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Blaise pov.:

Und da war sie.
Natürlich nur in meiner Vorstellung, ich hätte gar nicht gewusst, wie ich mich verhalten sollte, wenn das hier Realität wäre.
Es war, als würde sie daran gewöhnt sein, vor mir zu tanzen, als würde sie das schon jahrelang machen. Die Art, wie sie es tat, war ein klein wenig einschüchternd, aber auch aufregend und niedlich, dass sich mein Magen zusammenzog. Sie setzte behutsam einen Fuß vor den anderen, drehte sich wild und lachte dabei laut. Das knielange, seidene Kleid wehte um ihre langen Beine herum und ich konnte jeden Muskel sehen, der sich an ihrem Körper anspannte, sobald sie zu einer neuen Drehung auf Zehenspitzen ansetzte. Der ganze Raum schien von ihr eingenommen zu sein, mich eingeschlossen, obwohl ich in Wahrheit nicht im Raum gestanden hatte.
In meinem Traum aber tat ich es.
Die langen, glänzenden roten Haare wehten um ihr erfreutes Gesicht herum; alles an ihr glühte, die Augen, die Wangen, die Lippen... Oh Gott, ihre Lippen.
In meiner Vorstellung konnte es ewig so weiter gehen, doch in echt hatte ich irgendwann wegsprinten müssen, weil Harry aufgetaucht war, und sie lachend in die Arme geschlossen hatte. Es hatte nicht mal wehgetan, die beiden zu sehen. Erst Tage später, als ich gemerkt hatte, was ihre kleine Einlage mit mir gemacht hatte. Seitdem ich sie so frei und unvoreingenommen gesehen hatte, stach sie für mich aus der Menge hervor. Klar, das tat sie aufgrund ihres Rotschopfes für viele Menschen, doch es war... anders.
Ich wagte es nie, ihren Blick zu suchen, denn ich wusste, tat ich es einmal, würde ich es immer tun, und so weit durfte es nicht kommen. Menschen brauchten mich, Freunde, Familie, mein manisch depressiv in der Ecke hängender bester Freund zuallererst. Außerdem ging es nicht. Harry war gut, gut für sie, und er hatte alles verdient. Trotz alter Feindschaft hatte ich nicht vor, ein Gefecht mit ihm zu starten, seien es Worte oder Fäuste. Doch trotzdem konnte ich nichts dafür; diese Erinnerung klebte an mir, ließ mich lächeln, hielt mich wach, gab mir Kraft und ließ mich für ein paar Sekunden aus meiner eintönigen Welt hervortreten.
Aber es ging nicht.
Ginny gehörte mir nicht.
,,Ich weiß trotzdem nicht, was ich machen soll."
Dracos tiefe, erschöpfte Stimme holte mich aus meiner Trance. ,,Hm?"
,,Wusste ich doch, das du mir nicht zuhörst. Was ist nur in letzter Zeit mit dir los?"
,,Ich höre zu. Also, was war die Frage?"
,,Penner." Er stand auf und schlug mir gegen den Arm. ,,Du bist nicht besonders hilfreich."
,,Danke", erwiderte ich sarkastisch. ,,Sag es bitte nochmal."
,,Ich weiß nicht, was ich machen soll." Draco sah mich ratlos an. Warum zur Hölle machte er es sich nur immer so schwer?
,,Du gehst mir auf die Nerven."
,,Was hab ich gemacht?"
Ich seufzte. Ein kleines Kind. ,,Du hast alles vor dir, was du willst. Hermine ist buchstäblich vor deiner Nase, doch das ist dir egal! Lieber sitzt du hier oben rum und jammerst die ganze Zeit. Du willst sie? Hol sie dir! Was hält dich davon ab? Andere können nichts machen, nur träumen, warten, bis die Gedanken verschwinden... sei einfach froh über das, was dir gegeben ist." Ups, gegen Ende war mein Monolog etwas zu persönlich geworden.
Draco hatte es gemerkt. Er hatte eine Augenbraue hochgezogen und grinste leicht.
,,Willst du mir vielleicht auch etwas erzählen?"
Ich lehnte meine Stirn gegen den Fensterrahmen und platzierte meinen Arm dazwischen. ,,Nicht jetzt. Nicht heute."
Stille.
,,Okay", sagte er schließlich. ,,Meinst du, ich sollte einfach... mit Hermine reden? Morgen?"
,,Auf dem Ball?" Wolltest du da echt hingehen?"
Draco presste die Lippen zusammen. Ich wusste, was das heißt. ,,Ich muss unsere Familie vertreten", sagte er.
Ich stieß ein leises, kehliges Lachen aus. ,,Du bist so ein Muttersöhnchen, Malfoy."
,,Sag das nochmal." Er war blitzschnell an mich herangetreten und reckte das Kinn. Das brachte mich nur noch mehr zum Lachen.

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