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Hermines pov.:

Ich schrie nicht mal.
Der Schreck zog sich trotzdem messerscharf durch meine Glieder, obwohl ich keinen Weg fand, ihn auszudrücken.
Nur hätte ich nicht mit ihm gerechnet.
Ausgerechnet Draco Malfoy, der Slytherinprinz, der mich seit zwei Wochen nicht angesehen, geschweige denn mit mir geredet hatte. Ich war immer geflüchtet, wenn er in meinem Sichtfeld auftauchte, doch erst, nachdem er mir unmissverständlich klar gemacht hatte, dass es zwischen uns vorbei war. Leider dachte ich, dass es mir danach besser gehen würde, und ich frei von Eifersucht war, doch nicht zu wissen, in wen er alles seinen Schwanz steckte, war unerträglich. Sah er ein anderes Mädchen für den Bruchteil einer Sekunde an, wurde mein Herz schwer und ich fühlte mich unfassbar müde. Alles ergab keinen Sinn mehr, ich hatte kein Ziel vor Augen, ich spürte den Klos im Hals, der mich zu erdrücken drohte. Der Gedanke, ihm im Gang  zu begegnen, ihn aber nicht berühren zu dürfen, machte mich völlig fertig.
Doch jetzt, wo er mir plötzlich wieder so nah war, erreichte mein Herzschlag Höchstgeschwindigkeit. Es schlug gegen meinen Brustkorb, und meine Brust hob und senkte sich ungleichmäßig. Ich konnte nirgendwo anders hinsehen, als in seine grauen Augen zu starren. Die Haare trug er zerzaust, bestimmt hatte der Wind sie ruiniert, oder, der Gedanke ließ meine Wangen warm werden, er hatte auf mich gehört, und endlich das bescheuerte Gel aus seinen tollen Haaren gelassen.
Draco sah geschockt aus. Aber auch entschlossen. Und wütend. Entschlossen. Und... sehnsüchtig.
Seine Hände krallten sich in meine Hüfte, und er drückte mich mit seinem Körper gegen die Wand. Meine Augen huschten blitzschnell zu seinen Schultern. Waren sie breiter geworden? Mein Gott, wann hatte er das letzte Mal so heiß ausgesehen?
,,Du riechst so gut", stellte er fest. ,,Ich hab den Geruch vermisst."
Mein Magen zog sich zusammen. Wieso sagte er das? Ausgerechnet jetzt, wo ich gar nicht damit gerechnet hatte. Der Tag hatte ein so friedliches Ende gefunden, wieso musste er das jetzt zerstören? Draco starrte auf meine Lippen. Ich räusperte mich. Oh Gott, er hörte gar nicht auf damit.
,,Wieso... was machst du hier?", fragte ich dummerweise. Aber er sah gar nicht irritiert aus.
,,Ich hab dich gesehen."
Die Antwort war ja mal mindestens halb so dumm wie meine Frage.
Plötzlich spürte ich ihn an meinem Körper. Seine Hand fuhr langsam und bestimmt meine Taille nach oben. Mein Pullover rutschte leicht mit hoch, und seine Finger erwischten ein paar Stellen meiner nackten Haut. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper.
,,Lass das", keuchte ich.
,,Hm", machte Draco. ,,Ich überleg mir noch, ob ich das will."
,,Bitte."
Er lachte. ,,Bitte?"
Seine Finger waren nun vollends unter meinem Pulli verschwunden. Es fehlte nicht mehr viel, dann wäre er bei meinem BH angekommen, doch kurz davor zog er seine Hand blitzschnell zurück.
,,Was...?"
,,Leise!"
Hastig zerrte er mich in eine Nische und presste seine flache Hand auf meinen Mund. Ein paar Schüler schritten munter schwatzend vorüber, ohne auch nur einen Blick in unsere Richtung zu werfen. Langsam zog Draco seine Finger zurück. Er strich sanft über meine Lippen und verfolgte mit seinen Augen gedankenverloren seine Bewegungen.
Mein Hirn wies mich an, schnell zu handeln, irgendetwas zu tun, egal was, Hauptsache nicht so ahnungslos rumstehen. Natürlich hätte ich ihn wegschubsen können, doch stattdessen legte ich meine Hände auf seine Brust und krallte den Stoff leicht zusammen, als wäre er mein Anker im Sturm.
Draco hob seine zweite Hand und legte sie ebenfalls an meine Wange. Dann lehnte er sich nach vorne, sodass sich unsere Stirne sanft berührten. Ich schloss die Augen.
Keine Ahnung, was das hier war, aber ich brauchte es. Und er brauchte es auch.
Nach einer Weile ließ er von meinen Wangen ab und schlang seine Arme eng um meine Taille. Ich klammerte mich an seinem Nacken fest und versuchte, den vertrauten Geruch mit meiner Nase wieder einzufangen. Glücklich stellte ich fest, dass er wie immer roch.
Nach hölzernem Besenstiel, altem Pergament, Minze, lilanen Hyazinthen, und einem Herrenduft, der von seinem Deo stammte.
Ich fühlte sein Herz durch den Umhang schneller schlagen, als ich mit dem Mund sehr nah an seine Wange kam.
Ohne nachzudenken hauchte ich einen kleinen Kuss darauf, drückte ihn anschließend behutsam von mir weg, murmelte ,,Tschüss, Malfoy", und lief davon, ohne mich nochmal umzudrehen.

unconditional affairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt