfläche und endete nur eine Hand breit über dem Boden.

unconditional affairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt