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Hermines pov.:


Arschloch.
Das war alles, an was ich denken konnte, während die Worte nur so aus Lavender heraus sprudelten. Irgendetwas über Dekorationen im Eingangsbereich, ein weißer Mistelzweig mit Kunstschnee als Torbogen über dem Flur, Dessert über Bestellungen aus Hogsmeade ordern, Dresscode ja oder nein, weiße oder silberne Kerzenleuchter.
Es war eine Menge Geschwafel, dem ich nur mit halbem Ohr folgte. Ab und zu nickte ich, brummte, machte „mhm". Lavender schienen meine halbherzigen Antworten gar nicht zu stören, sie schien auch nicht zu bemerken, dass mein Kopf vor Wut und Frust rauchte, und ich mich wirklich zusammenreißen musste, nicht vor allen loszuheulen. Ich hatte ja gewusst, dass ich Draco nicht sonderlich viel bedeutete, aber direkt vor meinen Augen ein anderes Mädchen zu fingern, oder was auch immer seine Hand unterm Tisch zwischen ihren Beinen zu suchen hatte, war wirklich nicht besonders wohlwollend.
Es tat irgendwie weh zu sehen, wie die ganzen Vorurteile, die ich gegen ihn hegte, sich Stück für Stück bewahrheiteten. Kaum war es bei uns vorbei, holte er sich jemand Neues. Und er hatte weiß Gott eine große Auswahl. Auch die quasselnde Lavender vor mir, die wirklich mal die Klappe halten sollte, hatte mal vor mir und Pavati fallen gelassen, wie heiß sie Malfoy trotz der Feindschaft unserer Häuser fand. Pavati hatte daraufhin aufgeregt genickt und beide hatten haltlos gekichert. Selten hatte ich mich so Fehl am Platz gefühlt.
,,Und ja, ich weiß, was du jetzt denkst, Federn hatten wir doch letztes Mal, aber ich habe einfach nicht die Zeit, mir etwas Neues auszudenken. Also, wenn dir etwas einfällt, sag bitte Bescheid, die anderen sind so furchtbare Trantüten ohne Idee und Inspiration, manchmal hab ich das Gefühl, ich bin die Einzige, der das hier am Herzen liegt. Jedenfalls solltest du dir einfach aussuchen, was du machen willst, solange es etwas Nützliches ist. Ich kann nicht noch mehr Leute gebrauchen, die denken, die wissen alles besser und ruinieren am Ende meine ganze Planung. Es ist einfach anstrengend, dauernd zu-..."
,,Hast du's dann?", fragte ich gereizt und war von mir nicht minder überrascht. Lavenders Kopf lief rot an und sie schürzte die Lippen. ,,Na bitte, dann schau doch selbst, wie du's machst. Musst du vielleicht mal wieder durchgevög-..."
,,Ich warne dich, noch ein Wort mehr und ich hetze dir jeden Fluch auf den Hals, den ich kenne, und da ich zwei Noten besser bin als du, in so ziemlich jedem Fach, sind das doppelt so viele wie die, die dir jetzt einfallen."
Empört öffnete sie den Mund, doch bevor sie etwas sagen konnte, wurde sie erneut unterbrochen, aber diesmal nicht von mir. Sondern von Blaise, der sich unergründlicherweise ebenfalls in dieses Projekt eingeschrieben hatte.
,,Draco, da bist du ja endlich. Ich dachte schon, es würde so langweilig bleiben!"
Das Blut in meinen Adern gefror zu Eis. Das konnte doch nicht wahr sein. Wo zur Hölle bekam ich mal Abstand von ihm? Wie würde ich es jemals schaffen meine Gedanken und Gefühle zu ordnen? Mein Herz raste, als ich mich ganz langsam zu den Slytherins umdrehte.
In meiner Brust breitete sich ein stechender Schmerz rasend schnell aus. Draco war nicht allein. Er hatte seine Hand um Elloise Taille gelegt und grinste von einem Ohr zum anderen. Bestimmt hatte er mich noch nicht bemerkt. Hoffentlich blieb das so.
Ich riss Lavender die Kiste mit weißen Federn aus der Hand, zum Glück protestierte sie nicht, und lief schnurstracks auf eine der mächtigen Tannen an den Wänden der großen Halle zu. Wenn ich einfach meine Arbeit tat und alles andere ausblendete, würde das schon funktionieren.
Dean stand auf der anderen Seite des Baumes und verteilte silbernes Glitzer mit seinem Zauberstab darüber. Das machte er recht ungleichmäßig, weswegen Lavender um die fünf Mal vorbei kam, um ihm zu erklären, wie falsch er alles machte. Ich warf Dean währenddessen mitleidige Blicke zu, die er mit einem schiefen Grinsen erwiderte.
Schneller als ich erwartet hatte, gingen mir die Federn aus, nachdem ich gerade mal die Hälfte der Tanne dekoriert hatte. Hastig lief ich zur gegenüberliegenden Seite der Halle und griff nach einer neuen Kiste Federn. Auch die waren beinahe aufgebraucht, also notierte ich zehn Kisten weiße Federn auf dem schwebenden Klemmbrett, auf dem die benötigten Artikel für die Feier aufgelistet waren.
Mit der Kiste marschierte ich zurück zur Tanne und bemerkte zu meinem Missvergnügen, dass Dean nicht mehr vor Ort war. Bestimmt hatte Lavender ihn gefeuert. Ich seufzte laut. Na toll, das würde da spannend werden.
,,Du zeigst mir jetzt ernsthaft die kalte Schulter?"
Ich zuckte zusammen, wandte mich aber nicht um. Das war gar nicht nötig. Ich wusste auch so, wer da stand. Ich erwiderte nichts, schließlich glaubte ich noch immer an die Masche mit dem Ignorieren.
,,Was, echt jetzt? Ich bekomme nicht mal eine Antwort?"
Ich schnalzte genervt mit der Zunge, packte die Griffe an der Kiste und lief um den Baum herum, um mir nun die andere Seite vorzunehmen. Zu meinem Bedauern folgte er mir. Ich griff nach einer handvoll Federn und drapierte sie recht aufwendig an den Ästen der Tanne, damit es so wenig künstlich wie möglich aussah. Die Zweige und waren widerspenstig, und mehrfach musste ich sie auseinander flechten, damit ich etwas mit ihnen anfangen konnte.
Draco sagte in der ganzen Zeit nichts, was mich verwirrte, aber ich machte auch keine Anstalten, mich umzudrehen, um etwas zu sagen.
Einfach ignorieren.
Plötzlich umfasste eine muskulöse Hand mit langen Fingern und silbernen Ringen meine Taille und ich erstarrte. Ein minziger Geruch trat mir in die Nase. Es war ein vertrauter, angenehmer Geruch. Er wagte es doch wohl nicht... Vor all diesen Leuten?
Den Einfluss, den seine Berührungen auf meinen Körper hatten, konnte ich nicht leugnen, dafür hatte ich zu lange in derselben Position verharrt.
,,Hab ich dir eigentlich Mal gesagt, wie sehr ich deine Taille liebe?" Er bohrte seine Finger noch tiefer in mein Fleisch und ich seufzte kaum merklich auf.
,,Das gefällt dir also noch immer. Dachte ich's mir doch."
Er legte auch die andere Hand an meine Taille und zog mich langsam rückwärts, bis ich die Nähe seines Körpers an meinem ausmachen konnte.
,,Draco... nicht...", flüsterte ich verzweifelt.
Er lachte leise auf. Es war ein kehliges, tiefes Lachen. ,,Wie gerne ich jetzt meinen Schwanz in dich rein stecken würde."
Mir lief ein Schauer über den Rücken. ,,Entschuldigung?"
,,Ach, tu nicht so, als würde dich das nicht geil machen. Früher hat es doch schließlich auch immer funktioniert, oder?"
Es dauerte einen Moment, all die Abneigung, die ich ihm gegenüber empfand, zusammenzusammeln. Als ich jeden kleinsten Rest davon aus meinem Herzen in meinen Verstand katapultiert hatte, wandte ich mich ganz langsam zu ihm um und sah ihm mit gerecktem Kinn durchdringend in die Augen.
Überraschung huschte binnen Sekunden über sein Gesicht. Vermutlich hatte er erwartet, dass ich mich wegen Verlangen nach ihm zu ihm umdrehen würde.
,,Fass mich nie wieder so an. Du kannst mich mal."
Dann schob ich mich an ihm vorbei und hatte es mit einem Mal sehr eilig, zu meinem Zimmer zu gelangen.

unconditional affairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt