•08•

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Ich habe mir überlegt, die Villa noch ein wenig besser zu besichtigen.
Schließlich kenne ich fast nur meinen Flur, die Küche und den Keller.
In der Eingangshalle wähle ich die rechte Treppe und steige diese nach oben.
Dort angekommen sehe ich einen langen gut beleuchteten Flur.
Langsam laufe ich diesen entlang und schaue immer wieder in ein paar der Räume.

In keinem ist irgendwas interessantes oder so, bis ich aus der letzten Tür, auf der rechten Seite ein leisen hüsteln höre.
Etwas verwirrt stoße ich die Tür vorsichtig auf.
Mit großen Augen blicke ich in zwei dunkle, alte Augen.
„Ach sind sie Fernando's Partnerin?" Lächelnd betrachtet er mich.
„Äh was? Nein ich-" Versuche ich mich irgendwie raus zureden, was nicht wirklich funktioniert.

„Kommen sie doch rein!" Freundlich hält er mir seine Hand entgegen.

Es wäre schon sehr unhöflich, wenn ich mich jetzt aus dem Staub machen würde.
Mit einem gezwungenen Lächeln trete ich in den Raum und reiche dem alten Mann im Geschäftsanzug meine Hand.

„Brooklyn." Sage ich und ziehe meine Hand wieder zurück.
Während der Mann mir erzählt das er Álvaro Martin heißt, sehe ich mich neugierig im Raum um.

Mitten im Raum steht ein großer Schreibtisch, auf dem sehr viel Papierkram untergebracht ist.
An der hinteren und linken Wand sind riesen Regale angebaut worden, wo wieder Papierkram und Bücher drin verstaut sind.
Auf der rechten Seite ist ein großes Bild von einer hübschen älteren Dame abgebildet.
Wer sie wohl ist?
Seine Mutter vielleicht?

Und da mir jetzt auch mal klar wird, das ich in Fernando's Arbeitszimmer stehe, gefriert mir das Blut in den Adern.
Er hat mir befohlen hier niemals rein zugehen.
Fuck!
Ich hab echt kein Bock auf noch mehr Stress.

„Es tut Mir leid Mr. Martin, aber ich muss jetzt wieder gehen." Unterbreche ich ihn, während er sich ein kleines Glas Bourbon eingießt.
„Aber Fernando wollte gleich wieder kommen." Meint er und nimmt einen kleinen Schluck.

DAS IST JA DAS PROBLEM!!

„Ja, ich müsste trotzdem jetzt dringend los." Gestresst will ich gerade die Tür öffnen, da öffnet sie schon jemand anderes von außen.
Fuck fuck fuck...
Ich bin so gut wie tot.

Und wie erwartet blicke ich in zwei böse funkelnde Augen.
„Fernando ich-"
„Ich habe dir gesagt du sollst niemals hier rein!" Zischt er aufgebracht und betont das Wort niemals besonders dolle.

Aber wieso sollte ich hier nicht rein?
Ich verstehe den Grund nicht...

„Raus!" Befielt er mir und zeigt mit dem Finger in den Flur.
Mit dem Kopf gesenkt, gehorche ich seiner Anweisung und bleibe schwer schluckend vor dem Raum stehen.

„Entschuldigen sie mich noch kurz Mr, Martin..." Grummelt er und schleißt die Tür, so das Fernando und ich in Ruhe reden können.
Wohl eher umbringen können...

Ich bereite mich gerade mental darauf vor, das er mich jeden Moment anschreien würde, doch er tut es nicht.
Verwundet sehe ich ihn an.
„Sag doch was!" Meine ich nervös und kaue auf meiner Unterlippe rum.

„Brook..." Er atmet schwer aus. „Ich habe da einen sehr wichtigen Kunden im Raum sitzen und du störst gerade extrem!"

Wow... das hat gesessen.

Emotionslos blicke ich ihn an.
„Ich werde da jetzt rein gehen und du verschwindest hier! Verstanden?!"
Ich nicke stumm und schaue ihn verletzt an.
Er hat wohl nicht gemerkt wie er mich mit seinen Worten verletzt hat.
Ich weiß es ist total dämlich, das ich mich in seine Worte so rein steigere...
Aber irgendwie hat es mich getroffen.
Ich wusste nicht das ich ihn so nerve.
Warum bin ich dann hier?!

Ich rümpfe mir meine Nase, drehe mich von Fernando weg und laufe zur Treppe.
Ich spüre einen stechenden Blick auf meine Rücken, bis ich die Tür des Büros zuknallen höre.

Unten angekommen, bellt mich Peligro plötzlich von der Seite an.
„Hey." Sage ich leise und laufe weiter zur großen Ausgangstür, doch er folgt mir.
„Peligro lass mich in Ruhe!" Wütend mache ich eine Handbewegung, das er mich in Frieden lassen soll.
Doch aus irgendeinem Grund lässt er mich nicht in Ruhe.

Mit großen Augen sieht er mich an und läuft zu seinem Körbchen, welches nahe an der Eingangshalle ist.
Auf dem Weg dort hin dreht er sich immer wieder zu mir um.
Will er das ich ihm folge?
Verwirrt kräusle ich meine Stirn und folge diesem Hund tatsächlich zu seinem Körbchen, in welches er sich einen schönen Platz zum hinsetzten sucht.

Doch er schaut mich immer noch so erwartungsvoll an...
Warten mal? Will er Leckerlis?
Wo sind die denn?
Aber er sieht nicht hungrig aus.
Nachdenklich knie ich mich vor ihm hin.
„Was willst du denn?" Fragend streiche ich ihm über seinen Kopf, was er total genießt.

Vielleicht will er auch gerade nur so wie ich eine Umarmung.
Seufzend lasse ich mich neben dem Hund nieder und lege meinen Kopf auf seinen Rücken, nachdem Peligro sich auch einen schönen Platz für seinen Kopf auf seinen Pfoten gesucht hat.
Er gähnt er noch einmal schläfrig und döst tatsächlich ein.
Sein Ernst?

Doch ich höre nicht auf ihn zu kraulen.
Er genießt es und ich genieße es.

Um ehrlich zu sein vermisse ich meine Familie.
Meine Mutter habe ich das letzte mal zu Hause gesehen, wo sie dachte das ich auf diese scheiß Party gehe...
Und mein Vater... dem habe ich sein Leben gerettet und muss dafür für irgendeine dumme Mission hier rum hocken.

Ufff wie ich mein Leben hasse.

Eine Träne kullert meine Wange hinunter und langsam werden meine Augenlieder tatsächlich schwerer.
Toll jetzt werde ich auch noch müde.
Doch ich habe echt gerade keine Kraft und kein Bock hoch in mein Zimmer zu laufen.
Und tatsächlich penne ich mit dem Hund in seinem Körbchen ein.

•••

„Brook?" Höre ich im Halbschlaf eine Stimme flüstern.
Doch ich antworte nicht, da ich viel zu müde dafür bin.
Ich spüre wie derjenige mir über meine Wange streicht, an der eben noch meine getrocknete Träne lag.
Und schon im nächsten Moment werde ich vorsichtig hochgenommen.
Ich spüre den Herzschlag von der Person. Er beruhigt mich.
Ohne weiter zu warten, werde ich die Treppe hoch getragen, bis ich in einem weichen Bett liege und vorsichtig zugedeckt werde.

Ich bin schon wieder fast ganz am schlafen, da spüre ich einen warmen Körper neben mir.
Er strahlt Wärme und Geborgenheit aus, was mich irgendwie sicher füllen lässt...
Seufzend drehe ich mich so, das ich mit meinem Kopf an der Brust lehne.

Und schon bin ich wieder fest am schlafen.

Wer wohl der jemand ist? ;)

I don't belong to you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt